US-Laserspezialist Coherent greift nach Rofin-Sinar

Offerte für Firma mit deutschen Wurzeln enthält Prämie von 42 Prozent - Hauptversammlung vertagt

US-Laserspezialist Coherent greift nach Rofin-Sinar

ste Hamburg – Dem an der US-Technologiebörse Nasdaq sowie im Prime Standard der Frankfurter Börse notierten deutsch-amerikanischen Laserspezialisten Rofin-Sinar liegt eine Übernahmeofferte des US-Konkurrenten Coherent vor. Wie beide Unternehmen gemeinsam ankündigten, bietet der ebenfalls an Nasdaq gelistete Konzern aus dem kalifornischen Santa Clara 32,50 Dollar je Aktie für Rofin, insgesamt rund 942 Mill. Dollar. Dies entspreche einer Prämie auf den Rofin-Schlusskurs vom 15. März von knapp 42 %. Rofin-Sinar, seit Monaten unter Beschuss durch den in London ansässigen und mit gut 9 % beteiligten aktivistischen Investor Silver Arrow Capital, sagte die für den gestrigen Donnerstag geplante ordentliche Hauptversammlung ab. Ein neuer Termin für das Aktionärstreffen, bei dem nun auch über die Akquisition abgestimmt werden soll, wurde nicht genannt.Die Board-Gremien beider Gesellschaften hätten sich am Mittwoch einstimmig für das Zusammengehen ausgesprochen, teilten Coherent und Rofin-Sinar mit, das mit Hamburg und Plymouth/USA zwei Hauptsitze hat. Die Kombination schaffe für die Rofin-Aktionäre, die zu 80 % ihren Sitz in Nordamerika haben, signifikanten und unmittelbaren Wert, meinte der aus Augsburg stammende Board-Vorsitzende Peter Wirth, der bis 2005 auch CEO von Rofin war. Der seit Juli 2015 amtierende Vorstandschef Thomas Merk betonte, Coherent und Rofin würden sich technologisch und auch geografisch ergänzen. Beide Unternehmen teilten zudem ähnliche Kulturen. Kunden wie Mitarbeiter würden bei einem Zusammenschluss von den größeren Ressourcen und Wachstumsperspektiven profitieren. 30 Mill. Dollar SynergienCoherent rechnet in 18 bis 24 Monaten nach Abschluss der Transaktion mit Realisierung jährlicher Synergien von 30 Mill. Dollar – durch mehr Effizienz im Zuge höherer Skaleneffekte sowie Optimierung des Forschungs- und Entwicklungsportfolios. Zusätzliche Synergien würden durch das beschleunigte Wachstum erwartet. Coherent kam im Anfang Oktober beendeten Geschäftsjahr 2014/2015 auf von 803 Mill. Dollar, Rofin-Sinar verbuchte im vergangenen Turnus Erlöse von 520 Mill. Dollar. Das 1975 gegründete Unternehmen betreut weltweit etwa 4 000 Kunden und beschäftigt 2 231 Mitarbeiter, davon 1 041 in Deutschland. Mit 45 % erwirtschaftete Rofin-Sinar auch im vergangenen Jahr den größten Umsatzanteil in Europa.Coherent geht davon aus, dass sich der Zukauf bereits im ersten vollen Jahr nach dem Closing positiv auf das Ergebnis je Aktie auswirken wird. Den Kaufpreis der Transaktion, die abhängig von der Zustimmung der Rofin-Aktionäre und der Genehmigung von Behörden in den USA und anderen Ländern innerhalb von sechs bis neun Monaten abgeschlossen sein soll, will das US-Unternehmen mit Bar- und von Barclays bereitgestellten Kreditmitteln finanzieren. Die britische Bank dient Coherent als Berater, während Rofin von der US-Investmentbank Greenhill unterstützt wird. Druck von Silver ArrowRofin-Sinar hatte sich bis zuletzt mit der 2011 vom deutschen Industriemanager Thomas Limberger gegründeten Beteiligungsgesellschaft Silver Arrow auseinandersetzen müssen. Er drängte in den Verwaltungsrat und wollte dafür die Hauptversammlung nutzen. Während der Kampagne machte Silver Arrow einen Fall von Veruntreuung in Millionenhöhe bei Rofin-Sinar in Großbritannien öffentlich. Das Unternehmen wertete den Fall als “unbedeutend”. An der Nasdaq stieg die Aktie am Mittwoch nachbörslich um 46 %, in Frankfurt legte das Papier gestern bis 38 % auf 28,75 Euro zu.