Ericsson verschärft Sparkurs
Telekomausrüster
Ericsson verschärft Sparkurs
Telekomausrüster spürt schwache Nachfrage im Kerngeschäft – Finanzvorstand Mellander geht von Bord
hei Frankfurt
Der schwedische Telekomausrüster Ericsson betrachtet die geschäftliche Entwicklung im laufenden Jahr als schwer vorhersehbar und rechnet deshalb zumindest für die erste Jahreshälfte weiterhin mit eher schwachen Margen. Global stehen die Telekomnetzbetreiber bei Investitionen auf der Bremse, auch wenn die Nachfrage in Indien im ersten Quartal eine Ausnahme bildete und Umsatz und Ergebnis einen Schub verlieh, teilte der Konzern mit. Angesichts mauer Aussichten verschärft Ericsson den Sparkurs. Es bleibe allerdings bei dem im Februar angekündigten Abbau von global 8.500 Stellen, sagte Fredrik Jejdling, Chef der Netzwerksparte, zu Journalisten von Mobile World. Weil Unternehmenschef Börje Ekholm auch im zweiten Quartal nur mit einer niedrigen operativen Marge rechnet, stockt das Unternehmen sein Sparziel auf, wie mitgeteilt wird. Die Schweden gehen davon aus, dass sie 2023 allenfalls später im Jahr wieder mehr Dynamik spüren. Im ersten Quartal sackte die um Umbaukosten bereinigte Marge vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,4 Prozentpunkte auf 7,7% ab. Im laufenden zweiten Vierteljahr dürfte sie auch nur im mittleren einstelligen Bereich liegen.
Die Aktie stürzte im Handel in Stockholm um rund 3% ab. Sie hat im Jahresverlauf bisher 6% verloren, binnen Jahresfrist fast 30%. Abgesehen von schwachen Geschäften hat den schwedischen Telekomausrüster zuletzt auch ein langwieriges Korruptionsverfahren gebeutelt, das unter anderem milliardenschwere Strafen der US-Börsenaufsicht SEC nach sich zog. Eine verfehle M&A-Strategie zwang das Unternehmen überdies zu Portfoliobereinigungen und Abschreibungen.
Laufende Kosten stärker senken
Die operative Marge soll sich im Jahresverlauf schrittweise erholen. Bis Ende 2023 will Ericsson die laufenden jährlichen Kosten nun um 11 Mrd. skr (970 Mill. Euro) gesenkt haben, anstatt wie zunächst angekündigt nur um 9 Mrd. skr. Der Konzern verkündet überdies überraschend den Abschied von Finanzchef Carl Mellander, der das Unternehmen durch einen schweren Turnaround begleitet hat. Er scheidet 2024 aus. Die Suche nach einem Nachfolger sei eingeleitet. Bei Ericsson macht unter anderem der aktivistische Investor Cevian Druck.
Dank des insgesamt um 14% auf 62,6 Mrd. skr. (5,5 Mrd Euro) gewachsenen Umsatzes ging das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) im ersten Quartal lediglich um 3% auf 4,8 Mrd. skr zurück. Damit fiel es spürbar besser aus, als Analysten befürchtet hatten. Weil die Kosten, unter anderem für den Umbau, jedoch arg zu Buche schlugen, schmolz der Nettogewinn um nahezu die Hälfte auf 1,6 Mrd. skr. Für das Sparprogramm dürften laut Ekholm dieses Jahr 7 Mrd. skr an Sonderkosten anfallen, von denen mehr als die Hälfte im zweiten Quartal gebucht werden dürften.
Ericsson kämpft derzeit mit der Zurückhaltung großer Mobilfunknetzbetreiber, die bereits früh in neue Technik rund um den modernen Mobilfunkstandard 5G investiert hatten und jetzt ihre Lagerbestände abbauen. Aus eigener Kraft, das heißt ohne Zukäufe und Wechselkurseffekte, hätte der Umsatz der Schweden insgesamt stagniert. Der Umsatz der Netzwerksparte kletterte zwar um 4% auf 42,5 Mrd. skr. Organisch war das Kerngeschäft, das für 68% vom Konzern steht, allerdings um 2% rückläufig. Hier wirkt sich vor allem die Schwäche in den USA aus, die Ericsson seit einiger Zeit verzeichnet, denn dort haben die Kunden früher als anderswo in 5G investiert und der Investitionszyklus ist praktisch schon durchlaufen. Die bereinigte Rohmarge in dem Bereich sank zudem spürbar.
Ericsson kämpft mit Kostendruck und schwachen Geschäften, die Marge ist unter Druck. Deshalb wird das Sparprogamm ausgeweitet, denn Besserung ist zumindest im ersten Halbjahr nicht in Sicht. Finanzchef Carl Mellander verlässt das Unternehmen überraschend 2024. Die Aktie sackte in Stockholm rund 7% ab.