Touristikkonzern

Tui-Aktionäre stimmen mit großer Mehrheit für Börsenumzug

Die Tui-Hauptversammlung hat die Rückkehr an die Börse Frankfurt mit großer Mehrheit gebilligt. Operativ hat der Touristikkonzern einen flotten Start erwischt.

Tui-Aktionäre stimmen mit großer Mehrheit für Börsenumzug

Die Aktionäre der Tui haben für eine Erstnotierung an der Frankfurter Börse und damit eine Abkehr von London votiert, wie der Touristikkonzern mitteilte. Der Schritt erforderte eine Zustimmung von drei Viertel der Hauptversammlung, am Ende haben 98,35% des vertretenen Kapitals dafür gestimmt. Als Grund für den Börsenumzug hatte die Verwaltung Kostenvorteile angeführt, sowie dass das Gros, rund drei Viertel, des Handels in der Aktie sich bereits nach Frankfurt verlagert habe. Konzernchef Sebastian Ebel prangerte auf der Hauptversammlung davon abgesehen allerdings wesentliche Nachteile des heimischen Standorts aus seiner Sicht an. Die "jüngst im Hau-Ruck-Verfahren beschlossene Erhöhung der Luftverkehrsabgabe" sei ein Bespiel für nachteilige Rahmenbedingungen und "fehlende politische Verlässlichkeit". Reisen und Tickets für den Sommer seien bereits verkauft, allerdings unter anderen kalkulatorischen Voraussetzungen, schimpfte der Manager.

Ebel wies darauf hin, dass Deutschland im Hinblick auf internationale Flugverbindungen noch immer weit hinter dem Stand von vor der Pandemie liege. Die Erholung des Flugverkehrs hinke vielen anderen europäischen Ländern hinterher. Die Abkehr der Förderung von Sustainable Aviation Fuels sein ein weiteres Beispiel für die mangelnde Verlässlichkeit der Politik, damit die Transformation zu einem nachhaltigen Luftverkehr gefährdet.

Eine starke Buchungsnachfrage und höhere Durchschnittspreise haben der Tui unterdessen erstmals in einem ersten Geschäftsquartal, das bei dem Touristikkonzern auf die Monate Oktober bis Dezember fällt, in bereinigter Rechnung operativ schwarze Zahlen beschert. Dem Unternehmen, das bereits im vergangenen Jahr von einem pandemiebedingt starken Nachholbedarf der Reisenden profitierte, gelang ein entsprechender Ergebnisswing von 159 Mill. Euro auf ein ausgeglichenes Underlying Ebit. Unterm Strich konnte der Konzern die Verluste nach Minderheitsanteilen gegenüber dem Vorjahresquartal auf 123 Mill. Euro praktisch halbieren.

Ausblick bekräftigt

Ebel bekräftigte daher trotz der „aktuellen makroökonomischen Herausforderungen und geopolitischen Unsicherheiten, insbesondere im Nahen Osten“, die Ergebnisprognose fürs Gesamtjahr, die einen Umsatzanstieg von 10% und ein Plus von „mindestens 25%“ beim Underlying Ebit vorsieht. Für Zuversicht sorgten die lebhafte Buchungsdynamik, die gestiegenen Preise sowie die „Rückkehr zu einer normalisierten Hedging-Politik“, betonte der Tui-Chef. Im Winter lagen die Buchungen den Angaben zufolge um 8% über Vorjahr, für die kommende Sommersaison ebenfalls, die Durchschnittspreise sind um 4% höher. Die Tui-Aktie schoss im frühen Londoner Handel um bis zu 8% in die Höhe, auf Xetra lagen die Titel am Vormittag 2% im Plus, drehten später jedoch deutlich ins Minus.

Über Vorjahr

Kiep sagte unterdessen, die Tui erwarte auch im laufenden zweiten Quartal das operative Ergebnis des Vorjahreszeitraums zu übertreffen, „wenn auch nicht in der Größenordnung des ersten Quartals“. Von Oktober bis November 2023 hätten Basiseffekte eine gesonderte Rolle gespielt, führte er aus. Das Segment Holiday Experiences konnte das operative Ergebnis im Startquartal auf 115 Mill. Euro verdoppeln, Airlines & Markets grenzte die Verluste auf -96 Mill. Euro ein. Ebel rechnet im Jahresverlauf mit weiter positiven Impulsen von „Dynamik Packeging“, bei dem die Tui Reisebausteine für Pauschalangebote in Echtzeit einkauft, und zwar für ein deutlich erweitertes Hotelangebot im Vergleich zu den früher eingekauften Festpreiskontingenten. Der CEO erhofft sich von der erhöhten Reichweite auch einen stärkeren Kundenzulauf und damit insgesamt höheres Wachstum. Dies zumal „Dynamik Packeging“ in wichtigen Märkten wie Großbritannien und auch in Skandinavien noch am Anfang stehe.

Verschuldung sinkt

Gesunkene Zinszahlungen und verringerte Investitionen haben bei Tui im ersten Quartal zu einer Verbesserung des Free Cashflow vor Dividenden auf -1,76 (i.V. -1,94) Mrd. Euro geführt. Mittelabflüsse sind in der Touristik im Winter saisonal üblich. Die Bankverbindlichkeiten hat der Konzern um rund 900 Mill. Euro reduziert, sodass die Nettofinanzschulden insgesamt um 1,3 Mrd. Euro rückläufig sind. Kiep unterstrich das Ziel, die Verschuldung mittelfristig auf die Höhe des operativen Ergebnisses zu senken. Die hohen Schulden sind aus Expertensicht noch ein Bremsklotz für die Aktie.

Tui-Aktionäre stimmen für Rückkehr an Börse Frankfurt

Drei Viertel des Handelsvolumens bereits von London abgewandert - Touristikkonzern startet schwungvoll ins Geschäftsjahr - Quartalsverlust halbiert

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