Trump schiebt Foxconn in den Fokus

Taiwanesischer Elektronikriese hadert noch mit US-Investment - Heikler Abgleich mit China-Interessen

Trump schiebt Foxconn in den Fokus

US-Präsident Donald Trump hat sich gleich zu Beginn seiner ersten Arbeitswoche mit einer Reihe von US-Konzernführern getroffen, um über den Stellenaufbau im produzierenden Gewerbe zu verhandeln. Das Treffen, dem unter anderen Ford-CEO Mark Fields beiwohnte, soll sich vierteljährlich wiederholen. Den taiwanesischen Auftragsfertiger Foxconn hob er als positives Beispiel hervor. Dem Unternehmen, das hochgradig abhängig von China ist, dürfte das kaum recht sein.Von Norbert Hellmann, Schanghai, und Sebastian Schmid, Frankfurt”Foxconn wird einen enormen Geldbetrag in den Aufbau einer riesigen Fabrik investieren – vielleicht sogar mehr als einer. Das ist es, was wir wollen”, lobte Donald Trump am Montagfrüh zur Eröffnung eines ersten Treffens mit US-Unternehmensführern den taiwanesischen Auftragsfertiger. Zwar hatte die Investition der Foxconn Technology Group in eine amerikanische Flachbildschirmfertigung seit Wochen als eine über den japanischen Softbank-Chef Masayoshi Son verbreitete Überlegung im Raum gestanden. Nun haben sich die Erwägungen aber offenbar konkretisiert.Der Auftragsfertiger für Smartphones und andere Elektronikgeräte selbst macht die Pläne offiziell noch von einem Entgegenkommen der amerikanischen Seite abhängig. Auf einer Unternehmensveranstaltung in Taipeh erklärte der Foxconn-Gründer und Chairman Terry Gou allerdings, dass es konkrete Pläne für das Aufziehen eines entsprechenden Werkes gebe, mit dem die Schaffung von 30 000 bis 50 000 Arbeitsplätzen in den USA verbunden wäre. Gegenwärtig sollen bereits Verhandlungen mit Behörden und Planern im US-Bundesstaat Pennsylvania laufen. Allerdings, so betonte Gou am Sonntag, müssten von amerikanischer Seite noch entsprechende Investitionsanreize gegeben werden, um den Deal tatsächlich über die Bühne zu bringen.Die Worte des Foxconn-Chefs dürften nicht nur im Lager des neuen US-Präsidenten Donald Trump, der mit seiner “America First”-Kampagne den Industriestandort Amerika stärken will, sondern auch in China, wo Foxconn bislang das Gros ihrer Produktionsstätten betreibt, aufmerksam gehört worden sein. Schließlich ist die in Taiwan unter dem Namen Hon Hai Precision Industry geführte Gesellschaft der weltgrößte Massenauftragsfertiger für Elektronikgeräte und zählt dabei den Apple-Konzern zu seinen mit Abstand wichtigsten Kunden. Nervöser Blick auf AppleGegenwärtig wird die überwiegende Mehrheit der Apple-Geräte und insbesondere das iPhone-Handy an chinesischen Standorten zusammengebaut und von dort in die Welt verschickt. In China gibt es wachsende Nervosität darüber, ob der von der Trump-Regierung entfachte Druck zu einer Rückverlagerung industrieller Produktionsstandorte von amerikanischen Konzernen in die USA auch auf Apples künftige Fertigungsstrategie abfärben könnte.Foxconns mögliches Engagement in den USA steht allerdings in keinem Zusammenhang mit Apple, sondern mit Foxconns Übernahme des in der Bildschirmtechnik verankerten japanischen Elektronikkonzerns Sharp im Herbst 2016. Gou betonte, es spreche nichts dagegen, dass die nun von Foxconn geführte Sharp einen Produktionsstandort für den US-Markt aufbaue, anstatt Geräte von China und Japan aus nach Amerika einzuführen. Allerdings hänge ein solcher Deal von entsprechenden Kostenvorteilen für Foxconn ab, wobei insbesondere auch günstige Konditionen für den Grunderwerb und die Standortansiedlung etwa in Pennsylvania eine Rolle spielten.Die Pläne von Foxconn waren in gewisser Weise verfrüht an die Öffentlichkeit gelangt, als Masayoshi Son, der Chef der japanischen Softbank Group, der auch Verbindungen zu Sharp und Foxconn hat, bereits Wochen vor der Amtseinführung von Trump Ende Dezember einen öffentlichen Auftritt mit diesem in New York hatte, um ein äußerst vages, aber sehr großspuriges Investitionsvorhaben seiner Softbank-Gruppe über 50 Mrd. Dollar in den USA zu verkünden. Dabei hatte Son für die Presse sichtbar ein Dokument hochgehalten, auf dem in großen Lettern “Commit to invest $50 bln + $7 bln” sowie die Logos von Softbank und Foxconn zu sehen waren.Gou hatte sich danach etwas konsterniert gezeigt, weil er nicht davon ausgegangen war, dass die zunächst in einem persönlichen Gespräch mit Son ventilierten Pläne auf diese Weise öffentlich hinausposaunt würden. Anders als Son ist Gou nicht unbedingt daran gelegen, sich auf eine allzu sichtbare Art und Weise vor den Karren der Trump-Kampagne unter dem Banner “America First” spannen zu lassen. Bonbon für FestlandchinaSo hat Gou denn auch keine Zeit versäumt, gleich wieder auf dem chinesischem Festland für guten Wind zu sorgen. Wenige Tage nach dem Zwischenfall mit Son in New York ließ es sich Gou nicht nehmen, ein noch voluminöseres Investitionsprojekt auf chinesischem Boden zu verkünden und dabei die großartigen Standortbedingungen am Perlflussdelta – einer der industriellen Hochburgen Chinas in der südlichen Provinz Guangdong – zu preisen. Dort will Foxconn für insgesamt 8,8 Mrd. Dollar ein Werk aufziehen – und zwar genau für die Produktion von Flachbildschirmen. Allerdings wird Foxconn auch aus der US-Investition kaum einen Rückzieher machen können. Der iPhone-Hersteller ist einer der größten Exporteure in die USA und als solcher abhängig von guten Beziehungen. “Wer hier produziert, wird Vorteile haben”, hat Trump am Montag erneut betont.