United Internet macht bei 5G Ernst

Teilnahme an Lizenzauktion - Auch Telefónica Deutschland hebt die Hand

United Internet macht bei 5G Ernst

hei Frankfurt – United Internet macht Ernst mit ihren Ambitionen, in Deutschland zum vierten Mobilfunknetzbetreiber zu werden. Vorstand und Aufsichtsrat hätten “nach intensiver Prüfung von Vergabebedingungen und Marktumfeld” beschlossen, sich an der Auktion zur Versteigerung von Mobilfunklizenzen für den Standard 5G zu beteiligen, heißt es in einer Mitteilung des Internetkonzerns, der seine Telekommunikationsaktivitäten 2017 durch die Übernahme des kleineren Wettbewerbers Drillisch deutlich ausgebaut hatte. Damit geht das Unternehmen ins Rennen um die Lizenzen, obwohl United Internet wie zahlreiche andere Interessenten gegen die Vergaberichtlinien geklagt hat.Auch Telefónica Deutschland verkündete gestern ungeachtet ihrer Klage die Teilnahme, und Deutsche Telekom und Vodafone werden nicht zurückstehen. Freenet hingegen will sich nicht an der Auktion für 5G-Frequenzen beteiligen.Im Falle von United Internet hatten Marktbeobachter jedoch lange geargwöhnt, dass der Konzern nicht wirklich die Absicht habe, Lizenzen für 5G zu erwerben, sondern nur bestrebt sei, die Auflagen für die Netzbetreiber zur Zusammenarbeit mit den Service-Providern für sich zu optimieren. Das von CEO Ralph Dommermuth gegründete und kontrollierte Unternehmen hat bisher stets ein Geschäftsmodell mit geringer Kapitalintensität bevorzugt und Netzkapazitäten bei den Netzbetreibern eingekauft.Insbesondere durch den Drillisch-Kauf stehen United Internet erhebliche Kapazitäten zu günstigen Konditionen zur Verfügung, weil Drillisch diese Kapazitäten im Zuge von Fusionsauflagen für den Zusammenschluss von Telefónica Deutschland und E-Plus erworben hatte. Damit war die Zahl der Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland von vier auf drei gesunken. Hauptargument für die Fusion der Nummern 3 und 4 war gewesen, dass vier Marktteilnehmer keine auskömmliche Kapitalrendite erwirtschaften können.United Internet startet mit einem 5G-Netz im Falle des Lizenzerwerbs bei null. Der Konzern profitiert gemäß den von der Bundesnetzagentur vorgesehenen Vergabebestimmungen aber von erheblich geringeren Ausbauverpflichtungen als die etablierten Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland. Dennoch hätte United Internet ohne Roaming-Abkommen mit den Wettbewerbern einen schwierigen Start. In der eigenen Klage dringt Dommermuth daher auf eine präzisierte und verschärfte Fassung der Verpflichtungen der Netzbetreiber gegenüber dem Neueinsteiger.Der komplette Neubau eines Mobilfunknetzes der 5. Generation würde üblicherweise einen erheblichen Investitionsaufwand nach sich ziehen und für United Internet einen über Jahre negativen Free Cash-flow zur Folge haben. Doch hat das Unternehmen dem Vernehmen nach ein komplettes Betreibermodell im Sinn. Der chinesische Telekomausrüster und Huawei-Konkurrent ZTE soll das Netz für United Internet planen, bauen und betreiben. Dies wäre eine kostengünstige Lösung. Allerdings könnte der Internetkonzern damit im gegenwärtigen politischen Umfeld Diskussionen um die Sicherheit des Netzes und Spionagegefahren auslösen, zumal der Betrieb auch komplett in chinesischer Hand wäre.