Vapiano tischt anspruchsvolle Bewertung auf

Banken trauen Restaurantkette mehr als 800 Mill. Euro zu - Kapitalerhöhung von lediglich 85 Mill. Euro zur Wachstumsfinanzierung

Vapiano tischt anspruchsvolle Bewertung auf

Die Restaurantkette Vapiano macht Ernst mit ihren Börsenplänen. Das Unternehmen hat jetzt auf den Startknopf gedrückt, so dass in vier Wochen Erstnotiz sein sollte. Vapiano, die die Zahl ihrer Lokale bis 2020 verdoppeln will, sollen gerade 85 Mill. Euro aus der Platzierung einer Kapitalerhöhung zufließen. Aus dem Research der Banken ergibt sich ein Unternehmenswert von rund 800 Mill. Euro und damit mehr, als bisher spekuliert wurde.wb Frankfurt – Vapiano will es wissen: Die Restaurantkette hat jetzt den offiziellen Prozess für den Börsengang gestartet. Das Initial Public Offering (IPO) des Unternehmens, das netto gerade erst an der Gewinnschwelle kratzt, hatte sich, wie mehrfach berichtet, abgezeichnet. Die begleitenden Banken stützen ihre Bewertung auf einen Multiplikator von 15 bezogen auf das für nächstes Jahr prognostizierte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda). Daraus lässt sich ein Enterprise Value von mehr als 800 Mill. Euro ableiten. Herangezogen werden die Bewertungen von US-Anbietern und europäischen Unternehmen: Shake Shack, Chipotle, Panera Bread, Zoe’s Kitchen, Potbelly, Restaurant Group sowie Domino’s Pizza, Starbucks, Telepizza oder Whitbread.Die begleitenden Banken rechnen für 2018 mit 243 Restaurants, einem Nettoumsatz von 413 Mill. Euro und einem Ebitda von gut 55 Mill. Euro. Die Nettoverschuldung soll von 80 Mill. auf 101 Mill. Euro 2018 steigen. Die Erwartungen an das Ebitda-Wachstum sind mit 33 % im nächsten Jahr am höchsten, in den Folgeperioden werde es deutlich nachlassen, lauten die Annahmen. Vapiano plant, den Mittelzufluss aus der Kapitalerhöhung in Expansion zu investieren. Und es soll ein nachrangiges Gesellschafterdarlehen über 10 Mill. Euro getilgt werden. Herz bleibt investiertSeit 2011 ist Tchibo-Erbe Günter Herz über seine Vermögensverwaltung Mayfair an Vapiano beteiligt. Er ist mit 44 % der derzeit größte Aktionär und wolle im Rahmen des IPO keine Aktien verkaufen, heißt es. Als Veräußerer bleiben die Wella-Erben Hans-Joachim und Gisa Sander, die 25 % halten, sowie der mit 30 % beteiligte Mitgründer Gregor Gerlach. Alle wollen auch nach dem Börsendebüt mit von der Partie sein, sagte CEO Jochen Halfmann gestern. Verfügungsbeschränkungen für Unternehmen, Management und Altaktionäre sollen sich “im marktüblichen Rahmen bewegen”.Vapiano plant, wie berichtet, die Expansion in neuen und bestehenden Märkten voranzutreiben und die Zahl der Restaurants bis Ende 2020 auf 330 nahezu zu verdoppeln. Die Wachstumschancen in den Kernmärkten erwartet Halfmann mit im Schnitt 10 % per annum bis 2010. Das “Fast-Casual-Dining-Segment” (FCD) übertreffe andere Segmente der Gastronomie. “Innovationen und Initiativen wie der Ausbau von Take-Away- und Lieferservicemöglichkeiten sowie die People App verbessern das Gasterlebnis weiter”, sagt Halfmann. Und mit Bestellterminals werde noch mehr “pilotiert”. Der Manager spricht von eruptiven Innovationen der Pasta- und Pizzakette und davon, dass Technologie ein fester “Bestandteil unserer DNA” sei. Und überhaupt sei die italienische Küche, die das Unternehmen bietet, die globalste überhaupt. Vapiano selbst ist auf der Apennin-Halbinsel bisher nicht vertreten.Heute gibt es 185 Vapiano-Restaurants in über 30 Ländern auf fünf Kontinenten. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 27 % in den vorigen zehn Jahren. FCD nahm als eines der am schnellsten wachsenden Segmente der Gastronomie zwischen 2010 und 2015 laut Halfmann in den acht “Fokusmärkten” von Vapiano mit im Schnitt rund 9 % zu. Bis 2020 soll es noch einen Zahn zulegen und biete damit “erhebliche Expansionsmöglichkeiten” auch ohne Verdrängungswettbewerb. Bis 2020 soll der Markt auf ein Volumen von rund 177 Mrd. Euro kommen. Als “einzigartige Lifestyle-Marke mit international bewährtem Wachstumskonzept” und der Fähigkeit, “die wichtigsten Verbrauchertrends zu adressieren”, sei Vapiano gut positioniert, um ihre Expansionspläne zu verwirklichen und stabile Erträge zu erzielen, buhlt Vapiano um Investoren. “Wir sind davon überzeugt, dass der Zugang zum Kapitalmarkt der richtige Schritt ist, um unsere Wachstumspläne zu unterstützen”, sagt Halfmann.Von 2014 bis 2016 steigerte Vapiano den “Gesamtumsatzerlös” um 8,7 % p. a. auf 460,4 Mill. Euro. Zeitgleich wuchs der Umsatzerlös mit 28 % p. a. auf 248,6 Mill. Euro. Unter Berücksichtigung der 2016 getätigten Akquisitionen wären es 292,3 Mill. Euro. Das bereinigte Ebitda abzüglich Voreröffnungskosten wuchs im Schnitt demnach um über 10 % auf 28,6 Mill. Euro 2016. Das durchschnittliche Umsatzvolumen je Restaurant betrug zuletzt 3,3 Mill. Euro.