Tui kauft und verkauft
Der weltgrößte Tourismuskonzern Tui will sich nach dem Verkauf von Hotelbeds von weiteren Randaktivitäten trennen. Gleichzeitig verstärkt er sich in seinem Kerngeschäft mit einem Zukauf in Frankreich, wo Tui nun zum marktführenden Reiseveranstalter aufsteigt.lis Frankfurt – Der weltgrößte Tourismuskonzern Tui stellt seine Spezialveranstalter ins Schaufenster. Für die sogenannte Specialist Group, zu der unter anderem Anbieter von Luxus- und Abenteuerreisen gehören, werde im Herbst ein Käufer gesucht, kündigte Tui-Chef Fritz Joussen am Mittwoch an. Damit setzt Tui seine Trennung von Randgeschäften fort. “Ich habe immer gesagt, dass, was kein Kerngeschäft ist, eines werden oder uns verlassen muss”, betonte Joussen. Zuletzt war das Buchungsportal Hotelbeds für knapp 1,2 Mrd. Euro an die britische Beteiligungsgesellschaft Cinven veräußert worden. Die Aufsichtsbehörden müssen dem Deal noch zustimmen, das Closing wird für September erwartet. Joussen sagte gestern, dass der Verkaufserlös in Wachstum investiert und zur Stärkung der Bilanz verwendet werden soll. Eine Sonderdividende ist nicht geplant. Erwartet wird ein Buchgewinn von rund 600 Mill. Euro.Auch im Fall der Spezialveranstalter könnten vor allem Finanzinvestoren angesprochen werden. Zwei Veranstaltermarken – Crystal Ski und Thomson Lakes & Mountains – sollen jedoch im Konzern bleiben, da sie gerade im Winter für die Auslastung der britischen Flugzeugflotte sorgten. Das Spezialgeschäft erlöste in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres (zum 1. Oktober) rund 850 Mill. Euro und lieferte ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) von – 17,5 Mill. Euro ab. Tui sucht laut Bloomberg auch einen Käufer für die französische Fluglinie Corsair, nachdem ein geplanter Verkauf an die Groupe Dubreuil im vergangenen Jahr nicht zustande gekommen ist.Zukaufen will Tui derweil in Frankreich, um die eigene Position als Reiseveranstalter in diesem Markt zu stärken. Übernommen werden soll das französische Geschäft der Transat AT Inc. of Canada, der Unternehmenswert wird auf 55 Mill. Euro beziffert. Durch die Übernahme stiege Tui zum größten Reiseveranstalter in Frankreich auf, allerdings war das Geschäft dort in den vergangenen Jahren schwierig. Im laufenden Zyklus will Tui in Frankreich die Verlustzone verlassen, nachdem das Ziel eines Break-even im Vorjahr verpasst wurde. Türkei sehr schwachIn den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2015/16 sanken im Gesamtkonzern die saisontypischen Verluste. Bei einem Umsatzplus von knapp 3 % auf knapp 6,8 Mrd. Euro verkleinerte sich der Fehlbetrag im operativen Geschäft (bereinigtes Ebita) um 16 % auf 237 Mill. Euro. Die aktuelle Buchungslage für den Sommer 2016 entspreche mit einem Plus von 1 % den Erwartungen. Zwar hielten sich die Kunden bei Türkei-Urlauben deutlich zurück – Tui spricht von einem Minus von 40 % -, das würde aber durch Ferienziele im westlichen Mittelmeer und Fernreisen mehr als ausgeglichen. Daher ist Joussen zuversichtlich, die Jahresziele zu erreichen. Demnach soll das bereinigte Ebita mindestens 10 % über dem Rekordergebnis des Vorjahres liegen. Für die beiden Folgejahre sind die Ziele genauso hoch gesteckt.Die Investoren zeigten sich am Mittwoch wenig begeistert von den Tui-Aussagen. Die Aktie verlor in London bis zum Abend mehr als 1 % auf 1 057 Pence.