Thyssenkrupp einigt sich mit IG Metall

Konzern sichert Gewerkschaft Eckpunkte zum Tarif für geplanten Verkauf der Aufzugssparte zu

Thyssenkrupp einigt sich mit IG Metall

cru Frankfurt – Thyssenkrupp kommt mit den Vorbereitungen für den geplanten Verkauf der 15 Mrd. Euro schweren Aufzugssparte voran. Der Konzern, der seit Oktober von der neuen Vorstandschefin Martina Merz geführt wird, sichert den im Unternehmen einflussreichen Gewerkschaftern der IG Metall schriftlich zu, “dass bei jeglicher Art von Transaktion der Aufzugssparte Tarifbindungen und Mitbestimmungsstrukturen fortgeführt werden”, wie am Freitag die IG Metall NRW mitteilte, die von Thyssenkrupp-Elevator-Vizeaufsichtsratschef Knut Giesler geführt wird. Wesentliche Punkte zur Absicherung der Zukunftsfähigkeit von Elevator seien fixiert.Dabei handele es sich um Investitionen für Aus- und Weiterbildung, Forschung und Entwicklung, Qualifizierungsmaßnahmen und Personalentwicklung. Thyssenkrupp verpflichte sich, dass mit einem möglichen Erwerber – unabhängig ob Mehrheit oder Minderheit – oder bei einem Börsengang weitere Verhandlungen mit der IG Metall und dem Betriebsrat über Beschäftigungs- und Standortsicherung geführt werden. Bis zu diesem Zeitpunkt würden keine weiteren Personalmaßnahmen durchgeführt in der Sparte, die 50 000 der 160 000 Mitarbeiter des Konzerns beschäftigt. Mit einem potenziellen Erwerber werde über Standort- und Beschäftigungssicherung verhandelt, damit es keine betriebsbedingten Kündigungen bei Elevator gebe. Auktion läuftDer Verkauf der Aufzugssparte wird von J.P. Morgan, Deutscher Bank und Goldman Sachs vorbereitet. Derzeit läuft die Due Diligence. Im Januar werden verbindlichere Offerten erwartet, wie aus Bankenkreisen verlautet. Zu den strategischen Kaufinteressenten zählen der finnische Wettbewerber Kone und der japanische Hitachi-Konzern mit Bank of America und Barclays an ihrer Seite. Hinzu kommt ein halbes Dutzend Finanzinvestoren, die an der Aufzugssparte interessiert sind, darunter etwa Advent. Thyssenkrupp braucht die Einnahmen aus dem Verkauf, weil der Konzern jährlich rund 500 Mill. Euro an Pensionen auszahlen muss sowie rund 8,5 Mrd. Euro ungedeckter Pensionslasten hat und darüber hinaus 5 Mrd. Euro Schulden, eine teure Sanierung von Anlagenbau und Automobilzuliefersparte wie auch 350 Mill. Euro Kartellstrafe finanzieren muss.Der Ton bei Thyssenkrupp wird deshalb rauer. Vorstandschefin Merz will die Sanierung des angeschlagenen Traditionskonzerns rasch vorantreiben. Eine weitere Hängepartie kann sich das chronisch eigenkapitalschwache Unternehmen auch nicht leisten. Details zur Strategie sollen Investoren beim Kapitalmarkttag am 11. Dezember erfahren. Betriebsräte beurteilen das vom Vorstand vorgelegte Konzept für den Umbau des Stahlbereichs, nach dem 2 000 von 27 000 Arbeitsplätzen abgebaut werden und der operative Gewinn um 600 Mill. Euro steigen soll, skeptisch. “Es gibt Licht und es gibt Schatten”, sagte Stahlbetriebsratschef Tekin Nasikkol. “Wir können definitiv keine Entwarnung geben.” Zwar solle es nach den Plänen des Stahlvorstands massive Investitionen geben. Diese seien aber nicht sicher. Aktienkurs steigtDer Kurs der im MDax notierten Thyssenkrupp-Aktie reagierte am Freitag mit einem Plus von zeitweise 1,4 % auf 11,52 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit in zwei Jahren mit zwei Chefwechseln, zwei Strategiewenden und drei Gewinnwarnungen auf 7 Mrd. Euro halbiert.