Factoring

Viele Unternehmen verkennen Chancen von Factoring

Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr um rund 5% eingebrochen. Covid-19 traf nahezu alle wirtschaftlichen Bereiche hart und unvorbereitet. Unternehmen mussten daher schnell ihre Liquidität sichern, konnten aber nicht so schnell das Working...

Viele Unternehmen verkennen Chancen von Factoring

Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr um rund 5% eingebrochen. Covid-19 traf nahezu alle wirtschaftlichen Bereiche hart und unvorbereitet. Unternehmen mussten daher schnell ihre Liquidität sichern, konnten aber nicht so schnell das Working Capital reduzieren, wie die Umsätze eingebrochen sind. Und nicht alle Unternehmen erhalten die dringend benötigten Finanzierungen. Eine interessante Alternative bietet Factoring, doch viele Unternehmen verkennen die Chancen.

Sinkende private Konsumausgaben, eingebrochene Importe und Exporte, rückläufige Investitionen von Unternehmen in Innovationen und wichtige Ausrüstungen: Covid-19 hatte im zurückliegenden Jahr tiefgreifende Folgen für die globale Wirtschaft. Die staatliche Förderbank KfW vergab 2020 Darlehen in Höhe von 135 Mrd. Euro und steigerte das Kreditvolumen um 75% gegenüber dem Vorjahr. Sowohl mit Blick auf das Förder­volumen als auch in Bezug auf die Anzahl der Kredite stellte 2020 somit ein Rekordjahr für die Förderbank dar.

Der Trend dürfte sich fortsetzen: Lange währte die Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung im Jahr 2021, doch spätestens mit Sicht auf den verhaltenen Impffortschritt ist klar, dass die Corona-Pandemie die Wirtschaft noch lange beschäftigen wird. Auch eine drohende dritte Infektionswelle könnte den Lockdown und die wirtschaftliche Ungewissheit verlängern.

Nicht immer gangbarer Weg

Für viele Unternehmen bedeutet dies, dass sie auch langfristig weitere Kredite aufnehmen müssen, um ihre Existenz zu sichern. Meist denken Unternehmer dabei an einen traditionellen Bankkredit – doch für viele ist dieser Weg nicht immer gangbar. Schließlich geht für die Bank mit höherem Verschuldungsgrad auch das höhere Risiko eines Zahlungsausfalls einher. Hier liegt für Unternehmen die Krux in Zeiten von Corona: Sie benötigen Liquidität, um der Krise begegnen zu können, und nehmen daher Kredite auf. Damit wächst jedoch auch ihr Fremdverschuldungsgrad, welcher wiederum Auswirkungen auf mögliche künftige Kreditvergaben hat und eine wichtige Bonitätskennzahl ist.

Hinzu kommt, dass viele Unternehmen in ihren Jahresabschlüssen zum 31. Dezember 2020 bilanzverlängernde Maßnahmen mit eventuellen Ergebnisrückgängen aufzeigen. Dies wirkt sich dann negativ sowohl auf den Verschuldungsgrad als auch auf die Eigenkapitalquote aus, beides relevante Kennzahlen für die Kreditvergabe. In letzter Konsequenz führt die sinkende Bonität der Kunden dann auch dazu, dass Kreditinstitute die Kosten für die nötige höhere Eigenkapitalhinterlegung mit einpreisen müssen.

Um genügend Liquidität sicherzustellen, gibt es aber auch noch einen anderen Weg als über den klassischen Bankkredit. Factoring ist eine schnelle Lösung und das Modell ist zudem auch denkbar einfach: Das Unternehmen verkauft seine Forderungen aus Waren- und Dienstleistungen an einen Factor und bekommt dafür sofortige Liquidität zur Verfügung gestellt. Ein weiterer Vorteil dabei ist, dass das Unternehmen zu 100% vor Forderungsausfällen geschützt ist. Damit sichert Factoring Firmen auch vor möglichen Zahlungsausfällen infolge von Insolvenzen ab, welche durch Corona ent­stehen.

Darüber hinaus hilft Factoring, den Grad der Fremdverschuldung zu senken. Denn Factoring ist keine Fremdfinanzierung, sondern stellt eine Innenfinanzierung dar. Damit erhalten Unternehmen, die diese Form der Finanzierung wählen, nicht nur ihr dringend benötigtes Kapital, sondern verbessern auch die Kennzahl der Fremdverschuldung. Factoring kann zudem auch zur Optimierung des Working-Capital-Managements beitragen, denn ein effektives Working-Capital-Management verstärkt die Freisetzung intern gebundener Liquidität. Und mit einem guten Working-Capital-Management lassen sich die Bewertungen von Banken und Analysten ver­bessern.

Wichtig sind hierbei die beiden Faktoren Forderungs- und Verbindlichkeitsmanagement, die mit Hilfe von Factoring optimiert werden können. Im Rahmen des Forderungsmanagements verkürzt der Verkauf von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen an einen Factoring-Partner die Forderungslaufzeit und sorgt für einen sofortigen Liquiditätsgewinn. Die Bilanz wird positiv beeinflusst und die Eigenkapitalquote erhöht. Das schafft mehr Spielraum für Investitionen oder für die Reduzierung von Verbindlichkeiten – und das Rating sowie die Finanzierungskonditionen bei Kreditinstituten verbessern sich.

In Bezug auf das Verbindlichkeitsmanagement bietet der Factor dagegen eine Reverse-Factoring-Lösung. Reverse Factoring ist eine Vorfinanzierung gegenüber dem Lieferanten. Das heißt: Der Großabnehmer verkauft seine Verbindlichkeiten an einen Factor, welcher den Lieferanten sofort bezahlt. Der Großabnehmer kann damit meist einen besseren Preis aushandeln und sein Zahlungsziel verlängern. Kurzfristige Verbindlichkeiten gegenüber der Bank können zurückgeführt und der Zinsaufwand gespart werden. Für den Lieferanten bedeutet dies sofortige Liquidität von bis zu 100% aus den Forderungen des Großab­nehmers.

Doch viele Unternehmen haben das Potenzial von Factoring noch nicht vollständig erkannt. Dabei hilft Factoring Unternehmen darüber hinaus dabei, zukunftsfähig zu bleiben. Dies kommt auch mit Blick auf die Liquidität von Unternehmen in und zum Ende der Corona-Pandemie zum Tragen, denn es ist zu erwarten, dass sich die Situation mit Blick auf die Liquidität noch weiter verschärfen wird.

Materialien zur Weiterverarbeitung und auch das Umlaufvermögen müssen vorfinanziert werden, bevor sie schließlich mit Zahlungszielen weiterverkauft werden können. Unternehmen, die zu Beginn der Krise ihr Warenlager reduziert hatten oder Kurzarbeit anordnen mussten, um ihre Liquidität zu schonen, werden dann am Ende der Krise vor größeren Herausforderungen stehen, da dann diese Effekte „aufgebraucht“ sein werden und die Liquiditätssituation angespannter sein wird, als zum Anfang.

Sowohl für die Verbesserung wichtiger Finanzkennzahlen als auch für die Sicherstellung der eigenen Liquidität sowie zur Beschaffung von Geldern für wichtige Investitionen sollten Unternehmen aktuell also mehr denn je auch auf Factoring setzen. Die Zahlen des Deutschen Factoring-Verbandes zeigen den steigenden Bedarf: Trotz der enormen Auswirkungen der Pandemie auf die deutsche, aber auch weltweite Wirtschaft stiegen die Umsätze der Verbandsmitglieder um 1,6%. Dies unterstreicht die wachsende Bedeutung von Factoring als verlässliches Instrument in der Krise.

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