Vertrauensvorschuss für den Sanierer

RWE-Chef Terium erhält trotz Milliardenverlust Unterstützung von Aktionären - Hoffnung auf Stabilisierung

Vertrauensvorschuss für den Sanierer

Die Aktionäre des angeschlagenen Energieversorgers RWE haben dem Führungsteam Unterstützung beim weiteren Konzernumbau zugesichert. Auf der Hauptversammlung, die weit weniger konfliktträchtig als erwartet ausgefallen ist, machte Vorstandschef Peter Terium den Anteilseignern im Gegenzug Hoffnung, dass sich die Ergebnissituation ab 2015 wieder stabilisiert.ahe Essen – Trotz des Milliardenverlustes im vergangenen Geschäftsjahr hat RWE-Chef Peter Terium einen erneuten Vertrauensvorschuss von Seiten der Aktionäre erhalten. Der von Terium eingeschlagene Weg sei “absolut richtig und dringend notwendig”, betonte Union-Investment-Portfoliomanager Ingo Speich auf der Hauptversammlung in Essen. “Die Aktionäre sind bereit, den steinigen Weg mit Ihnen zu gehen”, sagte der Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Joachim Kregel, in Richtung des Vorstandsvorsitzenden.Kritik an der aktuellen Konzernführung äußerten nur relativ wenig Redner auf dem Aktionärstreffen, auf dem eine Präsenz von 52,7 % verbucht wurde. “Es ist eine Schande, was man aus unserer RWE gemacht hat”, monierte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Diese Kritik gehe aber ausdrücklich nicht an den aktuellen Vorstand, sondern an die Bundesregierung, die das Land mit ihrer Energiepolitik ins Abseits manövriere. “Terium braucht jetzt Zeit, um das Geschäftsmodell neu aufzubauen.”Wie Tüngler plädierte auch Portfoliomanager Speich für Geduld: RWE müsse sich jetzt gesundschrumpfen und brauche an der Spitze keinen Visionär, sondern einen Sanierer, sagte er. “Permanente Bestandsoptimierung und Kostendisziplin, Kraftwerksstilllegungen und Verkäufe, Jobabbau und Dividendenkürzung sind unpopuläre Maßnahmen, aber es führt kein Weg daran vorbei, den Konzern betriebswirtschaftlich wieder auf eine solide Grundlage zu stellen.” Dividende kaum ein ThemaRWE hatte nach Problemen in der konventionellen Stromerzeugung und Milliardenabschreibungen vor allem auf den Kraftwerkspark 2013 einen Nettoverlust von 2,8 Mrd. Euro verbucht. Die Dividende wurde deshalb auf 1,00 Euro je Aktie halbiert (siehe Grafik). Vor allem vielen Kommunen aus Nordrhein-Westfalen, die noch mehr als 20 % der RWE-Aktien halten, hat dies große Löcher in ihre Haushalte gerissen. Auf der Hauptversammlung wurde die magere Ausschüttung dennoch nur selten thematisiert. “Wir sehen die Halbierung der Dividende auch als eine Vorleistung für die Zukunft”, sagte Winfried Mathes, Redner der Deka Investment.Terium räumte in seiner Rede auf der Hauptversammlung noch einmal ein, dass die Lage für RWE aktuell “sehr ernst” sei. Er stellte den Anteilseignern aber zugleich auch eine Stabilisierung der Ergebnissituation ab dem kommenden Jahr in Aussicht. “Wir erwarten, dass sich die dramatische Entwicklungen der vergangenen Jahre so nicht weiter fortsetzen werden”, sagte er. “Unsere Ergebnisse werden sich nach heutigem Kenntnisstand weitgehend stabilisieren, allerdings auf einem gegenüber den Vorjahren niedrigeren Niveau.”Terium sprach in diesem Zusammenhang von einer “neuen Normalität” für RWE. Der Konzern wolle aber von diesem Niveau auch wieder einen Wachstumskurs einschlagen, kündigte er an. Ob dies schon im nächsten Jahr gelinge, könne heute aber noch nicht abschließend beurteilt werden. RWE stehe künftig auf den vier Säulen Erzeugung, Netze, Vertrieb und Handel. 2014 sinkt Gewinn weiterRWE erwartet in diesem Jahr einen weiteren Rückgang des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um rund 10 %. Der Rückgang beim Betriebsergebnis dürfte noch stärker ausfallen. Das um Sondereffekte bereinigte sogenannte nachhaltige Nettoergebnis wird nach den bisherigen Prognosen auf 1,3 bis 1,5 Mrd. von zuletzt 2,3 Mrd. Euro weiter einbrechen. Dieser Wert ist auch die Basis für die Dividendenzahlung. Finanzvorstand Bernhard Günther verwies darauf, dass für 2014 theoretisch erneut eine Ausschüttung von 1 Euro je Aktie möglich sei. RWE verspreche aber keine feste Dividende, sondern lege nur als Ausschüttungsquote ein Maß von 40 bis 50 % des nachhaltigen Nettogewinns fest.