Mobilfunk

Vantage Towers lässt 1&1 hängen

Nachdem Vantage Towers als Hauptpartner von 1&1 bei Antennenstandorten für das neue 5G-Mobilfunknetz nur eine zweistellige Zahl an Funktürmen anstelle der erhofften 850 bieten kann, setzt 1&1 auf einen neuen Partner. Dennoch drohen Strafen der Bundesnetzagentur.

Vantage Towers lässt 1&1 hängen

hei Frankfurt

Die United-Internet-Tochter 1&1 hat mit der Eubanet GmbH einen Vertrag über die Akquisition von bis zu 7500 Standorten für Mobilfunkantennen vereinbart. Das Unternehmen, das Ende September einräumen musste, das Ausbauziel von 1000 5G-Antennenstandorten zum Jahresende 2022 zu verfehlen, hofft diesen Ausbaustand nun im Sommer 2023 erreichen zu können, wie eine Sprecherin auf Anfrage sagte. Die 1&1-Aktie zog 2,5% an, Titel von United Internet kamen 1,8% voran. Sie haben ihren Wert im laufenden Jahr allerdings bisher glatt halbiert.

Dem Vernehmen nach bleibt Vantage Towers, die bisher der Hauptpartner von 1&1 für die benötigten Mobilfunktürme war, weit hinter den vertraglich vereinbarten Verpflichtungen zurück. Die Vodafone-Tochter, die aufgrund einer Übernahmeofferte unter der Führung von KKR nach nicht einmal zwei Jahren Börsennotierung schon wieder vor dem Going Private steht, sollte Insidern zufolge 850 der benötigten 1000 Mobilfunkstandorte für 1&1 beisteuern. Stattdessen konnte Vantage nur eine zweistellige Zahl tatsächlich „liefern“.

Behörde „unzufrieden“

Die Bundesnetzagentur (BNetzA), die bei der 5G-Lizenzvergabe für alle vier Lizenznehmer Ausbauauflagen gemacht hat, will die Zielverfehlung von 1&1 für das Jahr 2022 „im Januar bewerten“, wie ein Sprecher der Behörde auf Anfrage sagte. In informierten Kreisen heißt es unterdessen, dass die Behörde generell mit dem Ausbautempo der Mobilfunkantennen „unzufrieden“ sei. 1&1, die 2019 5G-Frequenzen für insgesamt 1,07 Mrd. Euro ersteigert hat, nimmt auch am Programm zur Schließung sogenannter „weißer Flecken“ im Mobilfunk – Orte ohne Netzverbindung – teil. Dabei haben die drei etablierten Netzbetreiber und 1&1 sich verpflichtet, bestehende Versorgungslücken in Deutschland zu schließen.

Im Gegenzug wurde eine Vereinbarung über die ratierliche Stundung der Kosten für die 5G-Frequenzen vereinbart. Konzernchef Ralph Dommermuth hatte damals gesagt, die Vereinbarung passe „zu unserer langfristigen Finanzierungsstrategie, die vorsieht, den Großteil der Aufwendungen für den Bau eines modernen 5G-Netzes aus laufenden Einnahmen zu leisten“. Beim Netzausbau hat sich 1&1 für ein neuartiges virtualisiertes OpenRAN-Netz entschieden, das das japanische Mobilfunkunternehmen Rakuten verwirklichen soll. Auflagenverfehlungen sollen eigentlich Strafen der BNetzA nach sich ziehen, jedoch hat sich die Behörde in der Vergangenheit öfter kulant gezeigt, auch gegenüber etablierten Netzbetreibern. Diese hatten sich lange gegen die Zulassung eines vierten Netzbetreibers gesträubt.

1&1 muss bis 2030 die Hälfte der Bevölkerung mit seinem 5G-Netz abdecken., halb so viel wie die bestehenden Netzbetreiber. Dommermuth sagte, nach der Vereinbarung mit Eubanet hoffe er, dieses Ziel früher zu erreichen. Eubanet sei ein „erfahrener Akquisitionspartner“, der über die technischen und vertragsspezifischen Kenntnisse im Aufbau nahezu aller Netze wie z. B. GSM, UMTS, LTE, PMP, Bündelfunk, Glasfaseranbindungen und 5G verfüge. Eubanet identifiziert Standorte und schließt Mietverträge für 1&1.