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TV ist keine Killer-App

Für manche Beobachter von Apple markieren die gestern vorgestellten neuen Services rund um Filme, Nachrichten und Spiele sowie die jüngste Version von Apple Pay inklusive einer in Zusammenarbeit mit Goldman Sachs konzipierten Kreditkarte die...

TV ist keine Killer-App

Für manche Beobachter von Apple markieren die gestern vorgestellten neuen Services rund um Filme, Nachrichten und Spiele sowie die jüngste Version von Apple Pay inklusive einer in Zusammenarbeit mit Goldman Sachs konzipierten Kreditkarte die wichtigste strategische Weichenstellung des Konzerns seit der Vorstellung des ersten Smartphones aus Cupertino vor mehr als zehn Jahren. Andere sehen erst einmal nicht viel mehr als eine Reihe von Versuchsballons, die schon bald ins Visier von bisherigen Partnern sowie von Wettbewerbsbehörden geraten könnten und sich außerdem gegen stattliche Konkurrenten wie den Streamingdienst Netflix, bestehende Nachrichtenangebote wie den News Feed von Facebook oder arrivierte Kreditkartenanbieter aus der Finanzindustrie durchsetzen müssen.Apple setzt für die Zukunft voll auf das Wachstum mit Services, das ist kein Geheimnis. Das erstmals 2007 vorgestellte iPhone machte im vergangenen Geschäftsjahr zwar immer noch mehr als drei Fünftel des Umsatzes von insgesamt knapp 266 Mrd. Dollar aus und trägt zum Konzerngewinn sogar in noch größerem Maße bei. Doch das Wachstum hat der Konzern zwölf Jahre nach der Markteinführung ausgereizt, und auch die Preisschraube lässt sich nicht endlos hochdrehen.Mit den neuen Angeboten will Apple das Service-Geschäft beschleunigen. Im vergangenen Jahr legte es um ein Drittel auf rund 40 Mrd. Dollar zu und machte damit immerhin schon 15 % des Umsatzes aus. Bis Ende 2023 trauen Marktbeobachter dem Konzern einen Sprung auf mehr als 100 Mrd. Dollar zu. Apple-Chef Tim Cook hatte Ende 2016 angekündigt, die Service-Umsätze bis Ende 2020 auf gut 50 Mrd. Dollar zu verdoppeln.Wie immer geht es bei Apple um große Ambitionen und beeindruckende Zahlen. Doch die makellose Produktpräsentation kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Apple mit den jetzt vorgestellten Services keine bahnbrechende Neuerung gelungen ist. Dem Vergleich mit dem iPhone, das eine ganze Produktkategorie neu definiert hat, können sie nicht standhalten.An der Börse zuckten Investoren denn auch erst einmal mit den Schultern. Während Apple etwas schwächer notierten, kletterten Roku, deren Media Player für das Streaming von Video-Inhalten von der Einführung des neuen Angebotes “Apple TV+” profitieren könnte. Der Streamingdienst Netflix legten nach der Präsentation von Cook ebenfalls zu. Das neue TV-Angebot, das in Cupertino als “Netflix Killer” gilt, verbreitet bei der Konkurrenz noch keinen Schrecken.