Elektromobilität

Verschärfter Kampf um Marktanteile bei E-Autos

Der Wettbewerb im Sektor der Elektroautos verschärft sich weltweit. Während sich deutsche Hersteller strategisch aufs Premiumsegment konzentrieren, sind die Chinesen im Volumengeschäft erfolgreich unterwegs.

Verschärfter Kampf um Marktanteile bei E-Autos

Wettbewerb um E-Autos verschärft sich

Chinesen setzen deutsche Hersteller zunehmend unter Druck – Marktanteilsverluste

Von Stefan Kroneck, München

Die Anfang September stattfindende Fachmesse IAA Mobility in München symbolisiert die Umwälzungen an den internationalen Automärkten. Der Kampf um Marktanteile im Zukunftssektor E-Mobilität gewinnt an Fahrt. Der Anteil ausländischer Aussteller auf der Messe steigt um 17% auf die Hälfte. Selbst der US-Wettbewerber Tesla, der Branchentreffen solcher Art tendenziell meidet, soll dieses Jahr laut „Automobilwoche“ ebenfalls dabei sein. Die Zahl chinesischer Hersteller werde mehr als doppelt so hoch sein wie auf der IAA vor zwei Jahren, wie der Verband der Automobilindustrie berichtete.

Darunter befindet sich der größte chinesische Autobauer BYD. Das auf reine Elektrofahrzeuge ausgerichtete Unternehmen schickt sich an, den deutschen Adressen in deren Heimatmarkt stärker Konkurrenz zu machen. Auf mittlere Sicht peilt BYD in Deutschland einen Marktanteil von bis zu 10% im E-Segment an. Das ist ambitioniert für eine Firma, die erst vor kurzem in den wettbewerbsintensiven Markt des größten EU-Landes eingestiegen ist.

Noch viel Luft nach oben

Ob BYD das schaffen kann, hängt vor allem davon ab, wie die angebotenen Modelle beim deutschen Verbraucher ankommen und wie die deutschen Hersteller auf den Vorstoß reagieren. Letzteres resultiert aus den Strategien, die Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW verfolgen. In der ersten Hälfte dieses Jahres befand sich das Trio global auf dem Wachstumspfad. Der Wolfsburger Mehrmarkenkonzern steigerte die Zahl der ausgelieferten reinen E-Fahrzeuge weltweit um 48% auf 321.600 Stück. BMW und Mercedes-Benz Car gelang eine höhere Dynamik. Die Münchner und die Stuttgarter konnten ihre Auslieferungen mehr als verdoppeln.

| Quelle:

Allerdings befinden sich die drei Adressen noch am Anfang des Transformationsprozesses von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zu batteriegetriebenen. Der Anteil von reinen E-Autos an deren Gesamtabsatz wächst zwar, es ist aber noch viel Luft nach oben, wenn man berücksichtigt, dass diese Quote im ersten Semester bei VW 7,4% betrug, bei BMW 13% und bei Mercedes-Benz 11%. In den kommenden Jahren wollen die Adressen diese Anteile deutlich erhöhen. BYD und Tesla haben den Vorteil, dass ihre Angebotspalette komplett auf E-Modellen basiert. Während Tesla am deutschen Markt fast schon Kultstatus erreicht hat, steht BYD hierzulande erst am Beginn einer Marketingoffensive. Zum Vergleich: Laut einer Studie der Deutschen Bank über Elektromobilität spüren die deutschen Hersteller auf deren größtem Einzelmarkt China zunehmend den Konkurrenzdruck chinesischer Produzenten. Der Marktanteil deutscher Marken in China geht seit 2020 kontinuierlich zurück; von einst nahezu 25% auf mittlerweile etwas unter 20%. Deren Anteil im E-Segment pendelt bei 6%. Und das bei einem Anteil von E-Autos am chinesischen Gesamtmarkt von 28%.

Hochpreisig unterwegs

Als Grund für diese breite Schere im E-Segment nennt die Deutsche Bank, dass E-Autos von Chinesen deutlich preiswerter zu erwerben sind als deutsche Marken. Mit dieser Premiumstrategie erwirtschaften sie jene Mittelzuflüsse, die notwendig sind, um die Transformation aus eigener Kraft zu stemmen. Dieser Ansatz führt aber dazu, dass VW & Co. das Volumensegment vernachlässigen. Im Vergleich dazu erzielen die Chinesen im Massengeschäft Skaleneffekte, so die Großbank. BYD hätte damit das Rüstzeug für die Expansion in Deutschland.

Von Stefan Kroneck, München
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.