US-Käufer holen sich britische Hightech
Britische Hightech ist gefragt
Qualcomm bietet 2,4 Mrd. Dollar für Alphawave IP, Advent 3,7 Mrd. Dollar für Spectris
hip London
US-Käufer haben gleich zwei britische Hightech-Firmen ins Visier genommen. Der Chiphersteller Qualcomm bietet 2,4 Mrd. Dollar für den Chipdesigner Alphawave IP. Dem Finanzinvestor Advent International ist der im FTSE 250 notierte Messtechnik- und Sensorexperte Spectris 3,7 Mrd. Dollar wert. Die Boards beider Gesellschaften empfahlen ihren Aktionären, die jeweilige Offerte anzunehmen, wenn sie in verbindlicher Form vorgelegt wird.
Die Private-Equity-Gesellschaft Advent habe 3.763 Pence in bar je Spectris-Aktie geboten, teilte das Unternehmen mit. Der Schlusskurs der vergangenen Woche hatte bei 2.038 Pence gelegen. Das entspricht zwar einer stattlichen Prämie von 85%. Analyst Mark Davies Jones von Stifel Europe wies jedoch darauf hin, dass der Preis lediglich dem Kursniveau von Ende 2023 entspreche.
Angesichts der „sehr gemischten“ Perspektiven der Gruppe sei es dennoch schwer, einer Prämie dieses Ausmaßes zu widerstehen, zumal das Unternehmen ohne externen Katalysator nicht in der Lage sein dürfte, die Bewertungslücke zu den US-Wettbewerbern zu schließen.
Weniger börsennotierte Gesellschaften
Damit dürfte die London Stock Exchange Group zwei weitere Unternehmen verlieren. Sie leidet wie viele andere Börsen seit Jahren darunter, dass die Zahl der dort notierten Gesellschaften sinkt. Dazu trägt nicht nur die verstärkte Übernahmetätigkeit der vergangenen Monate bei. Zuletzt wanderten Gesellschaften auch verstärkt an die Wall Street ab oder führten ihr Initial Public Offering (IPO) gleich in New York durch.
Dazu gehört etwa das Pharmaunternehmen Indivior, das erst seine Primärnotierung nach New York verlegte und nun die verbliebene Notierung in London aufgeben will. Der Chipdesigner Arm Holdings wählte die Wall Street für seinen Börsengang. Zudem entscheiden sich viele Firmen dafür, erst wesentlich später an die Börse zu gehen, weil sie auch privat in großem Umfang Mittel bei Investoren einsammeln können.
Mehrere Anläufe
Advent unternahm Spectris zufolge bereits mehrere Anläufe, das Unternehmen zu übernehmen. Es galt wegen seiner führenden Marktposition in Nischenmärkten und der im Vergleich zu US-Wettbewerbern niedrigen Bewertung schon seit einiger Zeit als Übernahmeziel. Angeblich wollte Advent schon 2018 zuschlagen, damals gemeinsam mit Bain. Die Brexit-Ungewissheit habe das Vorhaben jedoch zunichte gemacht. Advent wird von Morgan Stanley unterstützt. Spectris lässt sich von Goldman Sachs und Rothschild & Co beraten.
„Ende gut, alles gut“, lautet das Fazit des Deutsche-Bank-Analysten Robert Sanders zum Qualcomm-Angebot für Alphawave IP, das einer Prämie von 96% auf den Schlusskurs vor Bekanntwerden des Kaufinteresses entspricht. Damit werde das britisch-kanadische Unternehmen mit dem 23-Fachen des für 2027 erwarteten Gewinns bewertet.
Qualcomm setzt auf Aktientausch
Qualcom will Alphawave IP im Aktientausch erwerben und lässt sich dabei von Evercore Partners und der Kanzlei Paul, Weiss, Rifkind, Wharton & Garrison beraten. Alphawave IP stehen Goldman Sachs, Barclays und BMO Capital Markets zur Seite. In Rechtsfragen geht dem Unternehmen Linklaters zur Hand.
Zeitgleich mit dem Deal teilte Alphawave IP mit, sich komplett von ihrer Beteiligung am chinesischen Joint Venture Wisewave getrennt zu haben.