Tui-Chef will mehr Umsatz pro Reisegast

Digitalisierung hilft bei neuen Angeboten

Tui-Chef will mehr Umsatz pro Reisegast

lis Frankfurt – Der Reisekonzern Tui will seinen Kunden künftig deutlich mehr verkaufen als nur Urlaubsreisen. Die Digitalisierung erlaubt es dem Unternehmen, den Reisenden ein individuell zugeschnittenes Zusatzangebot zu unterbreiten. Oft liegen zwischen der Buchung einer Reise und dem Urlaubsantritt Monaten. “In dieser Zeit wissen nur wir, dass der Kunde zu einem bestimmten Zeitpunkt an einen bestimmten Ort reist”, erklärt Tui-Chef Fritz Joussen bei einer Veranstaltung des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). “Urlaub buchen geht anders” Diesen Wissensvorsprung müsse man nutzen, um den Urlaubsgästen vorab Angebote zu unterbreiten – sei es für Ausflüge am Urlaubsort, sei es für spezielle Plätze im Flugzeug oder für eine Reiserücktrittsversicherung. “Im Schnitt setzen wir derzeit 900 Euro pro Feriengast um”, so Joussen. “Die Frage ist doch, ob wir daraus 920 Euro machen können. Ich glaube, ja.”Entspannt sieht der Tui-Chef die Konkurrenz durch Internet-Plattformen. Diese seien dort gut, wo es um vergleichsweise einfache Produkte oder Massenware gehe oder wo schnell mal eine Geschäftsreise gebucht wird. “Aber Urlaub buchen geht anders”, ist Joussen überzeugt. Urlaubsreisende planen und buchen oft mit viel Vorlauf und wollen umfänglich informiert werden. Um den Reisekonzern dem Wettbewerb mit dem Internet zu entziehen, hat Joussen Tui seit seinem Amtsantritt vor fünf Jahren kräftig umgekrempelt. Er habe, so sagt es der 54-Jährige, aus einem Handelskonzern ein Produktunternehmen gemacht. “So haben wir eine gute Chance, dass die Bastion hält.”Dabei hebt der ehemalige Vodafone-Manager die Bedeutung der vertikalen Integration in einem Reisekonzern hervor – “und das differenzierende Element ist das Hotel”, ist sich Joussen sicher. Dagegen findet er Flugzeuge nicht so wichtig, will die Flugzeugflotte aber gleichwohl im Konzern behalten und dort sogar investieren. Flieger seien eine “Infrastrukturvorleistung”, die dafür sorgt, dass die Urlauber zu ihrem Ziel kommen, sagt der Tui-Chef. Wenn Tui etwa ein neues Hotel in einer Region plane, müsse sichergestellt sein, dass die Gäste dort auch hinkämen. Zeige sich, dass das Zielgebiet gar nicht oder zu selten angeflogen wird, könne man mit eigenen Flugzeugen flexibel reagieren. “Aber brauche ich etwa eigene Maschinen für Mallorca? Ich glaube nicht”, betont Joussen.Bei stark frequentierten Urlaubsorten wie Mallorca setzt Tui auf andere Fluglinien, die nach wie vor für ein mehr als ausreichendes Angebot sorgen. Von Kapazitätsengpässen könne auch nach der Pleite der Air Berlin keine Rede sein. “Die Orderbücher der Hersteller sind voll. Es mögen Airlines pleitegehen, aber die Flugzeuge bleiben im Markt”, sagt der Tui-Chef.