Der Rotstift kreist

Thyssenkrupp Steel tritt aus Stahlverband aus

Zur Unzeit: Wenige Tage vor dem Stahlgipfel in Berlin wird der Austritt von Thyssenkrupp Steel aus dem Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl bekannt.

Thyssenkrupp Steel tritt aus Stahlverband aus

Thyssenkrupp Steel tritt
aus Stahlverband aus

Sparmaßnahme – López fährt zu Stahlgipfel nach Berlin

ab Köln

Es hätte kaum einen schlechteren Zeitpunkt geben können: Wenige Tage vor dem Stahlgipfel in Berlin wird der Austritt von Thyssenkrupp Steel aus der Wirtschaftsvereinigung Stahl bekannt. Der Lobbyverband und das Unternehmen bestätigten, dass der Stahlhersteller seine Mitgliedschaft zum 31. Januar 2026 gekündigt habe. Das Unternehmen begründete die Entscheidung damit, „den Ressourceneinsatz möglichst effizient“ gestalten zu wollen. Sprich: Hinter der Entscheidung stehen Kostengründe.

Thyssenkrupp Steel ist nicht irgendein Stahlproduzent in Deutschland – es ist der größte Stahlhersteller der Republik. Allerdings befindet sich nicht nur die Branche in einer tiefen Krise, sondern vor allem die Stahlsparte von Thyssenkrupp. Neben den schwierigen Rahmenbedingungen wie hohen Energiekosten, einer Importflut aus China und der schwachen Nachfrage aus wichtigen Abnehmerindustrien kämpft die energieintensive Industrie auch mit der kostspieligen Transformation. In Duisburg kommen hausgemachte Probleme dazu. Erst in der vorigen Woche musste Stahlchef Dennis Grimm seinen Hut nehmen. Er war nur gut ein Jahr im Amt.

In Diskussionen beteiligt bleiben

Für Donnerstag hat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) nun zum Stahlgipfel nach Berlin geladen. Neben Vertretern der Branche – Thyssenkrupp Steel wird von Thyssen-Chef Miguel López vertreten – sollen mehrere Mitglieder des Bundeskabinetts teilnehmen, darunter Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD), Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) sowie Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD). Ihre Teilnahme angekündigt haben zudem die Ministerpräsidenten der Länder mit Stahlproduktion.

Die Entscheidung stelle ausdrücklich keine Abkehr vom branchenweiten Austausch zu politischen Themen von gemeinsamem Interesse dar, heißt es seitens Thyssenkrupp Steel. Als größter heimischer Produzent sei man sich seiner Verantwortung bewusst und werde den Dialog mit Politik, Regulierern und Marktpartnern auch künftig engagiert führen. Deutschland ist der mit Abstand größte Stahlproduzent in Europa. Die EU-Kommission hatte im Oktober Schutzmaßnahmen für die Stahlindustrie angekündigt. Demnach soll die Menge für zollfreie Importe nahezu halbiert werden. Für darüber hinausgehende Mengen soll der Zollsatz auf 50% verdoppelt werden.