Uniper bereitet tiefe Einschnitte vor

Von Eon abgespaltener Kraftwerksbetreiber tritt nach Milliardenverlust auf die Kostenbremse - Kurs steigt

Uniper bereitet tiefe Einschnitte vor

Der Milliardenverlust durch Abschreibungen und die niedrigen Strompreise zwingen den von Eon abgespaltenen Kraftwerksbetreiber Uniper zu harten Einsparmaßnahmen. Weil gleichzeitig der operative Gewinn stärker als erwartet anzieht, ist der Aktienkurs seit dem Börsengang im September kräftig gestiegen.cru Düsseldorf – Der von Eon abgespaltene und seit September an der Börse notierte Kraftwerksbetreiber Uniper steht nach einem Milliardenverlust weiter unter Druck, weil die Brennstoffkosten genauso stark wie die Strompreise steigen. Deshalb hat das Unternehmen einen Umbauplan zur Verringerung der Kosten angekündigt. “Ausgehend von einer Basis von 2,3 Mrd. Euro im Jahr 2015 haben wir uns das Ziel gesetzt, unsere beeinflussbaren Kosten bis Ende 2018 um rund 0,4 Mrd. auf 1,9 Mrd. Euro pro Jahr zu senken”, sagte Vorstandschef Klaus Schäfer am Dienstag in einer Telefonkonferenz. Rund die Hälfte dieser angestrebten Kostensenkungen solle bereits Ende 2016 wirksam werden.In einem konzernweiten Prozess setze Uniper derzeit für sich eine neue schlagkräftige Organisationsform um. “Dabei werden Einsparungen erzielt, indem wir klare Prioritäten setzen und Doppelfunktionen beseitigen”, sagte Schäfer. Dies führe unter anderem dazu, dass etwa jede vierte Führungsposition in den Verwaltungsfunktionen bei Uniper entfällt. Wie viele der 13 000 Stellen, davon 5 000 in Deutschland, insgesamt wegfallen, soll noch mit dem Betriebsrat ausgehandelt werden. Betriebsbedingte Kündigungen sollen nach Möglichkeit vermieden werden, sind aber nicht ausgeschlossen. Ab 2017 Sachkosten drückenIm Jahr 2017 will Uniper darüber hinaus weitere Einsparungen im Sachkostenbereich vornehmen, zum Beispiel beim Einkauf und bei der Informationstechnik. Darüber hinaus sollen auch Schließungen von Kraftwerken, beispielsweise Maasvlakte 1 und 2 in Rotterdam und der schwedische Kernkraftwerksblock Oskarshamm 1, zur Reduktion der Kostenbasis beitragen.Seit Jahren setzen die Versorger auf Kostensenkungen, weil die Ökostromschwemme des Erneuerbare-Energien-Gesetzes für fallende Strom-Großhandelspreise sorgt und damit das Geschäft der konventionellen Kraftwerke unprofitabel macht. Der Konkurrent RWE hat in seiner Kraftwerkssparte seit 2013 rund 1,5 Mrd. Euro eingespart und dreht weiter an der Kostenschraube. Auch der Uniper-Mutterkonzern Eon fährt seine Ausgaben zurück.Investoren reagierten positiv auf das Sparprogramm von Uniper. Der Aktienkurs legte zunächst bis zu 5,6 % und später um zeitweise 3,2 % auf 11,73 Euro zu. Der Börsenwert des Unternehmens hat sich damit seit dem Börsengang am 12. September, den J.P. Morgan und Morgan Stanley koordinierten, um 17 % auf 4,3 Mrd. Euro erhöht. Der Kurs des Eon-Konzerns, der noch 47 % der Anteile an Uniper als Finanzbeteiligung hält, kletterte am Dienstag um zeitweise 1 % auf 6,13 Euro. Aus steuerlichen Gründen will Eon seine Beteiligung frühestens ab Ende 2017 verkaufen.Wegen des schon jetzt hohen Streubesitzanteils von 53 % ist die Uniper-Aktie indes ein klarer Kandidat für die Aufnahme in den MDax. Dafür müsste Uniper in beiden relevanten Kriterien – Streubesitz-Marktkapitalisierung und Börsenumsatz – im MDax mindestens Rang 45 erreichen. Wenn die Deutsche Börse dies Anfang Dezember bestätigt, wäre Uniper von Ende 2016 an im MDax notiert.Obwohl sich das operative Geschäft von Uniper mit einer Verdoppelung des bereinigten Gewinns vor Zinsen und Steuern auf 1,25 Mrd. Euro in den ersten neun Monaten gut entwickelt hat, ergibt sich unter dem Strich ein Nettoverlust in Höhe von 4,2 Mrd. Euro. Dafür seien jedoch “ausschließlich nicht zahlungswirksame Einmaleffekte verantwortlich”, betonte Finanzchef Christopher Delbrück in der Telefonkonferenz. Hierzu zählten vor allem die Wertberichtigungen auf Kohlekraftwerke sowie die Bildung einer Drohverlustrückstellung im Gasspeichergeschäft. Erstmals JahresausblickErstmals gab Uniper einen Ausblick auf das Gesamtjahr 2016. Beim bereinigten Ebitda erwartet Finanzchef Delbrück einen Wert zwischen 1,9 Mrd. und 2,2 Mrd. Euro. Grund für die Bandbreite seinen stichtagsbezogene Bewertungen der Vorräte. Die Investitionen, die zur Kostensenkung schon deutlich zugefahren wurden, sollen sich im Rahmen von 0,75 Mrd. bis 0,85 Mill. Euro bewegen. “An unserem Dividendenvorschlag von 200 Mill. Euro, 55 Cent je Aktie, halten wir unverändert fest”, kündigte Delbrück an. Das entspricht einer Dividendenrendite von knapp 5 %.—– Wertberichtigt Seite 8