Thyssenkrupp streicht die Dividende

Entscheidung zu Aufzügen fällt im ersten Quartal - Transformation braucht Zeit - Nahe Zukunft in Moll

Thyssenkrupp streicht die Dividende

Nach einem dramatischen Geschäftsjahr, das nicht nur operativ herausfordernd war, sondern letztlich auch zu einem personellen Revirement führte, streicht Thyssenkrupp die Dividende. Die eingeleitete Restrukturierung soll forciert werden, so dass im neuen Turnus ein nochmals höherer Verlust erwartet wird. Alle Karten werden jetzt auf den Verkauf der Aufzugssparte gesetzt.ab Essen – Die Bilanz von Thyssenkrupp für das abgelaufene Geschäftsjahr ist desaströs ausgefallen. Nicht nur operativ war ein dramatischer Einbruch zu verschmerzen, wie der Vorstand bei der Bilanzvorlage erläuterte – das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern schmierte auf 44 % auf 802 Mill. Euro ab. Zugleich prangt unter dem Strich ein Verlust von 306 Mill. Euro. Dadurch und aufgrund der gestiegenen Pensionsverbindlichkeiten schnurrte die Eigenkapitalquote per 30. September auf 6,1 % zusammen. Ebenso dramatisch sieht es beim Mittelabfluss aus, der sich auf 1,3 (i.V. -0,1) Mrd. Euro ausweitete. Vor diesem Hintergrund wird die Dividende für den abgelaufenen Turnus gestrichen. “Schwer auszuhalten”Besserung ist so schnell nicht in Sicht. Im Gegenteil: Zwar wird für den neuen Turnus mit einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern auf dem schwachen Vorjahresniveau gerechnet. Unter dem Strich wird sich der Verlust jedoch noch einmal spürbar ausweiten. Grund ist die geplante Intensivierung der Restrukturierung, die sich abermals in hohen Sonderlasten niederschlagen wird, heißt es.Dennoch wird es nach Einschätzung der seit Oktober amtierenden Vorstandschefin Martina Merz zwei bis drei Jahre dauern, bevor die Effizienzmaßnahmen ihre volle Wirkung entfalten. “Das wird dauern und manchmal wird der Prozess auch schwer auszuhalten sein”, sagte Merz. Sie selbst wird aber aller Voraussicht nach nicht so lange an der Vorstandsspitze stehen, hat der Aufsichtsrat sie doch nur für zwölf Monate entsandt. Fragen, ob sich daran etwas ändere, wich Merz beharrlich aus. Der seit Sommer bekannte Umfang des geplanten Stellenabbaus – konzernweit werden 6 000 Stellen gestrichen – könnte nochmals ausgeweitet werden. “Zum aktuellen Zeitpunkt können wir nicht ausschließen, dass es mehr Stellen werden, die wir abbauen müssen”, sagte Personalvorstand Oliver Burkhard. Genaueres zeige sich erst im Zeitablauf. Für den Abbau von 2 100 Stellen gebe es Vereinbarungen. Allein in der Zentrale soll fast die Hälfte der 800 Jobs wegfallen. Weitere 640 Stellen entfallen im Autozuliefergeschäft.Auch mit Blick auf die Cash-flow-Generierung sieht es im laufenden Turnus düster aus. Gemäß der Prognose wird es 2019/20 erneut zu einem milliardenschweren Mittelabfluss kommen, der nochmals größer als im Vorjahr ausfällt. Neben höheren Auszahlungen im Zuge der laufenden Restrukturierung muss auch eine Kartellstrafe zwischen 300 und 400 Mill. Euro verdaut werden. Hierfür hatte Thyssenkrupp in der Vergangenheit zwar schon mit Rückstellungen von 370 Mill. Euro bilanziell vorgesorgt, der Zahlungsbescheid wird allerdings erst in den nächsten Wochen erwartet. Bilanzreparatur vonnötenOb Thyssenkrupp für den auf mehrere Jahre angelegten Umbau ausreichend Zeit bekommt, hängt letztlich vom Erlös für die Aufzugssparte ab. An dem aufgesetzten Dual-Track-Prozess hält der Vorstand fest. Bis zum Jahresende sollen die internen Vorbereitungen für einen Börsengang abgeschlossen werden, wie Finanzchef Johannes Dietsch erläuterte. Zugleich gingen im laufenden Verkaufsprozess sowohl von Finanzinvestoren wie auch von strategischen Investoren zahlreiche indikative Angebote ein. “Wir haben eine hervorragende Ausgangsbasis und können die Option wählen, die für den Konzern die beste ist”, freute ich Dietsch. Im ersten Quartal soll entschieden werden, “welche Option wir primär weiter verfolgen”.Der Verkauf von Elevator – sei es in Teilen oder am Stück – ist maßgeblich für die Reparatur der Bilanz, denn eine Kapitalerhöhung schließt Dietsch kategorisch aus: “Wir brauchen keine Kapitalerhöhung und werden das auch nicht in der Hauptversammlung beantragen.” Dass am Versilbern der Aufzugssparte kein Weg vorbeiführt, zeigt ein Blick auf das Verhältnis der Nettoschulden zum Eigenkapital. Dieses hat sich im abgelaufenen Turnus dramatisch auf 167 % verschlechtert. Im Vorjahr waren es erst 74 %. Wenngleich Thyssenkrupp damit den in den Kreditverträgen vereinbarten Grenzwert noch nicht überschritten hat, ist Handlungsbedarf angezeigt. Der Grenzwert liegt nach den Angaben in einer Bandbreite von 150 bis 200 %. Zum 30. September betrug der Gearing-Grenzwert 200 %.”Wir werden die Erlöse aus der Elevator-Transaktion nicht zum Stopfen von Löchern nutzen, sondern für die Stärkung der Bilanz und die Zukunftsfähigkeit der Geschäfte. Aber eben nicht alle”, machte Merz deutlich, dass das Portfolio auf dem Prüfstand bleibt. Wenn einzelne Geschäfte nicht zu den Branchenbesten aufschließen könnten, “sind wir nicht der beste Eigentümer”.