Thyssenkrupp kappt früh im Jahr die Prognose
Thyssenkrupp kappt die Prognose
Wertberichtigung in der Stahlsparte – Aktienkurs gerät stark unter Druck
ak Düsseldorf
Wertberichtigungen und eine schwache Nachfrage haben Thyssenkrupp im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres zugesetzt. Der Stahl- und Industriekonzern sah sich gezwungen, die Prognose für das Gesamtjahr auf Ebene des Umsatzes und des Nettoergebnisses schon früh im Jahr wieder zu reduzieren. Bei den Erlösen geht der seit Jahresbeginn auf fünf Mitglieder erweiterte Vorstand statt einer leichten Steigerung jetzt von einer Stagnation aus. Das Konzernergebnis soll nach den abschreibungsbedingten tiefroten Zahlen im Vorjahr in Höhe der Nulllinie landen. Zuvor hatte das Management auf einen positiven Wert im günstigsten Fall sogar im mittleren dreistelligen Millionenbereich gehofft.
Die Investoren reagierten am Mittwoch vergrätzt. Die Aktien des MDax-Konzerns brachen kurz nach Handelsstart um rund 10% ein.
Tief in roten Zahlen
Im ersten Quartal landete Thyssenkrupp erneut tief in roten Zahlen. Der Konzern verbuchte einen Fehlbetrag von 305 Mill. Euro, nachdem ein Jahr zuvor noch ein Gewinn von knapp 100 Mill. Euro ausgewiesen worden war. Ein wesentlicher Grund für die Entwicklung waren Wertberichtigungen von rund 200 Mill. Euro vor allem in der Stahlsparte. Finanzchef Klaus Keysberg betonte in einer Telefonkonferenz, die Abschreibungen seien technischer Art und auf den gestiegenen risikofreien Zins zurückzuführen. Dadurch sind die Kapitalkosten gestiegen, die sich auf die Bewertung niederschlagen. Keysberg wies daraufhin, dass der Zins mittlerweile wieder sinke und bezeichnete eine Zuschreibung in den kommenden Monaten als möglich.
Stahl-Buchwert konstant
Der Auftragseingang von Thyssenkrupp lag zwischen Oktober und Dezember mit knapp 8 Mrd. Euro um 13% unter dem Vorjahreswert. Die größten Einbußen verzeichneten das europäische Stahlgeschäft sowie Materials Services, die zusammen 1,1 Mrd. Euro weniger Aufträge an Land zogen. Das lag laut Zwischenbericht sowohl an Preis- als auch an Mengenrückgängen. Im Stahlgeschäft habe die geringere Nachfrage der Automobilkunden belastet, so Keysberg.

Um die Zukunft des Stahlgeschäfts wird weiter gerungen. Seit vergangenen Herbst verhandelt Thyssenkrupp über ein Joint Venture für Steel Europe mit dem Energiekonzern EPH des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky. Der soll einen Anteil der Sparte übernehmen. Im Raum stehe eine Beteiligung von 50%, wie Keysberg bestätigte. Thyssenkrupp erhofft sich dafür Zugang zu günstigen Strompreisen. Nach wie vor gelte: „Wir sind in konstruktiven Gesprächen mit dem potenziellen Erwerber“, sagte Keysberg. Der Buchwert von Steel Europa, der Ende September mit rund 3,6 Mrd. Euro beziffert worden war, sei „mehr oder weniger stabil“ geblieben.
Das Thyssenkrupp-Management selbst bewertete das Abschneiden im ersten Quartal angesichts der schwachen Konjunktur als robust. Das bereinigte Konzern-Ebit rutschte um 50% auf 84 Mill. Euro ab. Für diese Kennzahl bestätigte der Vorstand jedoch seine bisherige Prognose und geht von einer Steigerung auf einen Wert im hohen dreistelligen Millionenbereich aus.
Erste Effekte durch „Apex“
Laut Keysberg haben erste positive Effekte aus dem angestoßenen Effizienzprogramm namens Apex das operative Ergebnis gestützt, die konkrete Höhe wollte er aber nicht beziffern. Mit Apex will der Konzern bis zum Geschäftsjahr 2024/25 das bereinigte Ebit um 2 Mrd. Euro verbessern.
Thyssenkrupp in Zahlen | ||
in Mill. Euro | Q1 2023/24 | Q1 2022/23 |
Auftragseingang | 7.973 | 9.177 |
Umsatz | 8.181 | 9.018 |
Ebitda | 238 | 485 |
Ebit | -185 | 246 |
Bereinigtes Ebit | 84 | 168 |
Nettoergebnis | -305 | 98 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | -0,50 | 0,12 |
Free Cashflow | -499 | -350 |
Der Stahl- und Industriekonzern hat im ersten Quartal tiefrote Zahlen präsentiert. Die kaum drei Monate alte Prognose für das laufende Geschäftsjahr ist damit in Teilen schon wieder überholt. Vor allem die beiden größten Sparten kämpfen mit Nachfragerückgängen. Die Zukunft der Stahlsparte ist weiterhin offen.