Pentagon will Innovation in der Halbleiterbranche fördern
USA fördern neue Chip-Zentren
Verteidigungsministerium gibt Mittel für acht neue Entwicklungshubs frei
xaw New York
Die USA wollen die Verwundbarkeit der heimischen Halbleiterindustrie durch den Aufbau neuer Innovationszentren verringern. Das US-Verteidigungsministerium verkündete am späten Mittwoch, die Entstehung acht solcher "Hubs" mit 238 Mill. Dollar fördern zu wollen. Es handelt sich dabei um eine der ersten und die bislang größte Finanzierung aus dem 2022 verabschiedeten Chips and Science Act, in dessen Rahmen die Regierung um Präsident Joe Biden insgesamt nahezu 53 Mrd. Dollar für die Fertigung von und Forschung zu Halbleitern in den Vereinigten Staaten bereitstellt.
Abhängigkeit beunruhigt
Zwar sind US-Unternehmen wie Nvidia, deren Aktie ihren Wert im Zuge der Euphorie um künstliche Intelligenz 2023 nahezu verdreifacht hat, beim Design hochleistungsfähiger Chips führend. Doch die Produktion von Halbleitern hat die Industrie in den vergangenen Jahrzehnten in weiten Teilen ausgelagert. So gelten Nvidia und Konkurrenten wie AMD als stark vom weltgrößten Auftragsfertiger TSMC aus Taiwan abhängig.
Das Szenario einer chinesischen Invasion des Inselstaats sorgt bei Analysten deshalb für Unruhe. Doch auch unabhängig von einem möglichen Angriff gilt es für TSMC, die ihre Kapazitäten in den USA ausbauen und Milliarden in den Bau einer Fabrik in Deutschland investieren will, als herausfordernd, die enorme Nachfrage nach Chips zu bedienen.
Militärische Relevanz
Die Biden-Regierung versucht Firmen deshalb über mehrere Programme dazu zu bewegen, ihre Entwicklung und Produktion im Heimatmarkt anzusiedeln und auszubauen. Der Großteil der Mittel soll ab dem Herbst über das Handelsministerium fließen. Unterdessen hob die stellvertretende US-Verteidigungsministerin Kathleen Hicks die hohe militärische Relevanz der heimischen Halbleiterproduktion hervor. Die neuen Innovationszentren sollten dazu beitragen, "die modernsten Mikrochips in Systeme zu bringen, die unsere Truppen jeden Tag nutzen", sagte die Demokratin am Mittwoch, und nannte Langstreckenwaffen und Kommunikationsgeräte als Beispiele.
Begünstigte der vom Verteidigungsministerium vergebenen Mittel sind Konsortien aus Forschungsinstituten und Universitäten, die in Arizona, Indiana, Kalifornien, Massachusetts, New York, North Carolina und Ohio ansässig sind. Die einzelnen Zuteilungen belaufen sich dabei auf 15 bis 40 Mill. Dollar. Zwar soll sich die Forschung an den Standorten vorrangig nach den Anforderungen des Ministeriums zur elektronischen Kampfführung richten, aber auch in kommerzielle Anwendungen – unter anderem in Bezug auf künstliche Intelligenz, 5- und 6G-Netze sowie Quantencomputing – einfließen.
Programm stößt auf Probleme
Das Handelsministerium richtet unter Verwendung von 11 Mrd. Dollar an Fördermitteln separat eine Reihe an Forschungszentren ein. Ressortleiterin Gina Raimondo räumte zuletzt allerdings ein, dass das Programm bereits auf Probleme stoße. So herrscht in den USA eine Knappheit an Arbeitskräften für neue Chipfabriken. Zugleich will Washington die chinesische Technologieentwicklung durch umfangreiche Beschränkungen auf Halbleiterexporte in die Volksrepublik eindämmen. Zuletzt ist dem von Handelsrestriktionen betroffenen Konzern Huawei mit dem Smartphone Mate 60 Pro dennoch ein Technologiesprung gelungen.