Verkaufsgerüchte um Maserati und Alfa
bl Mailand – Die Situation in den italienischen Werken des Autokonzerns Fiat Chrysler Automobiles (FCA) wird immer dramatischer: Aufgrund der schlechten Verkaufszahlen der Konzernmarke Maserati wird die Produktion in den piemontesischen Werken Mirafiori bei Turin und Grugliasco weiter zurückgefahren. Gerüchte um einen Verkauf von Maserati und Alfa Romeo verdichten sich. In allen acht italienischen Werken wird kurzgearbeitet. Im Werk Mirafiori und in Grugliasco, wo die Beschäftigten durchschnittlich nur eine Woche im Monat arbeiten, wird im Februar vom Zweischichtbetrieb auf nur eine Schicht umgestellt. Hintergrund sind die katastrophalen Verkaufszahlen der Maserati-Modelle Levante (SUV), Ghibli und Quattroporte. “Wir sind die Verlierer””Das hat es noch nie gegeben. Wir sind jetzt auf historischen Tiefstwerten. Wir reduzieren von täglich 140 Levante auf 78”, sagt Ugo Bolognesi, Gewerkschafter in Mirafiori. “Wir sind die Verlierer der Ökosteuer”, fügt er hinzu. Die Autoproduktion in Italien ist 2018 erstmals seit vielen Jahren unter eine Million Einheiten gefallen, und auch für dieses Jahr wird ein Absatzrückgang erwartet. Ökosteuer belastetFCA-CEO Mike Manley will wegen der Einführung der Ökosteuer, die größere Mittelklassewagen, SUVs und Oberklasseautos mit einer höheren Kfz-Steuer von maximal 2 500 Euro pro Jahr bestraft, den im November bekannt gegebenen Produktionsplan “überarbeiten”. Ursprünglich wollte das Unternehmen 5 Mrd. Euro bis 2021 in Italien investieren – ohnehin ein eher bescheidener Betrag. Damit sollte wieder Vollbeschäftigung sichergestellt werden.Doch die Ökosteuer ist vermutlich nur eine Ausrede. Denn die Premiummarken Maserati und Alfa Romeo, die mit den Modellen Giulia und Stelvio ebenfalls katastrophal schlechte Verkaufszahlen verbucht, müssten vor allem außerhalb Italiens punkten. Das tun sie aber nicht. Es kommt hinzu: Beide haben keine Hybridversionen im Angebot. Weder Maserati noch Alfa gelingt es, niedrigere Verkaufszahlen in Italien durch steigende Verkäufe außerhalb zu kompensieren.Alfa und Maserati werden zunehmend zum Klotz am Bein für FCA. Es fehlen aber die Mittel, um die beiden Marken neu zu positionieren und die nötigen Investitionen zu stemmen. Nun wird wieder zunehmend über eine mögliche Übernahme durch Chinesen spekuliert. Als möglicher Kandidat gilt Geely. Das Unternehmen soll angeblich auch am Nutzfahrzeughersteller Iveco interessiert sein, dessen langjähriger Chef Pierre Lahutte das Unternehmen kürzlich überraschend von einem Tag auf den anderen verlassen hat. Geely könnte Alfa und Maserati zusammen mit den bereits übernommenen Marken Volvo und Lotus zu einem Premiumautohersteller zusammenspannen. Trennung von Comau denkbarFCA würde sich damit von einer Last befreien, aber weiter schrumpfen. Nach der Ausgliederung von Ferrari und CNH Industrial (Landmaschinen, Nutzfahrzeuge) sowie dem Verkauf des Komponentenherstellers Magneti Marelli würde die Zerlegung weitergehen. Auch die Robotikfirma Comau könnte abgestoßen werden – auch wenn solche Pläne einstweilen dementiert werden.