US-Techfirmen im Gaming-Fieber

Microsoft gibt 7,5 Mrd. Dollar für Spieleentwickler aus - Apple kämpft gegen Epic um Ertragsperle

US-Techfirmen im Gaming-Fieber

Der seit Jahren wachsende Videospielemarkt ist im Lichte der Coronakrise zur heiß umkämpften Zone geworden. Google und Apple streiten mit Spieleentwickler Epic um ihren Anteil am Umsatz von Kultspiel Fortnite auf ihren mobilen Plattformen. Microsoft zahlt mit 7,5 Mrd. Dollar mehr als je zuvor für einen Spieleentwickler. Experten rechnen damit, dass der Markt 2021 erstmals über 200 Mrd. Dollar erlöst.Von Sebastian Schmid, FrankfurtBei dem Videosharing-Dienst Tiktok ist Microsoft im Wettbieten mit Oracle nicht zum Zuge gekommen. Dafür hat sich das weltgrößte Software-Unternehmen diese Woche den Spieleentwickler Zenimax für 7,5 Mrd. Dollar einverleibt und zielt damit ebenfalls auf den Ausbau seines Privatanwender-Angebots. Mit dem weltweiten Rückzug der Menschen aus dem öffentlichen Raum aufgrund der Coronakrise setzen US-amerikanische Technologiefirmen darauf, dass das Leben immer stärker durchdigitalisiert wird – auch in der Freizeit. Für Oracle stellt die Investition in Tiktok einen noch größeren Ausbruch aus der bisherigen Unternehmensstrategie dar. Bislang setzte der US-Konzern wie Rivale SAP vor allem auf Angebote an die Unternehmens-IT. Microsofts Zukauf steht indes für eine erneute Fokussierung auf das Videospielgeschäft, um das sich das Unternehmen seit der Vorstellung der ersten X-Box-Konsole im Jahr 2002 kümmert.Schon im Jahr des Amtsantritts von Microsoft-CEO Satya Nadella hatte der Windows-Konzern für 2,5 Mrd. Dollar den Spieleentwickler Mojang übernommen, der die Minecraft-Reihe erfunden hat, die heute unter anderem auch für digitales Lernen eingesetzt wird.Zenimax ist für ihre Tochter Bethesda bekannt, die milliardenschwere Videospielehits wie die Fantasy-Reihe “Fallout”, in der es um das Überleben in einer postapokalyptischen Welt geht, oder die Rollenspielserie “The Elder Scrolls” geschaffen hat. Microsoft dürfte damit ihren X-Box-Gaming-Dienst mit mehr exklusiven Spieletiteln versorgen wollen.Hauptrivale Sony hat unlängst die nächste Videospielekonsole der Playstation-Reihe vorgestellt. Auch Microsoft hat eine neue Konsole am Start. Gerade in der Coronazeit rechnen die Hersteller mit hoher Nachfrage im anstehenden Weihnachtsgeschäft. Zuletzt waren die Erlöse der Gaming-Industrie kräftig gestiegen. Der Branchenbeobachter Newzoo rechnet im laufenden Turnus mit einem Wachstum der Branchenerlöse um 9,3 % auf knapp 160 Mrd. Dollar. Zur Einordnung: Das ist mehr als das Doppelte des gesamten Musikmarkts in einem normalen Jahr inklusive Live-Musik, Streaming und Albenverkäufen und nur unwesentlich weniger als das globale Pay-TV-Geschäft ohne Streaming. 2023 sollen dann erstmals 200 Mrd. Dollar übertroffen werden (siehe Grafik).Microsoft und Zenimax rechnen in ihrer Mitteilung sogar damit, dass die 200-Mrd.-Grenze schon 2021 durchbrochen wird. Microsoft-Wettbewerber Nintendo hat wegen der hohen Nachfrage die Produktion der Konsole “Switch” zuletzt zweimal hochgefahren. Zunächst von 22 Millionen auf 25 Millionen Stück im August und dann vor zwei Wochen noch einmal um fünf auf 30 Millionen. Mobiles PotenzialEin noch größeres Erlöspotenzial bietet derweil der Markt für Mobile Gaming, der laut Newzoo im laufenden Turnus mit knapp 78 Mrd. Dollar weltweit fast für die Hälfte des Gaming-Marktes stehen dürfte und der zudem deutlich schneller wächst als der Gesamtmarkt. Einer anderen Studie von IDC und App Annie zufolge stehen Spiele auf Apples mobiler Plattform iOS zwar nur für rund ein Drittel der Downloads, aber für fast zwei Drittel des Umsatzes. Bei Googles Android-Plattform verhält es sich ähnlich. Allerdings ist der Gaming-Anteil an Downloads und Umsatz dort noch höher.Um diese hervorragende Erlösquelle geht es Apple im Rechtsstreit mit Fortnite-Entwickler Epic, der versucht hat, seine Anwender zur direkten Bezahlung unter Auslassung der App-Store-Gebühr zu animieren und dafür von Apple aus dem App Store verbannt wurde. Aktuell sind die streitenden Parteien vor mehreren Gerichten vorstellig und versuchen dort, ihre Position durchzusetzen. Parallel treibt Apple ihre digitalen Unterhaltungsdienste mit einem Servicepaket voran, in dem Gaming, Video- und Musikstreaming-Dienst gebündelt werden.