Toshiba verkauft Chipsparte an Bain

Vom Finanzinvestor geführtes Konsortium zahlt 15 Mrd. Euro - Widerstand von Western Digital erwartet

Toshiba verkauft Chipsparte an Bain

Das Konsortium des Finanzinvestors Bain hat sich im Wettstreit um die Speicherchipsparte von Toshiba durchgesetzt. Details der 15 Mrd. Euro schweren Transaktion werden noch verhandelt.mf Tokio – Die Bieterschlacht um die Speicherchipsparte des japanischen Mischkonzerns Toshiba ist vorerst geschlagen. Der Verwaltungsrat hat beschlossen, einer vom US-Finanzinvestor Bain Capital geführten Gruppe den Zuschlag für Toshiba Memory Systems zu erteilen. Als Kaufpreis für den weltweit zweitgrößten Hersteller von Nand-Flashspeicherchips wurden 2 Bill. Yen (15 Mrd. Euro) vereinbart. Diese Chips kommen vor allem in mobilen Geräten wie Notebooks und Smartphones zum Einsatz. Doch die Details des Geschäfts sind nach Angaben von Toshiba noch in Verhandlung. Außerdem dürfte der bisherige Toshiba-Partner für Speicherchips, Western Digital, gegen diesen Beschluss vorgehen.Zu dem siegreichen Konsortium sollen außer Bain noch die Chiphersteller Hynix (Südkorea) und Kingston Technology (USA), der Festplattenproduzent Seagate Technology (USA), der japanische Optikspezialist Hoya sowie die Toshiba-Kunden Apple und Dell gehören. Nach Informationen von Bloomberg wird das Geschäft über ein eigenes Vehikel namens Pangea mit einer Kreditlinie von 600 Mrd. Yen abgewickelt. Bain, SK Hynix, Hoya sowie Toshiba selbst wollen 960 Mrd. Yen für Stamm- und Wandelaktien zahlen. Weitere 440 Mrd. Yen für teilweise wandelbare Vorzugsaktien fließen von Apple, Dell, Kingston und Seagate.Toshiba hatte das Bain-Konsortium bereits Ende Juni als bevorzugten Bieter ausgewählt. Damals gehörten noch der Staatsfonds INCJ und die Development Bank of Japan dazu. Doch Western Digital als langjähriger Toshiba-Partner blockierte den Verkauf an eine dritte Partei über eine Gerichtsklage in Kalifornien und beantragte eine internationale Mediation. Daraufhin kam es, auch auf Druck von Japans Regierung, zu direkten Verhandlungen zwischen Toshiba und Western Digital. Aber eine Einigung scheiterte daran, dass die Japaner ihrem Partner wegen des zerrütteten Verhältnisses keine Stimmrechte bewilligen wollten.Der japanische Mischkonzern befand sich bei seiner Auswahl in einer Zwickmühle. Einerseits muss der Verkauf spätestens bis Ende März 2018 abgewickelt sein. Ohne die Milliardeneinnahme droht dem Konzern der Börsenausschluss, da sonst ein zweites Jahr mit negativem Eigenkapital abgeschlossen würde. Zugleich verlangten die japanischen Kreditgeber eine Entscheidung bis Ende September. Andererseits verlangte die Regierung in Tokio, dass das Know-how und die Patente für die von Toshiba erfundene Flashspeicher-Technologie in Japan blieben. Daher hatte die dritte Bietergruppe, die von der taiwanesischen Foxconn geführt wurde, keine Chance. Außerdem will Toshiba ihre wichtigste Cash-Cow nicht komplett verlieren und sich ein Mitspracherecht für die Zukunft zu sichern.Die Japaner versuchen diese Widersprüche aufzulösen, indem sie das Bain-Konsortium verpflichtet haben, den Kauf der Chipsparte ungeachtet des möglichen Widerstands von Western Digital abzuschließen. Dadurch erhält Toshiba die Sicherheit, die Milliardeneinnahme rechtzeitig buchen zu können. Deswegen dürfte es auch beim ursprünglich vereinbarten Preis geblieben sein, obwohl die anderen beiden Konsortien am Ende bis zu 10 % mehr boten.