Vergleich in den USA dämmt politische Risiken ein
Von Stefan Paravicini, New YorkDie Deutsche Bank hat kurz vor Weihnachten die Gespräche mit dem US-Justizministerium im sogenannten Hypothekenstreit zu einem Abschluss gebracht. Daran war sowohl der Bank als auch der US-Regierung gelegen, weil die Verhandlungen nach der Vereidigung des gewählten Präsidenten Donald Trump im Januar wohl nicht nur ins Stocken geraten wären, sondern wegen der geschäftlichen Verbindungen zwischen Trump und der Deutschen Bank nach dem Regierungswechsel noch einmal komplizierter geworden wären.Das deutsche Spitzeninstitut, das seit 1979 mit einer eigenen Niederlassung in New York im US-Markt aktiv ist und heute rund 11 000 Mitarbeiter oder gut ein Zehntel seiner Belegschaft in den USA beschäftigt, gehörte in der Vergangenheit zu den belastbarsten Finanzierungspartnern der Unternehmen des President-Elect. Seit 1998 hat das Institut im Geschäft mit Trump-Firmen an Finanzierungen mit einem Volumen von mindestens 2,5 Mrd. Dollar mitgewirkt, wie das “Wall Street Journal” vorgerechnet hat.Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses sahen sich nicht zuletzt wegen der andauernden Verhandlungen mit der Deutschen Bank schon Ende November veranlasst, in einem Brief an die interne Aufsicht des Justiz- und Finanzministeriums sowie an sechs weitere Behörden die Aufseher zu ermahnen, jegliche Beeinflussung von politischen Entscheidungen im Sinne der unternehmerischen Interessen des gewählten US-Präsidenten zu verhindern (vgl. BZ vom 25. November).Mit der jetzt erreichten Einigung hat die Deutsche Bank verhindert, erneut zu einem prominenten Politikum in Washington zu werden. Sie hätte sonst riskiert, dass das Justizministerium unter neuer Führung im nächsten Jahr der Versuchung erlegen wäre, auf Kosten des deutschen Branchenprimus einen Nachweis für die Unabhängigkeit der Regierung zu liefern. Geringer HandlungsspielraumFür das seit Jahren kriselnde US-Geschäft der Bank ist die Einigung nach Einschätzung von Analysten noch kein Befreiungsschlag. “Die strategischen Handlungsoptionen der Deutschen Bank in den USA werden klar eingeschränkt, da die Profitabilität des US-Geschäfts auf lange Jahre hinaus geschwächt wird”, fürchtet Ingo Speich, Fondsmanager von Union Investment, und hat dabei vor allem die bis zu 4,1 Mrd. Dollar im Blick, die die Bank in den nächsten fünf Jahren geschädigten Immobilienkäufern und anderen Kunden zugutekommen lassen soll.Andere Marktbeobachter schätzen die Folgen für die Bilanz im Vergleich zu der 3,1 Mrd. Dollar hohen Strafe als gering ein. Denn ähnliche Auflagen hatte das US-Justizministerium in solchen Fällen auch amerikanischen Banken gemacht. Bei ihnen schlugen sich die Vergünstigungen für Kunden, die noch dazu steuerlich absetzbar sind, bisher zu weniger als einem Fünftel in der Bilanz nieder, rechnen Analysten vor.Wichtiger für die Bank sei es, dass die US-Behörden im Rahmen des Vergleichs zumindest offiziell keine weiteren Auflagen für das Geschäft in den USA gemacht haben, wie zuletzt befürchtet wurde. Unter anderem wurde spekuliert, dass die Bank sich als Teil der Vereinbarung zu einem Teilrückzug aus dem Markt verpflichten könnte, um schneller zu einer Einigung zu kommen.2015 lagen die Nettoerträge der Bank in den USA bei rund 7,5 Mrd. Dollar (Konzern: 33,5 Mrd Euro), der Verlust summierte sich auf 2,9 Mrd. Dollar (6,8 Mrd. Euro). Hauptgrund waren Abschreibungen auf die 1999 erworbene Bankers Trust.