US-Finanzinvestoren liegen bei Arriva vorn

Apollo und Carlyle sind Favoriten im Kampf um Tochter der Deutschen Bahn - IPO an der Euronext möglich

US-Finanzinvestoren liegen bei Arriva vorn

sp Berlin – Die US-Finanzinvestoren Apollo und Carlyle liegen wenige Tage vor Ende der Angebotsfrist im Kampf um die britische Bahn-Tochter Arriva vorn. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider. Demnach ist auch die US-Beteiligungsgesellschaft Lone Star noch im Rennen. Andere Nahverkehrsanbieter wie Keolis, Go Ahead, Stagecoach, Transdev und Comfort Del Gro werden nur noch Außenseiterchancen eingeräumt, da die Wettbewerber lediglich an Teilen von Arriva interessiert sein sollen. Frist für Offerten läuft ausOfferten für die Bahn-Tochter, die mit 3 Mrd. bis 4 Mrd. Euro bewertet werden dürfte, seien am Donnerstag fällig, sagten die Insider laut Reuters. Endgültige Gebote für das Unternehmen mit seinen europaweit 53 000 Mitarbeitern werden demnach bis Ende Oktober erwartet. Die Bahn hatte Arriva 2010 für rund 2,8 Mrd. Euro gekauft und will sich von der Tochter trennen, um die Konzernschulden in Höhe von mehr als 20 Mrd. Dollar zurückzufahren.Sollte es mit einem Verkauf nicht klappen, könnte die Deutsche Bahn noch in diesem Jahr einen Börsengang der Sparte in Amsterdam realisieren. Vor kurzem hätten dazu Analystenpräsentationen stattgefunden, berichtet Reuters unter Berufung auf Insider. Die Deutsche Bank und Citi sollen einen möglichen Börsengang federführend begleiten. Daneben würden BNP, HSBC, Credit Suisse und ING als Bookrunner für ein IPO mandatiert.Dass für die in Großbritannien beheimatete Arriva offenbar ein Börsengang an der Euronext in Amsterdam statt an der London Stock Exchange in Erwägung gezogen wird, überrascht Marktbeobachter nicht. Denn auch unabhängig von den Herausforderungen durch den Brexit macht das Tochterunternehmen der Bahn, das insgesamt rund 20 000 Busse und 1 000 Züge in mehr als einem Dutzend europäischer Länder betreibt, schon heute einen überwiegenden Teil seines Umsatzes auf dem europäischen Kontinent statt wie früher auf den Britischen Inseln. Die Niederlande, wo Arriva mit rund 3 500 Mitarbeitern etwas mehr als 1 000 Busse und 100 Züge im öffentlichen Nahverkehr betreibt, zählt dabei zu den größeren Ländermärkten (siehe Tabelle).Das Wachstumspotenzial von Arriva liegt ebenfalls vornehmlich in Kontinentaleuropa. Mit mehr als 5 000 Bussen und 620 Zügen ist Großbritannien, wo das Unternehmen fast 27 000 Beschäftigte zählt, zwar der mit Abstand wichtigste Markt. In fünf Jahren dürfte sein Umsatzanteil nach Einschätzung von Marktbeobachtern dennoch auf ein Fünftel schrumpfen, während das Vereinigte Königreich vor einigen Jahren noch für 80 % des Geschäftes stand. Im vergangenen Jahr hat Arriva bei einem Umsatz von 5,4 Mrd. Euro einen Betriebsgewinn (Ebitda) von 575 Mill. Euro erzielt. Aufsichtsrat berät VerkaufDer nächste wichtige Termin für den Verkaufsprozess ist die Sitzung des Aufsichtsrates der Deutschen Bahn am 18. September. Eine Entscheidung, ob Arriva verkauft oder an die Börse gebracht werden soll, wird aber erst Ende Oktober erwartet, sagten Insider zu Reuters.Eine Sprecherin der Deutschen Bahn erklärte, dass der Konzern “weiterhin in gleicher Intensität einen Verkauf sowie einen Börsengang” für Arriva verfolge. “Wir sind mit Investoren in laufenden Gesprächen und prüfen sämtliche Optionen sorgfältig.” Die anderen Unternehmen und Banken lehnten eine Stellungnahme ab oder waren dafür zunächst nicht zu erreichen.