M&A im Einzelhandel

Central holt sich Selfridges

Der thailändische Einzelhandelstycoon Tos Chirathivat hat die Krise bei Signa genutzt. Seine Central Group hat jetzt die Mehrheit am britischen Luxuskaufhausbetreiber Selfridges.

Central holt sich Selfridges

Tos Chirathivat holt sich Selfridges

Thailändische Central Group übernimmt Mehrheit am britischen Luxuskaufhausbetreiber

hip London

Die Finanznöte von René Benkos Signa Holding haben es der thailändischen Central Group ermöglicht, sich die Mehrheit am Londoner Luxuskaufhausbetreiber Selfridges zu sichern. Die beiden Unternehmen hatten das britische Traditionshaus vor zwei Jahren gemeinsam erworben. Wie Central mitteilte, machte die Gruppe "von ihrem Recht Gebrauch, einen Kredit einer Tochtergesellschaft an Selfridges in Eigenkapital zu wandeln".

Wie Bloomberg unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Kreise berichtet, handelte es sich um einen Kredit im Volumen von 360 Mill. Euro mit sechsmonatiger Laufzeit. Durch ihn sei ein 300 Mill. Pfund schweres Darlehen von Julius Bär abgelöst worden, das von Signa zur Finanzierung des Erwerbs von Selfridges genutzt wurde.

Auf Shopping-Tour

Hinter Central steht der thailändische Einzelhandelstycoon Tos Chirathivat. Die von seinem Großvater gegründete Gruppe war in Europa vor gut einem Jahrzehnt erstmals auf Einkaufstour. Damals holte sie sich die italienische La Rinascente. Es folgten die dänische Illum, die KaDeWe-Gruppe und die Schweizer Globus. Die chinesischstämmige Familie ist innovativ. Sie waren die Ersten, die ausländische Kosmetikartikel nach Thailand importierten, setzten auf Kundendienst und führten ein Kundenloyalitätsprogramm ein. Die Gruppe hat mittlerweile mehr als 80.000 Mitarbeiter. Central betreibt gemeinsam mit der chinesischen JD.com die E-Commerce-Website JD Central.

2003 von der Börse genommen

Das 1908 von Harry Gordon Selfridge gegründete Geschäft wurde 2003 von Galen Weston für 598 Mill. Pfund von der Börse genommen. Es umfasst nicht nur das Flaggschiff auf der Londoner Oxford Street, sondern auch eine Niederlassung am Exchange Square in Manchester und die irischen Kaufhäuser Brown Thomas und Arnotts.

Zahlreiche Interessenten

Als die kanadische Milliardärsfamilie Weston vor zwei Jahren aussteigen wollte, wurden unter anderem Amazon, das Immobiliengeschäft von Zara-Gründer Amancio Ortega und LVMH als mögliche Kaufinteressenten genannt. Die Ausgangsbeschränkungen während der Pandemie hatten das Geschäft der Einzelhandelsikone in Mitleidenschaft gezogen. Doch der Immobilienbesitz wurde allein schon auf 2 Mrd. Pfund geschätzt. Signa und Central erwarben es am Ende gemeinsam. Der Kaufpreis belief sich Medienberichten zufolge auf 4 Mrd. Pfund. Vermutlich hätten sich auch jetzt zahlreiche Interessenten gefunden. Die Immobilien gelten als "trophy assets". Seit dem Einstieg von Katar bei Harrods muss in solchen Fällen stets mit Käufern aus Nahost gerechnet werden. Auch chinesische Investoren heben bei solchen Gelegenheiten gerne die Hand.

Fragen zu Sportscheck

Die Probleme von Signa haben in britischen Medien auch Fragen zur Übernahme der deutschen Sportartikelkette Sportscheck durch die Frasers Group aufgeworfen. Die Gruppe des Turnschuhmilliardärs Mike Ashley hatte Mitte Oktober mitgeteilt, eine verbindliche Kaufvereinbarung mit Signa getroffen zu haben. Wenige Tage später geriet Signa ins Trudeln. Frasers wollte mit den 34 Niederlassungen ihre Präsenz in Deutschland, einem der größten europäischen Sportartikelmärkte, ausbauen. Zuletzt stockte die Gruppe auch ihre Beteiligungen an den Online-Modehändlern Asos und Boohoo auf.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.