Überschuss der Post bricht um 60 Prozent ein
Der Umsatz der Deutschen Post DHL ist im ersten Quartal 2020 im Vergleich zur Vorjahreszeit stabil geblieben. Die Ergebnisse gaben dagegen deutlich nach, was an den Folgen der Corona-Pandemie und Sondereffekten lag. Analysten sprachen von soliden Zahlen in einem schwierigen Umfeld. Die Aktie legte 3 % zu.md Frankfurt – Die Coronakrise belastet die Deutsche Post DHL nicht so stark, wie im Markt befürchtet worden war. Allerdings verbuchte der Logistikriese im ersten Quartal deutliche Rückgänge im Frachtgeschäft, in der Lieferkettenlogistik und bei der Werbepost, die in den Bereich Post & Paket Deutschland fällt (siehe Tabelle). Im DHL-Express-Geschäft mit internationalen zeitkritischen Sendungen, in dem der Konzern einen Großteil seines Gewinns erwirtschaftet, legte der Erlös dagegen um 4,5 % zu. Das China-Geschäft habe sich nach dem Tiefpunkt im Februar im März wieder erholt, sagte Vorstandschef Frank Appel in einer Telefonkonferenz. Wie in der Vorweihnachtszeit Die Beschränkungen des sozialen Lebens hatten aber auch eine positive Seite für die Post: Wegen der stark gestiegenen Bestellungen im Internet habe das Paketaufkommen in Deutschland ein Volumen erreicht wie sonst nur in der Vorweihnachtszeit. In der Spitze transportierte DHL rund neun Millionen Pakete pro Tag, das entspricht einer Steigerung um über 40 % im Vergleich zu normalen Zeiten. Deshalb seien insgesamt 4 000 neue Zusteller befristet eingestellt worden. Zudem seien Mitarbeiter aus anderen Konzernbereichen, in denen die Krise das Geschäft stark bremst, im Paketgeschäft eingesetzt worden, berichtete Appel. Wenn das Paketvolumen auch nicht mehr so hoch sei wie vor Ostern, so sei es immer noch hoch, sagte der CEO.Im ersten Quartal stieg der Konzernerlös um knapp 1 % auf 15,49 Mrd. Euro, davon wurden 69,1 % im Ausland erwirtschaftet.Nachdem 2019 die Erträge aus dem Verkauf des Supply-Chain-Geschäfts in China die sonstigen betrieblichen Erträge deutlich erhöht hatten, gingen diese in der jüngsten Berichtsperiode spürbar um 508 Mill. auf 422 Mill. Euro zurück.Die Abschreibungen stiegen im Jahresvergleich von 883 Mill. auf 1,02 Mrd. Euro, wozu neben höheren Investitionen ins Anlagevermögen vor allem die Streetscooter-Entscheidung beigetragen hat. Der Vorstand hatte Ende Februar beschlossen, die Suche nach einem Partner für die Aktivitäten rund um den Elektrotransporter zu beenden und die Produktion des E-Fahrzeugs zum Jahresende einzustellen (vgl. BZ vom 29. Februar). Die mit Streetscooter verbundenen Belastungen beliefen sich im ersten Quartal auf 234 Mill. Euro.Der operative Gewinn (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit) brach im Jahresvergleich fast um die Hälfte auf 0,59 (i.V. 1,16) Mrd. Euro ein. 2019 war jedoch ein positiver Nettoeffekt aus dem Verkauf des Supply-Chain-Geschäfts in China sowie aus Restrukturierungen in den Bereichen Supply Chain und E-Commerce Solutions von 345 Mill. Euro enthalten. Auf der anderen Seite summierten sich im abgelaufenen Quartal die negativen Wirkungen von Covid-19 im Vergleich zum Planwert auf 210 Mill. Euro, davon 150 Mill. Euro im März, wie Finanzvorstand Melanie Kreis sagte. Bereinigt um die negativen Pandemie-Auswirkungen sowie die Belastungen durch Streetscooter hätte sich das operative Ergebnis auf rund 1 Mrd. Euro belaufen, erläuterte der Vorstand. Das seien rund 200 Mill. Euro mehr als das um Einmaleffekte bereinigte Vorjahresergebnis.Das Periodenergebnis nach Anteilen Dritter lag im ersten Quartal mit 301 Mill. Euro um 60 % unter dem Vorjahreswert. Im Gegensatz zu vielen anderen Firmen bekräftigte der Dax-Konzern den Dividendenvorschlag von 1,25 (1,15) Euro je Aktie.Die Kapitalkosten summierten sich nach Unternehmensangaben auf 672 Mill. Euro. Weil aber das Ebit deutlich sank, drehte der Gewinn nach Kapitalkosten (EAC) nach 521 Mill. Euro im Vorjahr auf – 80 Mill. Euro.Der operative Cash-flow stieg im ersten Quartal im Vergleich zur Vorjahreszeit deutlich von 252 Mill. auf 750 Mill. Euro. Der Mittelabfluss aus Investitionstätigkeit belief sich auf 541 Mill. Euro nach einem Zufluss von 90 Mill. im Vorjahr. Seinerzeit überstiegen die Einzahlungen aus dem Verkauf des chinesischen Supply-Chain-Geschäfts die Auszahlungen für Investitionen. Aus dem gleichen Grund verschlechterte sich der freie Cash-flow auf – 409 (- 256) Mill. Euro. Das negative Vorzeichen beim freien Cash-flow sei im ersten Quartal “saisonal üblich”, so Kreis. Die Finanzmittel aus dem operativen Geschäft (Funds from Operations, FFO) erhöhten sich im ersten Quartal auf 5,93 (5,71) Mrd. Euro.Zum 31. März verfügte der Konzern über flüssige Mittel und Zahlungsmitteläquivalente von 2,58 (2,96) Mrd. Euro. Eine syndizierte Kreditlinie über 2 Mrd. Euro sei nicht in Anspruch genommen worden.Die Nettofinanzverschuldung stieg auf 14,06 (31.12.19: 13,37) Mrd. Euro zum Quartalsstichtag. Mittelfrist-Prognose bestätigtWegen der Unklarheit über die weltwirtschaftliche Entwicklung infolge der Covid-19-Pandemie hatte der Konzern am 7. April seine Ebit-Prognose sowie alle anderen auf 2020 bezogenen Schätzungen aufgehoben. Die mittelfristige Prognose für ein Konzern-Ebit von mindestens 5,3 Mrd. Euro im Jahr 2022 hat der Vorstand aber erneut bestätigt. Ebenso Bestand haben die kumulierte Capex- und die Free-Cash-flow-Prognose für die Jahre 2020 bis 2022 (8,5 bis 9,5 Mrd. bzw. 5 bis 6 Mrd. Euro); sie stehen jedoch unter Vorbehalt.