MASCHINENBAU

Unsere Null

Positiv ließe sich sagen: Der Maschinenbau schafft den Zyklus ab. Negativ: Stillstand bedeutet Rückschritt. Und danach sieht es im deutschen Maschinenbau, der mit rund 1 Million Beschäftigten größten Branche hierzulande, aus. Denn seit 2011 tritt...

Unsere Null

Positiv ließe sich sagen: Der Maschinenbau schafft den Zyklus ab. Negativ: Stillstand bedeutet Rückschritt. Und danach sieht es im deutschen Maschinenbau, der mit rund 1 Million Beschäftigten größten Branche hierzulande, aus. Denn seit 2011 tritt diese Investitionsgüterindustrie auf der Stelle, und auch für das anstehende Jahr ist nicht mit nennenswertem Wachstum zu rechnen. Laut Reinhold Festge, dem Präsidenten des VDMA, der Lobby der vorwiegend mittelständisch strukturierten Branche, ist “unsere Null weder schwarz noch rot, unsere Null ist ein Weckruf an die Politik”.Denn nicht die Strategie der Unternehmen soll verantwortlich sein für die lange Stagnationsphase. Nein, es tragen die vermaledeiten Rahmenbedingungen, also die Verhältnisse, in denen auch der Maschinenbau lebt, die Schuld daran. Und da ist die Klageliste lang: Mütterrente, Rente mit 63 oder Mindestlohn sowie die laut VDMA “stark gestiegenen” Gehälter sind den Interessenvertretern ein Dorn im Auge. Hinzu kommen in der Außenwirtschaft die Embargos gegen den Iran und Russland, die den Firmenlenkern das Geschäft erschweren.Und jetzt auch noch das Flüchtlingsthema. Festge rechnet zwar nicht damit, dass seine Branche in nennenswertem Umfang Leute einstellt. Wohl aber erwartet er, dass infolge des Zustroms die öffentlichen Mittel knapper werden, die für den Ausbau der Infrastruktur auch in die Auftragsbücher seiner Mitgliedsunternehmen fließen. So erschallt der Ruf nach dem Staat, nach stärkerer öffentlicher Unterstützung für Forschung und Entwicklung – einigermaßen fantasielos. Das klingt danach, als müssten die Maschinenbauer eigene Schwächen kaschieren.Dabei sind sie doch in ihrer Vorbereitung auf morgen auf gutem Wege. Die alte Tante der deutschen Industrie geht die Digitalisierung an und betrachtet die viel zitierte Industrie 4.0 – was denn auch sonst – als Chance: als Anbieter und Anwender. Die Konzepte haben allerdings zum Teil noch eher visionären Charakter. Der Beleg, dass sie zu messbaren Umsatzsteigerungen und Kostensenkungen führen, steht noch aus.Die Konkurrenz aus China holt zwar im Weltmaßstab auf, doch haben die USA zuletzt die Volksrepublik als größten Auslandsmarkt von Maschinen made in Germany abgelöst. Die Zinssenkung der US-Notenbank und die damit verbundene weitere Euroschwäche müssten den exportorientierten Herstellern in die Hände spielen. Wenn es trotzdem nur zur Null reicht, müssen die Gründe tiefer liegen.