USA durchkreuzen Pläne von Evonik
ab Düsseldorf – Der Chemiekonzern Evonik stößt mit seinen Übernahmeplänen für Peroxychem auf den Widerstand der Kartellbehörden in den USA. Die Federal Trade Commission (FTC), die zusammen mit dem Justizministerium in den USA die Wettbewerbsaufsicht führt, wolle die im November angekündigte Übernahme mit einer Klage blockieren, teilte Evonik mit. Das Unternehmen werde sich dagegen mit allen Mitteln verteidigen, heißt es. Rechtlich beraten lässt sich Evonik dabei von Freshfields. Anders als die FTC, die durch den Zusammenschluss eine erhebliche Beeinträchtigung des Wettbewerbs befürchtet, bezeichnet Evonik den Markt für Wasserstoffperoxid als hochkompetitiv. Mit Auflagen lasse sich die Übernahme nicht retten, hieß es auf Anfrage.”Es ist enttäuschend, dass die FTC diesen Schritt unternommen hat, um die Akquisition zu unterbinden”, wird Evonik-Chef Christian Kullmann zitiert. Peroxychem produziere Produkte für attraktive und wachstumsstarke Endmärkte, die komplementär zu jenen von Evonik seien. Die Übernahme stelle für Evonik eine Chance dar, in Spezialmärkte im Geschäft mit Wasserstoffperoxid – weithin bekannt als Bleich- und Oxidationsmittel – zu expandieren. “Wir bleiben zuversichtlich, uns vor Gericht durchzusetzen und die Übernahme abzuschließen”, sagte Kullmann.Zumindest der dafür vorgesehene Zeitplan lässt sich nun aber nicht mehr halten. Sollte die 625 Mill. Dollar schwere Akquisition ursprünglich bis zur Jahresmitte abgeschlossen werden, bedeute die Klage, dass die Akquisition nicht mehr im laufenden Turnus über die Bühne gebracht werde, heißt es. Beide Unternehmen gaben sich kämpferisch. Man werde belegen, dass die Beanstandungen der FTC die aktuelle Marktdynamik außer Acht ließen. Insbesondere gehe es dabei um das nachhaltige Wachstum in den von Peroxychem bearbeiteten Spezialanwendungen wie der Abwasseraufbereitung oder Desinfektions- oder Sterilisationslösungen für die Einsatzgebiete Medizin und Pharma.Zudem lasse die FTC die beträchtlichen Synergien und Vorteile für die Kunden, die aus der Übernahme resultierten, außer Betracht. Evonik bietet derzeit im Geschäft mit Wasserstoffperoxid vor allem Standardlösungen für die Papier- und Zellstoffindustrie an. Nach früheren Angaben von Evonik zöge die Übernahme von Peroxychem keine Veränderung im Ranking auf dem Markt für Wasserstoffperoxid nach sich. Demnach steht die belgische Solvay unangefochten auf Platz 1 der Weltrangliste, auf Platz 2 rangiert Evonik – mit und ohne Peroxychem -, auf den Rängen 3 und 4 folgen Arkema und die inzwischen als Nouryon firmierende Akzo-Chemie.Das Wiederaufleben protektionistischer Tendenzen hat in den USA schon zu zahlreichen Problemen bei Übernahmen geführt. So erhielt T-Mobile US erst kürzlich grünes Licht für die vor mehr als einem Jahr angekündigte Fusion mit der konkurrierenden Sprint. Im Weg steht nun aber noch eine Klage von einigen US-Bundesstaaten (vgl. BZ vom 3. August). Auch der Zusammenschluss von Linde und Praxair wäre um Haaresbreite am Widerstand der US-Kartellwächter gescheitert.