Uniper baut Flüssiggasgeschäft kräftig aus

Energiekonzern setzt auf wachsende LNG-Importe - Kanadisches Goldboro-Projekt für 7,5 Mrd. Dollar kurz vor dem Start

Uniper baut Flüssiggasgeschäft kräftig aus

Deutschlands größter Gasimporteur Uniper ist nicht nur an der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2 beteiligt. Der Energiekonzern baut auch sein Geschäft mit verflüssigtem Erdgas aus. Angelandet werden soll es in Wilhelmshaven. Große Mengen hat sich Uniper beim kanadischen Goldboro-Projekt gesichert.cru Düsseldorf – Verflüssigtes und per Tanker antransportiertes Erdgas (LNG) spielt im globalen Gasmarkt eine zunehmend bedeutende Rolle, und das Angebot wächst. Da die Gasquellen in der Nordsee versiegen, aufgrund des Kohleausstiegs und weil Deutschland sich nicht allein von russischem Pipeline-Gas abhängig machen will, wird auch hierzulande der LNG-Markt durch Lieferungen aus Nordamerika und Arabien wachsen. Dazu sollen mit staatlicher Förderung mindestens zwei neue LNG-Terminals in Norddeutschland gebaut werden – an den Standorten Brunsbüttel, Wilhelmshaven oder Stade.Damit erhielte Deutschland erstmals ein LNG-Terminal. Es gibt bereits rund 30 LNG-Terminals in Europa, etwa in den Niederlanden, aber auch in Frankreich und Polen. Studien sagen voraus, dass die LNG-Lieferungen 2020 bis zu 24 % der Gasnachfrage von 490 Mrd. Kubikmetern in Europa abdecken könnten.”Von den verschiedenen Standorten, die für ein deutsches LNG-Terminal derzeit im Gespräch sind, halten wir Wilhelmshaven für den geeignetsten”, sagt Christopher Delbrück, der im Juli ausscheidende Finanzvorstand des Energiekonzerns Uniper, der mit einem Marktanteil von mehr als 40 % der größte Gasimporteur in Deutschland ist. Mit dem Jade Weser Port als einzigem deutschen Tiefwasserhafen biete Wilhelmshaven die perfekte Infrastruktur, um LNG-Tanker jeder Größenklasse anzulanden, meint Delbrück. Aufgrund der Nähe zum Fernleitungsnetz sowie den Speichern von Uniper, die mit 25 Mrd. Kubikmetern rund 30 % der deutschen Speicherkapazität abdecken, wäre zudem die Systemintegration kosteneffizient. Terminal in Wilhelmshaven”Wir wollen dieses Projekt auf den Weg bringen und sehen unsere Rolle nach der Realisierung eines Terminals als diejenige eines Optimierers zwischen Gasbezug und Vermarktung”, sagt Delbrück. Für die Realisierung sei Uniper im Gespräch mit der Politik und mit investitionsbereiten Unternehmen aus aller Welt.Letztlich entscheiden private Investoren, ob sie rund 500 Mill. Euro für ein LNG-Terminal riskieren. Das Brunsbütteler Konsortium teilte mit, es habe einen weiteren großen Kunden gewonnen und plane, ein Terminal mit einer Kapazität von 8 Mrd. Kubikmeter pro Jahr zu beantragen. Wenn die Genehmigung vorliegt, solle Ende 2019 eine Investitionsentscheidung fallen.Derweil baut Uniper das LNG-Geschäft kräftig aus. “So sind wir auch an der Realisierung des Goldboro-LNG-Terminals des kanadischen Energieunternehmens Pieridae interessiert”, sagt Delbrück. Bei dem 7,5 Mrd. Dollar teuren Projekt, über das in Kürze final entschieden wird, soll Erdgas aus Kanada über bestehende Pipelines nach Goldboro in Neuschottland transportiert, verflüssigt und per Schiff exportiert werden.Der ehemalige Uniper-Mutterkonzern Eon hat bereits 2013 mit Goldboro einen langfristigen Bezugsvertrag über jährlich 5 Millionen Tonnen LNG abgeschlossen, das sind circa 70 Terrawattstunden. Zum Vergleich: Uniper importiert derzeit jährlich 400 Terrawattstunden nach Deutschland – bei einem Gesamtmarkt von 940 Terrawattstunden hierzulande. Die jährliche Gasmenge, die sich Uniper beim Goldboro-Projekt gesichert hat, entspricht 8 % des deutschen Gasverbrauchs. “Sie sehen daran, dass wir an der Diversifizierung des deutschen und europäischen Gasbezugs arbeiten”, betont Delbrück, dessen Konzern mit knapp 1 Mrd. Euro an der Gas-Pipeline Nord Stream 2 aus Russland beteiligt ist. Betankung vom Schiff ausMit dem niederländischen LNG-Infrastrukturspezialisten Titan LNG hat Uniper eine Absichtserklärung unterzeichnet, die – neben der Einspeisung ins Gasnetz – den Gebrauch von LNG in der Industrie, als Treibstoff im Straßenverkehr und in der Schifffahrt fördern soll. Ziel sei eine benutzerfreundliche technische Schnittstelle für kleinere LNG-Kunden aus dem in Wilhelmshaven für 2022 geplanten schwimmenden LNG-Terminal mit einer Durchleitungskapazität von 10 Mrd. Kubikmetern pro Jahr. Besitzer des schwimmenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven wird der japanische Reeder Mitsui O.S.K. Line (MOL), mit dem Uniper seit Dezember 2018 ebenfalls kooperiert. In Wilhelmshaven werde die Beladung von kleinen LNG-Schiffen und LNG-Lastwagen möglich sein.