KONZENTRATION IN DER ENERGIE-INDUSTRIE

Uniper zwischen Schrumpfen und steigenden Preisen

Trendwende lässt Fantasie erblühen

Uniper zwischen Schrumpfen und steigenden Preisen

Von Ulli Gericke, BerlinDer finnische Versorger Fortum will die Eon-Kraftwerkstochter Uniper. Ein Blick auf die Marktdaten der European Energy Exchange (EEX) zeigt, dass dieses Vorhaben riskant sein könnte. Denn während der Spotmarkt einen Strompreis von 39,26 Euro je Megawattstunde (MWh) auflistet, geht die Markterwartung – gemessen am Phelix-Future – von künftig sinkenden Preisen aus. Für 2018 gehen die Händler an der Leipziger Strombörse von Notierungen um die 36 Euro aus, für 2019 erwarten sie gut 33 Euro und für 2020 nur noch einen Preis von etwa 32,40 Euro/MWh. Uniper mit ihren Stein- und Braunkohlekraftwerken, Atommeilern, Gasanlagen und Wasserwerken dürfte in den nächsten Jahren also weniger Erlöse aus seinen “großtechnischen Stromerzeugungsanlagen” (so die Selbstbeschreibung der Eon-Tochter) erzielen als heute. “Tiefes Tal durchschritten”Tobias Federico sieht das Umfeld optimistischer. Der Geschäftsführer des Thinktanks Energy Brainpool beobachtete im vergangenen Jahr, als an der EEX “ultratiefe” Großhandelspreise von nur noch gut 20 Euro aufgerufen wurden, eine Trendwende. Und die dürfte sich mit dem Abschalten des letzten Atomkraftwerks hierzulande Ende 2022 noch beschleunigen. “Das tiefe Tal ist durchschritten”, ist sich der Energieexperte sicher, “jetzt ist wieder etwas mehr Fantasie drin” – wie die Fortum-Offerte dokumentiert.Zumal der absolute Strompreis ohnehin nur zweitrangig ist. Viel wichtiger ist der Spread, also die Differenz zwischen dem Gestehungspreis und dem Strompreis. Und dieser neudeutsche Spread – im Althochdeutschen: Deckungsbeitrag 1 – wird selbst bei konstanten Elektrizitätspreisen größer, wenn die Kohle oder das Gas oder die CO2-Preise günstiger werden. Dieser größere Spread führt beispielsweise dazu, dass zwischenzeitig stillgelegte Gaskraftwerke inzwischen wieder hoch rentabel arbeiten. Abkehr von Kohle und ÖlHinzu kommt die Erfahrung aus dem Winter 2016/17. Lange “Dunkelflauten” mit trüben und windstillen Tagen ohne nennenswerte Solar- und Windstromeinspeisung zeigten überdeutlich, wie wichtig immer noch die herkömmlichen Kraftwerke sind, die unabhängig von Wind und Wetter zuverlässig Strom produzieren. Entsprechend laute das Uniper-Geschäftsmodell “Versorgungssicherheit”, heißt es in Düsseldorf. Diese basiert vor allem auf Gas- und Kohlekraftwerken, die mit 10,7 bzw. 9,1 Gigawatt (GW) für gut zwei Drittel der gesamten installierten Leistung von 27,4 GW stehen. Verteilt auf Deutschland (mit allein 10,5 GW), Großbritannien, Schweden, die Benelux-Staaten, Frankreich und Russland.Neben der Versorgungssicherheit lautet das Uniper-Geschäftsmodell aber auch: Schrumpfen. Längerfristig ist der Ausstieg aus der fossilen Energieerzeugung unausweichlich, wie nicht nur der G 7-Gipfel auf dem bayerischen Schloss Elmau, sondern auch das Pariser Klimaabkommen Ende vergangenen Jahres festgehalten haben. Bei beiden Treffen dokumentierte sich der politische Wille, mit der Abkehr von den CO2-haltigen Energieträgern Kohle, Gas und Öl einen Beitrag gegen die Erderwärmung zu leisten. Aber auch ohne politisches Statement – und manchmal, wie in den USA, auch gegen dieses – ist die Zeit der fossilen Rohstoffe vorbei, drängt doch – nicht nur in Deutschland – immer mehr quasi kostenloser Ökostrom aus Wind und Sonne in das Netz und verdrängt dort den teuren und dreckigen Kohlestrom.