Thomas Cook stellt Airlines ins Schaufenster

"Strategische Überprüfung" - Lufthansa hat angeblich Interesse an Condor-Langstrecke - Börse applaudiert

Thomas Cook stellt Airlines ins Schaufenster

Der Reisekonzern Thomas Cook will sich von seinen Airlines trennen. Dem Vernehmen nach werden bereits informelle Gespräche geführt, die Lufthansa soll Interesse am Langstreckengeschäft der Condor haben. Thomas Cook braucht den Mittelzufluss, um in sein Hotelgeschäft investieren zu können. lis Frankfurt – Der Reisekonzern Thomas Cook erwägt die Trennung von seinen Fluggesellschaften. Nach einem schwachen Jahr 2018 benötigt das Unternehmen Mittel, um die Bilanz aufzupolieren und in sein Hotelgeschäft zu investieren. Die Pläne seien in einer frühen Phase und alle Optionen würden in Betracht gezogen, betonte CEO Peter Fankhauser am Donnerstag.Dem Vernehmen nach werden bereits informelle Gespräche geführt, die Lufthansa soll Interesse am Langstreckengeschäft der deutschen Cook-Airline Condor angemeldet haben. Zu potenziellen Käufern oder Investoren will sich Thomas Cook nicht äußern, nur so viel: “Unternehmen, die die Konsolidierung in Europa vorantreiben wollen, werden sich unsere Airlines anschauen”, sagt der für das Fluggeschäft zuständige Thomas-Cook-Vorstand, Christoph Debus, der Börsen-Zeitung. Am Mittwoch seien Investmentbanken beauftragt worden, den Prozess aktiv zu begleiten.Beim möglichen Wert der Airlines gehen die Analysten-Meinungen auseinander, Schätzungen reichen von 700 Mill. Euro bis zu über 3,5 Mrd. Euro. Das Fluggeschäft ist derzeit die profitabelste Sparte des Konzerns. Allerdings muss vor allem beim deutschen Ableger Condor kräftig investiert werden, dessen Langstreckenflieger Boeing 767 sind in die Jahre gekommen. Eigentlich sollte bereits bis Jahresende eine Entscheidung getroffen sein, welcher Flugzeugtyp angeschafft wird (vgl. BZ vom 24.5.2018). Das ist nicht passiert. Aber man arbeite an der Flottenerneuerung, betont Debus. Daran ändere auch die “strategische Überprüfung” des Fluggeschäfts nichts.An der Börse wurden die Pläne positiv aufgenommen. Die Aktie von Thomas Cook lag um die Mittagszeit mit fast 14 % im Plus, am Abend waren es noch plus 9,2 %. Gerüchte darüber, der Reisekonzern könne sich von seinem Fluggeschäft trennen, hatte es schon seit längerem gegeben. Das Airline-Geschäft wird als eigene Einheit geführt und ist rechtlich mittlerweile in einer “ordentlich kapitalisierten” eigenen Holding gebündelt. Bei der Erläuterung der neuen Struktur hatte Debus im Frühsommer bereits darauf verwiesen, dass diese dem Konzern die Möglichkeit gebe, “über Investoren nachzudenken”. Das habe aber derzeit keine Priorität (vgl. BZ vom 24.5.2018). Das hat sich mittlerweile geändert. Lufthansa soll Interesse am Frankfurter Langstreckengeschäft der Condor haben, die bereits bis 2009 zum deutschen Marktführer gehörte. Am größten deutschen Flughafen ist der Konzern mit seiner Tochter Eurowings, die ebenfalls auf der touristischen Fernstrecke unterwegs ist, noch nicht präsent. Eine Übernahme der Kurz- und Mittelstrecken von Condor gilt dagegen kartellrechtlich als nahezu unmöglich, nachdem sich die Lufthansa bereits einen großen Teil des Air-Berlin-Geschäfts einverleibt hat. Das Europageschäft der Thomas Cook Airlines wäre aber womöglich für Easyjet oder Ryanair interessant. In der Branche wird es daher für wahrscheinlich gehalten, dass die Thomas Cook Airlines nicht als Ganzes verkauft werden. “Ein Verkauf als Ganzes hat Vorteile”, sagt indes Debus. “Wir haben sehr viele Synergien geschaffen, diese aufzulösen, würde Mehrkosten verursachen. Aber sämtliche Optionen, auch ein Verkauf von Teilen, werden geprüft.” Hohe VerschuldungDie TC-Airlines haben zusammen 103 Flugzeuge in Deutschland, Großbritannien und Skandinavien sowie auf Mallorca stationiert. Pauschalreisende des Konzerns machen rund ein Drittel der Passagiere aus, nachdem der Verkauf von Einzeltickets zuletzt deutlich gestiegen war. Mit einem Investor würde für die Zukunft eine Kooperation vereinbart, um die Thomas-Cook-Gäste zu ihren Zielen zu bringen, sagte Debus. Auch Tui-Chef Fritz Joussen hatte vor einigen Jahren wiederholt laut über den Verkauf der konzerneigenen Ferienflieger nachgedacht. Nachdem auch ein geplantes Joint Venture mit dem ehemaligen Air-Berlin-Großaktionär Etihad nicht zustande gekommen ist, liegen solcherlei Pläne derzeit auf Eis. Vielmehr wird auch Tui nun als möglicher Interessent für die Airlines des Konkurrenten genannt.Im vergangenen Geschäftsjahr bis Ende September 2018 war Thomas Cook wegen des heißen Sommers in Mitteleuropa und Großbritannien in die roten Zahlen gesackt. Vor allem in Großbritannien lief es Fankhauser zufolge schlecht: Der bevorstehende Brexit und das schwache Pfund drückten auf die Nachfrage, viele Briten nutzten das gute Wetter für einen Urlaub in der Heimat. Die Netto-Schulden bezifferte der Konzern zum Jahreswechsel auf rund 1,6 Mrd. Pfund, zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres (30.9.2018) waren es noch 359 Mill. Pfund gewesen. Allerdings gilt das gerade abgelaufene erste Geschäftsquartal – Oktober bis Dezember – als üblicherweise schwaches Vierteljahr. Der um Sonderposten bereinigte operative Verlust wuchs in diesem Zeitraum um 14 Mill. auf 60 Mill. Pfund. Angesichts der bisher eingegangen Sommerbuchungen will Thomas Cook das Angebot an Urlaubsreisen jetzt zurückfahren. Am Vorabend hatte schon der weltgrößte Reisekonzern Tui seine Gewinnpläne für das laufende Geschäftsjahr eingedampft.