Valeant verabschiedet sich von Erfolgsmodell
Von Sebastian Schmid, New YorkDer Pharmakonzern Valeant rückt angesichts des wachsenden Drucks von US-Politik und -Regulierungsbehörden von seinem Geschäftsmodell ab. Bislang hatte Valeant Wettbewerber übernommen, deren Arzneimittelpreise von der Gesellschaft als zu niedrig erachtet wurden. Nach der Übernahme wurde wenig investiert, dafür aber der Preis der alten Medikamente rasant erhöht. Vergangene Woche teilte das Unternehmen mit, von den staatlichen Strafverfolgungsbehörden ein Auskunftsersuchen erhalten zu haben, das sich mit der umstrittenen Preisanhebungsstrategie befasst habe. Bei der Quartalszahlenvorlage am Montag kündigte CEO Michael Pearson nun einen Rückzieher von der bisherigen Strategie an. Es sei wahrscheinlich, dass Valeant künftig “weniger oder gar keine Akquisitionen auf Basis zu niedrig bepreister Produkte” vornehmen werde. Sein Unternehmen wolle sich nun stärker auf den Abbau der binnen neun Monaten auf rund 30 Mrd. Dollar verdoppelten Schulden konzentrieren. Zudem seien Aktienrückkäufe aktuell wertschaffender als weitere Akquisitionen.Pearson ging sogar noch weiter und versprach, im existierenden Arzneimittelportfolio werde es keine Preiserhöhungen von mehr als 10 % im Jahr geben. Zudem wird offenbar als Friedensangebot an die aufgebrachten US-Senatoren und Staatsanwälte eine Abspaltung der Neurologiesparte mit anschließendem Verkauf erwogen. Das “Neuro”-Geschäft hatte die kräftigsten Preisanstiege verzeichnet. Einige Mittel verteuerten sich nach der Übernahme durch Valeant um mehrere hundert Prozent.Die erneut starken Quartalszahlen spielten vor diesem Hintergrund eine untergeordnete Rolle aus Sicht von Analysten und Investoren. Der Umsatz kletterte um 36 % auf knapp 2,8 Mrd. Dollar und stieg um Wechselkurseffekte bereinigt sogar um mehr als 40 %. Der Gewinn brach zwar von 82 Cent auf 14 Cent je Aktie ein. Das war allerdings neben gestiegenen Zinsaufwendungen auf zahlreiche Sonderfaktoren zurückzuführen. Der von Valeant ausgewiesene Bargewinn je Aktie zog um gut 30 % auf 2,74 Dollar an.Derweil stürzte der Aktienkurs bis Montagmittag in New York um 7,2 % auf 164,81 Dollar ab.