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Twitter vergrätzt Werbekunden mit Lesebeschränkungen

Twitter-Eigentümer Elon Musk sorgt mit erratischen Entscheidungen immer mal wieder für Aufregung. Diesmal bringt er mit Lesebeschränkungen Werbekunden und Nutzer gegen sich auf.

Twitter vergrätzt Werbekunden mit Lesebeschränkungen

Lesebeschränkungen sorgen für Wirbel

Twitter vergrätzt Werbekunden – Musk: Notfallmaßnahme gegen Datensammler

Reuters New York

Mit vorübergehenden Lesebeschränkungen bringt Twitter-Eigner Elon Musk Werbekunden einmal mehr gegen sich auf. Außerdem schwächt er die Position der frisch gebackenen Chefin des Kurznachrichtendienstes, Linda Yaccarino. Die ehemalige Werbechefin des Medienkonzerns NBCUniversal war angetreten, das maue Anzeigengeschäft wiederzubeleben. Um gegen ein “extremes Ausmaß” von Datensammlung und Systemmanipulationen vorzugehen, begrenzte Musk die Zahl der lesbaren Nachrichten pro Tag auf 600 für unverifizierte Twitter-Nutzer. Bei unverifizierten Neukunden sind es sogar nur 300 Tweets. Wenige Stunden später hob er die Grenzwerte auf 1.000 beziehungsweise 500 an.

Nutzer posten Screenshots

Inzwischen posten zahlreiche Nutzer Screenshots von ihren Konten, die ihnen nach Erreichen des Limits keine Nachrichten mehr anzeigen. Dies umfasst auch Tweets von Werbetreibenden. Twitter war für eine Stellungnahme zur Dauer der Beschränkungen zunächst nicht zu erreichen.

“Das Vertrauensdefizit, das Linda Yaccarino ausgleichen muss, ist gerade noch größer geworden”, sagt Mike Proulx, Manager der Marktforschungsfirma Forrester. “Dies kann nicht allein durch ihre Glaubwürdigkeit in der Branche behoben werden.” Für Lou Paskalis, Gründer des Werbeberaters AJL, ist Yaccarino Musks “letzte Hoffnung”, um die Werbeeinnahmen und den Wert von Twitter zu retten. Mit der Lesebeschränkung beraube er Yaccarino der Möglichkeit, Musk “vor sich selbst zu schützen”.

Hälfte der Belegschaft entlassen

Der Chef des Elektroautobauers Tesla hatte Twitter im Herbst 2022 für 44 Mrd. Dollar übernommen. Anschließend drehte er das Unternehmen auf links und entließ etwa die Hälfte der Belegschaft. Außerdem sorgte er mit zahlreichen Entscheidungen, die er teilweise binnen Tagen wieder zurücknahm, immer wieder für Verwirrung.

Analystin Jasmine Enberg vom Researchhaus Insider Intelligence bezeichnete die Lesebeschränkungen als katastrophal für das Anzeigengeschäft. “Das macht es sicherlich nicht leichter, Werbekunden zur Rückkehr zu bewegen. Es war vorher schon schwer genug, sie zurückzugewinnen.”

Bereits seit einiger Zeit müssen sich Twitter-Nutzer erst einloggen, um Nachrichten lesen zu können. Musk bezeichnete dies als “vorübergehende Notmaßnahme”, um das Abgreifen von Daten durch Anbieter von künstlicher Intelligenz (KI) zu verhindern.

Einschränkung der Datensammelei

Auch andere Online-Plattformen wie Reddit haben sich in der Vergangenheit darüber beschwert, dass Firmen wie der ChatGPT-Macher OpenAI Informationen von diesen Internetseiten kostenfrei nutzen, um ihre KI zu trainieren. Einige fordern Gebühren für die Nutzung der Daten.

Für Kai-Cheng Yang, Forscher an der Indiana University, sind die Lesebeschränkungen ein wirksames Mittel, um die Datensammelei einzuschränken. “Es ist zwar wohl noch immer möglich, aber die Methoden sind aufwendiger und weniger effizient.”

Dem deutschen Rivalen Mastodon treibt die Aufregung um Lesebeschränkungen bei Twitter Nutzer in die Arme. “Es sieht so aus, als ob die Zahl der aktiven Nutzer von Mastodon in den letzten Tagen um 110.000 gestiegen ist”, schrieb Eugen Rochko, der Gründer des deutschen Kurznachrichtendienstes, in der Nacht zum Montag.