US-Baustoffkonzern deckt sich groß bei Braas Monier ein

Finanzinvestoren geben zwei Jahre nach IPO Paket von 29 Prozent an Standard Industries ab - Übernahmefantasie geweckt

US-Baustoffkonzern deckt sich groß bei Braas Monier ein

wb Frankfurt – Der Baustoffhersteller Braas Monier, der Börsenneuling des Jahres 2014, hat einen neuen Großaktionär. Nach dem IPO war lediglich eine Folgeplatzierung gelungen, jetzt geben die Altgesellschafter 29,1 % des Kapitals an den amerikanischen Wettbewerber Standard Industries ab. Das Paket an dem Unternehmen aus Oberursel bei Frankfurt, das den juristischen Sitz in Luxemburg hat, kommt zum aktuellen Börsenkurs auf ein Volumen von etwa 250 Mill. Euro. Da der privat gehaltene, nicht gelistete neue Großaktionär knapp unter der Schwelle für ein Pflichtangebot an alle Anteilseigner bleibt, weckt der Schritt Übernahmefantasie. Die Aktie zog am Dienstag um 9,2 % auf 23,94 Euro an, was die Marktkapitalisierung auf 938 Mill. Euro stellt.Das Vehikel der Altgesellschafter, die Monier Holdings, hielt bisher 39,97 % an dem Spezialisten für das geneigte Dach, bekannt für die “Frankfurter Pfanne”. Der Streubesitz liegt bei 44,4 %. Lucerne Capital kommt auf 5,05 und Wellington Management auf 10,04 %. Unter 1 % halten Führungskräfte von Braas Monier. Von der Schwelle von 30 % an wird ein Übernahmeangebot an die übrigen Aktionäre fällig.Standard Industries Inc. gilt mit der Marke GAF – 1886 als The Standard Paint Company gegründet – als größter Hersteller von Dachbaustoffen in Nordamerika. Drei Vertreter des US-Konzerns ziehen in den Verwaltungsrat von Braas Monier ein. Standard Industries, vormals als Building Materials Corp. of America firmierend, hatte erst im Januar diesen Jahres für 1 Mrd. Euro die dänische Icopal übernommen. Bei dem Hersteller von Teerabdichtungen für Flachdächer hatte der Finanzinvestor Investcorp aus Bahrein, der seit 2007 engagiert war, Kasse gemacht. Zuvor hatte Standard Industries Specialty Granules Inc. und Quest Construction Products akquiriert. Standard Industries steigt jetzt über ihr Vehikel 40 North bei Braas Monier ein. Standard wird als privat gehaltene, diversifizierte Holding mit Beteiligungen unter anderem im Baustoffgeschäft bezeichnet.Die Altaktionäre Apollo, York Capital, Towerbrook und BNP Paribas waren 2009 im Debt-to-Equity-Swap an das Paket gekommen. Denn Braas Monier, die 2007 auf dem Höhepunkt des Private-Equity-Booms vom französischen Baukonzern Lafarge an den Finanzinvestor PAI verkauft worden war, drohte unter der Schuldenlast zusammenzubrechen. Die Distressed-Investoren hatten sich mit Abschlägen in die Verbindlichkeiten eingekauft und dann in Eigenkapital gewandelt. Es folgten Jahre harter Restrukturierung, verbunden mit starkem Personalabbau.Im Juni 2014 ging das Unternehmen zum Emissionspreis von 24 Euro je Aktie an den Prime Standard der Frankfurter Börse. Die Federführung lag bei BNP Paribas, J.P. Morgan und UBS. Die Altaktionäre reduzierten damals auf 42,5 %, und es gab eine kleine Kapitalerhöhung. Das IPO brachte es auf 470 Mill. Euro. Die Aktie fiel anschließend bis auf rund 15 Euro und notierte überwiegend unter dem Emissionspreis. Im Oktober gab es mit Goldman Sachs eine Umplatzierung von 8,4 % zu 22,75 Euro je Aktie. Mit neuem CEOCEO Pepyn Dinandt trat Anfang 2016 zurück, interimistisch ist Pierre-Marie De Leener Nachfolger, ihn soll Georg Harrasser beerben. Fabrice Nottin und Winston Ginsberg scheiden nun aus dem Verwaltungsrat aus. David Millstone und David Winter sowie Kathleen Reiland rücken auf dem Ticket des neuen Großaktionärs in das Gremium ein.Braas Monier kann seit April eine mit 5 % verzinste Anleihe über 315 Mill. Euro ohne Strafzins kündigen sowie ein Darlehen über 200 Mill. Euro (zu 4 %). Mit 183 Mill. Euro Cash auf der Bilanz und einer Working-Capital-Linie über 100 Mill. Euro ist Liquidität für CFO Matthew Russell kein Thema. Rückenwind verleihe die zuletzt von Standard & Poor’s erhaltene Rating-Erhöhung, sagt er Anfang März. Mit “BB-” bei S & P und “B1” (Moody’s), beide mit stabilem Ausblick, wird die Bonität noch tief im Ramsch eingestuft. Der Leverage (Nettofinanzschulden zu operativem Ergebnis Ebitda) wurde 2015 von 2,0 auf 1,7 zurückgeführt (ohne Pensionen). Die Aktionäre erhielten je Aktie 40 Cent, was einer Ausschüttungsquote von 28 % entsprach.Braas Monier setzte 2015 rund 1,26 Mrd. Euro um bei einer Ebitda-Marge von 15,7 %. Der Überschuss lag bei 55 Mill. Euro, der freie Cash-flow bei 13 Mill., und die Nettofinanzschulden wurden auf 335 Mill. Euro beziffert.—– Wertberichtigt Seite 6