Uniper bewältigt Eons Blamage in Brasilien
cru Frankfurt – Im fernen Südamerika hat Eon viel Geld gelassen. Die frühere Eon-Kraftwerkstochter Uniper zieht nun einen Schlussstrich unter das von Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen aufgebaute Brasilien-Geschäft. Eon hat dort mehr als 1 Mrd. Euro versenkt – und übertrug dann die Reste des Fehlinvestments bei der Abspaltung 2016 auf die seither separat notierte Uniper.Der Düsseldorfer Kraftwerkskonzern veräußert nun seinen verbliebenen Anteil in Höhe von rund 6 % an dem brasilianischen Versorger Eneva, teilte Uniper am Freitag mit. Das Brasilien-Geschäft war einst Teil der zu Teyssens Amtsantritt 2010 groß angekündigten Auslandsoffensive, die nach dem Regierungsbeschluss zum Atomausstieg 2011 verstärkt wurde und 25 % Umsatzrendite abwerfen sollte. Jetzt werden die verbliebenen Anteile von Uniper an Eneva im Rahmen einer Zweitplatzierung von Aktienpositionen mehrerer Eneva-Aktionäre veräußert.Eon hatte in Brasilien mit dem damaligen Multimilliardär und späteren Multi-Pleitier Eike Batista Geschäfte gemacht; er sitzt mittlerweile hinter Gittern. Der deutsche Konzern beteiligte sich 2012 an dem Eneva-Vorgänger MPX. Man tat sich mit Batista zur Gründung des größten nichtstaatlichen Energieversorgers Brasiliens zusammen, um dort und in Chile Kraftwerke mit 20 Gigawatt Kapazität zu betreiben.Erst ging es nur um eine 10 %-Beteiligung für 350 Mill. Euro an Batistas Holding mit den Töchtern für Kraftwerksbau, dann wurden im Jahr 2013 durch Verzögerungen bei neuen Kraftwerksprojekten und Batistas Unfähigkeit, selbst mehr Geld nachzuschießen, mehr als 1 Mrd. Euro daraus, die Eon zahlte und dafür 38 % der Anteile erhielt. Die in Rio de Janeiro angesiedelte Eneva (MPX) musste damals Strom zu Rekordpreisen bei Rivalen kaufen, um ihre Kunden wie vereinbart zu bedienen – und häufte so immer größere Verluste an.Jetzt erwartet Uniper noch einen Erlös von rund 75 Mill. Euro für die verbliebenen 6 %. Nach dem Verkauf hat der deutsche Konzern keine Geschäfte mehr in Brasilien. Faktisch wurde das Investitionsdesaster schon vor Jahren als reine Finanzbeteiligung zu den Akten gelegt.”Der Einstieg in Brasilien war ein Flop. Das war eine Fehlentscheidung”, räumte Teyssen später ein. Batista machte in den vergangenen Jahren aber weiter Schlagzeilen. Der Unternehmer, der früher mit einem auf 30 Mrd. Dollar geschätzten Vermögen als siebtreichster Mensch der Welt galt, war 2018 wegen Bestechung zu einer Freiheitsstrafe von 30 Jahren verurteilt worden.Ähnlich schwierig wie das Brasilien-Geschäft könnte sich jetzt auch das Engagement von Eon in der Türkei entwickeln. Üppige 2,8 Mrd. Euro hat Teyssen in ein Joint Venture mit dem türkischen Sabanci-Clan investiert. Bisher hat sich das in Euro kaum gelohnt, weil der Kurs der türkischen Lira wegen der galoppierenden Inflation im Land 2018 stark gefallen war. Auch der Börsengang des vom Kraftwerkspark abgespaltenen Stromverteilnetzgeschäfts in der Türkei unter dem Namen Enerjisa im Februar 2018 verlief nicht allzu glorreich: Für 10 % der Anteile erhielt Eon knapp 160 Mill. Euro.