Berliner KI-Startup

Telekom und Nvidia steigen bei N8n ein

Das Berliner Startup N8n, das Firmen KI-gestützte Programmierhilfe bietet, hat bei Investoren 180 Mill. Dollar eingesammelt. Die Bewertung ist dabei auf 2,5 Mrd. Dollar geklettert – den europäischen Branchen-Star Lovable hat N8n damit überholt. Zu den neuen Geldgebern der Berliner gehören unter anderem die Deutsche Telekom und Nvidia.

Telekom und Nvidia steigen bei N8n ein

Deutschland hat einen Low-Code-Star

Berliner KI-Startup N8n jetzt mit 2,5 Mrd. Dollar bewertet – Deutsche Telekom und Nvidia steigen ein

kro Frankfurt

Low-Code, No-Code, Vibe-Code: Unter Software-Entwicklern haben sich in den vergangenen Jahren verschiedene Konzepte rund um das Programmieren mit wenig oder gar keinen Programmierkenntnissen herausgebildet. Befördert durch die rasanten technologischen Entwicklungen in der KI verspricht der Trend große Effizienzgewinne in der Wirtschaft. Denn Chatbots wie ChatGPT oder Claude können mittlerweile in wenigen Minuten Programmiercode generieren, für den menschliche Entwickler teils mehrere Wochen brauchen. 

Startups, die sich diese Fähigkeiten zunutze machen und damit Tools zur unkomplizierten Entwicklung von Apps, Webseiten oder KI-Agenten kreieren, haben in der jüngeren Vergangenheit viel Aufmerksamkeit von Investoren erhalten. Ein prominenter US-Vertreter trägt den Namen Anysphere und wurde im Juni mit fast 10 Mrd. Dollar bewertet. In Europa gilt das schwedische Startup Lovable als Star der Branche, der ebenfalls im Juni mit 1,8 Mrd. Dollar bewertet wurde.

Aus Deutschland gibt es mit N8n aber auch einen Low-Code-Player, der sich zunehmender Prominenz erfreut und nun offiziell sogar auf eine höhere Bewertung kommt als Lovable. Die 2019 von dem Programmierer Jan Oberhauser gegründete Firma mit Sitz in Berlin hat in einer Finanzierungsrunde 180 Mill. Dollar eingesammelt und dabei eine Bewertung von 2,5 Mrd. Dollar erzielt. Die Gesamtfinanzierung liegt damit bei 240 Mill. Dollar, wie es in einer Mitteilung heißt. Lovable hat laut Medienberichten bislang etwa 224 Mill. Dollar eingesammelt.

Zu den neuen Geldgebern von N8n gehören unter anderem der Chipriese Nvidia und die Deutsche Telekom. Die Bonner arbeiten seit September zusammen mit N8n an der Entwicklung von KI-Agenten für die Geschäftskundensparte. Daneben ist auch der US-Startup-Investor Accel bei N8n eingestiegen und hat sich als Hauptgeldgeber an der Runde beteiligt. Die Amerikaner scheinen im Bereich Low-Code nichts anbrennen lassen zu wollen, sind sie doch gleichzeitig in diesem Jahr bei Anysphere und Lovable eingestiegen.

Überzeugt haben dürften bei der Entscheidung vor allem die Wachstumsraten der Unternehmen: N8n hat nach eigenen Angaben den Umsatz 2024 verzehnfacht, nennt dabei aber keine konkreten Zahlen. Lovable kam im Juli auf einen aufs Jahr hochgerechneten Umsatz von 100 Mill. Dollar. Anysphere lag Berichten zufolge im Juni bei 500 Mill. Dollar. Das US-Startup wurde erst 2022 gegründet.

Branche hat ein schwarzes Schaf

Investoren haben die in Aussicht gestellten Wachstumszahlen nach dem Kollaps des britischen Startups Builder.AI womöglich etwas genauer geprüft. Die Londoner Firma, die ebenfalls am Markt für KI-Programmierhilfe mitmischen wollte, meldete im Mai Insolvenz an, nachdem deren Kreditgeber Mittel in Höhe von 40 Mill. Dollar beschlagnahmt hatten. Eine Prüfung hatte ergeben, dass das Unternehmen im Jahr 2024 nicht wie behauptet auf einen Umsatz von 220 Mill. Dollar kam, sondern lediglich auf 50 Mill. Dollar.

Gegen den Gründer Sachin Dev Duggal wurde zudem Geldwäschevorwürfe erhoben und als wäre das nicht genug, soll das Startup bei seiner Technologie auch noch Kunden getäuscht haben: Statt einer KI sollen menschliche Entwickler aus Indien die Programmiercodes geliefert haben. Erste Vorwürfe, dass das Mutterunternehmen Engineer.AI die Fähigkeiten von Builder.AI stark überzeichnet, waren bereits 2019 laut geworden. 2023 stieg Microsoft als strategischer Investor ein.

Bei N8n sind die Geldgeber aber guter Dinge. Die Plattform sei zum „Gehirn hinter der Orchestrierung von zahlreichen Arbeitsprozessen in Unternehmen, Behörden und in der KI-Entwicklung geworden“, sagt Accel-Partner Ben Fletcher. Das Kundenwachstum habe zuletzt „explosionsartig“ zugelegt. Laut Angaben von N8n kam die Firma zuletzt auf 700.000 Nutzer.

Mit Matt Miller zählt N8n noch einen weiteren renommierten Tech-Investor zu seinen Gesellschaftern. Der ehemalige Sequoia-Partner hatte 2020 erstmals über die US-Wagniskapitalfirma Geld in das Berliner Startup gesteckt. Zuletzt hat Miller mit Evantic Capital dann seinen eigenen Tech-Fonds namens Evantic Capital an den Start gebracht und sich darüber an der jetzigen Finanzierungsrunde erneut beteiligt.