Tiefschlag für BMW lässt Investoren kalt

Analysten senken Kursziele - Hohe Rückstellung wegen drohender EU-Kartellstrafe schlägt auf die Marge

Tiefschlag für BMW lässt Investoren kalt

Von Stefan Kroneck, MünchenGemessen an der Höhe der Mehrbelastung für BMW haben die Anleger den jüngsten Tiefschlag für den Dax-Konzern erstaunlich gut verdaut. Nach der Gewinnwarnung des Münchner Autoherstellers aufgrund einer Rückstellung von “voraussichtlich über 1 Mrd. Euro” wegen einer drohenden EU-Kartellstrafe (vgl. BZ vom 6. April) büßte die Aktie am Montag zeitweise bis 2 % ein, begrenzte aber den Kursverlust danach. Das Papier ging mit minus 0,3 % auf 73,57 Euro aus dem Xetra-Handel. Die Reaktion der Analysten fiel unterschiedlich aus. Während J.P. Morgan, Société Générale und UBS ihre Kursziele teils nur geringfügig senkten, änderten Häuser wie Warburg und Kepler Cheuvreux ihre Einschätzungen nicht.Offensichtlich macht sich der Markt um die Profitabilität und Liquidität von BMW keine großen Sorgen, ist doch das Unternehmen bilanziell stabil. Doch die hohe Rückstellung wird in diesem Jahr das Ergebnis der Kernsparte Automobile spürbar dämpfen. Gut möglich, dass BMW für 2019 die Dividende erneut kürzt. Das wäre die zweite Senkung in Folge. Die vom Konzern am Freitagabend auf eine Bandbreite auf bis zu 4,5 bis 6,5 % gekappte Prognose für die Umsatzrendite nach zuvor 6 bis 8 % offenbart die Tragweite der Entscheidung, für eine mögliche Geldbuße der Brüsseler Wettbewerbshüter Vorsorge zu treffen. BMW liegt damit weit unter ihrem Anspruch von 8 bis 10 %.Im Geschäftsbericht 2018 gab es von BMW keine Hinweise darauf, dass in der Sache ein großer Brocken auf den Konzern zurollt. “Etwaige Risiken für die BMW Group lassen sich gegenwärtig weder im Einzelnen inhaltlich absehen noch quantifizieren”, heißt es dazu im Anhang zum Risikobericht. Wenige Wochen später konnte der Konzern erstmals einen Anhaltspunkt liefern über die Belastung. Die Konzernführung wies aber darauf hin, dass sie die Beschwerdepunkte der EU-Kommission prüfe und die Akten einsehen werde. Das nehme Zeit in Anspruch. “Deshalb lassen sich die finanziellen Auswirkungen (…) nicht abschließend beurteilen.” Weg durch die Instanzen Der weiß-blaue Autobauer will den Weg durch alle gerichtlichen Instanzen wagen, um eine Bestrafung durch die EU juristisch anzufechten. Die Wettbewerbshüter werfen BMW, Daimler und Volkswagen vor, von 2006 bis 2014 durch illegale Absprachen bei der Abgasreinigungstechnik gegen das Kartellrecht verstoßen zu haben. Nach Vorprüfungen eröffnete die EU-Kommission im Oktober 2018 dazu ein entsprechendes Verfahren. Von dem Trio wies als einziges Unternehmen BMW die Vorwürfe gleich zurück: “Anders als Kartellabsprachen zielten diese Gespräche, die industrieweit bekannt waren und keine Geheimabsprachen zum Gegenstand hatten, nicht auf die Schädigung von Kunden und Lieferanten ab.”Daimler und VW bildeten in der Causa keine Rückstellungen. Der Stuttgarter Konzern begründete dies damit, als Kronzeuge mit der Kommission “kooperiert” zu haben. Die Wolfsburger prüfen zunächst noch die Vorwürfe, um danach zu entscheiden, um sie eine bilanzielle Vorsorge treffen oder nicht.Als im Sommer 2017 der Kartellverdacht erstmals an die Öffentlichkeit kam, reagierte BMW darüber verärgert, dass Daimler von sich aus Informationen an die Kommission lieferte. Die Münchner legten seinerzeit die Einkaufskooperation auf Eis. Der Ärger legte sich. Nun weiten beide Konzerne ihre Zusammenarbeit sogar auf Zukunftsfelder aus.