US-Finanzinvestor Thoma Bravo greift nach Compliance-Spezialist EQS Group
Finanzinvestor Thoma Bravo greift nach Compliance-Spezialist EQS Group
Auf Software spezialisierte US-Private-Equity-Firma bietet 400 Mill. Euro für das börsennotierte Münchener Unternehmen – Kurs springt um die Hälfte
cru Frankfurt
Thoma Bravo greift nach der EQS Group AG aus München. Der US-Finanzinvestor befindet sich in fortgeschrittenen Gesprächen zur Übernahme des 400 Mill. Euro schweren Spezialisten für Pressemitteilungen, Compliance und Investor Relations und hat sich bereits 60% der Aktien durch unwiderrufliche Andienungsvereinbarungen mit den Hauptaktionären gesichert. Die beiden Partner wollen eine Investorenvereinbarung abschließen und ein öffentliches Übernahmeangebot starten, wie sie ankündigten. Vorstand und Aufsichtsrat unterstützen die Übernahme.
Die Offerte entspricht einem Aufschlag von knapp 53% gegenüber dem EQS-Schlusskurs vom Mittwoch und von 61% gegenüber dem volumengewichteten durchschnittlichen Börsenkurs der Aktie in den vergangenen drei Monaten. Eine Transaktion hätte damit ein Volumen von rund 400 Mill. Euro.
Als Investmentbank für EQS ist Goldman Sachs und als Rechtsberater GLNS engagiert. Für Thoma Bravo agieren Parkview und Kirkland & Ellis.
Debüt in Deutschland
Es wäre das erste Investment von Thoma Bravo im deutschen Markt. Das Private-Equity-Haus aus San Francisco ist einer der größten Softwareinvestoren der Welt mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 131 Mrd. Dollar. Die Amerikaner haben sich in dem Verkaufsprozess für EQS gegen mehrere konkurrierende Finanzinvestoren durchgesetzt. Thoma Bravo finanziert die Transaktion vollständig mit Eigenkapital aus seinen Fonds.
Größter Aktionär von EQS, die unter anderem Pflichtmitteilungen börsennotierter Unternehmen verbreitet, ist mit 24% die "Investmentgesellschaft für langfristige Investoren TGV". Dahinter steckt der Investor Norman Rentrop, Verleger und Initiator des spendenfinanzierten TV-Senders Bibel-TV. Zweitgrößter EQS-Aktionär mit 15,3% ist Unternehmensgründer und CEO Achim Weick.
Thoma Bravo hat sich bereits einen Anteil von ca. 60% aller ausstehenden EQS-Aktien durch unwider-rufliche Andienungsvereinbarungen mit EQS-Hauptaktionären, einschließlich Firmenchef Weick gesichert, wobei dieser zudem einen Teil seiner Beteiligung an EQS in die neue Holdingstruktur reinvestiert. Alle Hauptaktionäre erhielten den gleichen Angebotspreis, hieß es.
In dieser Woche haben die EQS-Titel auf Xetra bis Mittwochabend rund 17,5% zugelegt. Der Kurs erreichte am Donnerstag 39,80 Euro Euro, weil das Übernahmeangebot bei 40 Euro liegen soll. Der bisherige Börsenwert des Unternehmens lag damit bei 263 Mill. Euro und ist auf 400 Mill. Euro geklettert.
Thoma Bravo hat sich im Rahmen der Partnerschaft verpflichtet, bei Vollzug des Angebots weiteres Kapital durch die Zeichnung einer Barkapitalerhöhung im Umfang von 10% der EQS-Aktien zum Angebotspreis bereitzustellen.
Der Pressedienst EQS News ging aus der DGAP hervor, die 1996 von der Deutschen Börse, Reuters und VWD gegründet wurde, um einen regulatorischen Nachrichtendienst für die Veröffentlichungspflichten börsennotierter Unternehmen anzubieten. Die DGAP wurde im Jahr 2005 von der EQS Group übernommen. „EQS ist ein einzigartiges deutsches Software-Unternehmen, das innovative Lösungen für die drei Megatrends Digitalisierung, Regulierung und ESG entwickelt und dank dieser Trends profitabel wächst“, sagte Irina Hemmers, Partnerin bei Thoma Bravo.
Im Scale-Segment gelistet
EQS ist im Frankfurter Börsensegment Scale notiert, das weniger stark reguliert wird als der Prime Standard. Das macht das geplante Delisting einfacher. EQS und Thoma Bravo haben vereinbart, dass der EQS-Vorstand unmittelbar nach Vollzug des Deals den Widerruf der Einbeziehung der EQS-Aktien in den Freiverkehr beantragt. Ein gesondertes Delisting-Angebot sei nicht erforderlich.