Villeroy & Boch macht Ernst mit Rekordakquisition

Entscheidung über Kauf von Ideal Standard bis Ende März - CEO Göring: Wir werden uns nicht übernehmen

Villeroy & Boch macht Ernst mit Rekordakquisition

md Frankfurt – Der Badausstatter und Geschirrhersteller Villeroy & Boch will bis zur Hauptversammlung am 27. März entscheiden, ob der Wettbewerber Ideal Standard übernommen wird. Wie Vorstandschef Frank Göring bei der Bilanzvorlage sagte, würden derzeit noch die Bücher geprüft. Nach einem positiven Fazit der Due Diligence werde man dann Gespräche über einen Kauf beginnen. Gemäß Göring wäre es die größte Übernahme in der mehr als 270-jährigen Firmengeschichte von Villeroy & Boch.Die in Belgien ansässige Ideal Standard setzte zuletzt knapp 730 Mill. Euro um. Nach einer drei Jahre andauernden Restrukturierung, die die Eigentümer – die Finanzinvestoren Anchorage (80 %) und CVC (20 %) – einiges gekostet haben dürfte, arbeitet Ideal nach mehreren Verlustjahren laut Göring inzwischen wieder profitabel. Der CEO unterstrich, dass nur ein profitables Unternehmen gekauft wird.Vor zwei Wochen hatte Villeroy & Boch auf einen Bericht im “Manager Magazin” reagiert und mitgeteilt, dass derzeit ein Erwerb der Ideal-Standard-Gruppe geprüft werde (vgl. BZ vom 24. Januar). “Diese Evaluierung befindet sich allerdings noch in einer frühen Phase, und die Gesellschaftsorgane haben weder verbindliche Entscheidungen über das Ob noch über etwaige wirtschaftliche Parameter eines Erwerbs getroffen”, hieß es. Diese Einschätzung wurde von Göring nun zwar im Kern wiederholt, doch konnte man aus seinen Ausführungen den Eindruck gewinnen, dass die Prüfung der Bücher inzwischen schon so weit vorangeschritten ist, dass Bereitschaft besteht, in konkrete Übernahmeverhandlungen einzutreten, wenn sich in den wenigen noch zu prüfenden Geschäften von Ideal nicht unerwartete Risiken auftun.Göring nannte vier Punkte, die für eine Akquisition von Ideal sprechen. Zum einen sei die Firma einer der wenigen verbliebenen großen Spieler in der Branche, die noch zu haben seien. Die letzten größeren Übernahmen vonVilleroy & Boch liegen schon zwölf Jahre zurück. Dagegen seien viele Wettbewerber in den letzten Jahren auch durch M&A-Deals stark gewachsen. Zudem sei Ideal in Segmenten (u. a. Armaturen) stark, die für Villeroy & Boch attraktiv seien.Der zweite Pluspunkt seien die Synergieeffekte. Wie Finanzvorstand Markus Warncke betonte, gehe es hier nicht nur um Kosteneinsparungen, etwa durch Stellenabbau, sondern auch um das Erreichen kritischer Masse, die zu einer Marktmacht führen kann, durch die erst bestimmte Geschäfte möglich und Preise durchgesetzt werden können.Drittens gebe es einen “regionalen Fit” zwischen Villeroy & Boch und Ideal. So seien die Saarländer etwa im Heimatmarkt und in Skandinavien stark, die Belgier dagegen in Großbritannien, den USA und im Mittleren Osten. Von daher würden sich die beiden Konzerne bestens ergänzen. Schließlich passten Villeroy & Boch und Ideal auch von der Marktpositionierung gut zueinander. Die Deutschen siedeln sich im gehobenen bis Premium-Segment an, während Ideal eher im niedrigen bis mittleren Preissegment unterwegs ist. Mit einem Angebot, das nahezu alle Preisklassen umfasse, könne man neue Kundengruppen erreichen.Ein Punkt, an dem der Deal scheitern könnte, ist der Preis. “Wir werden uns nicht übernehmen”, stellte Göring klar. Nach Angaben aus der Branche wurde bei den jüngsten Übernahmen im Sanitärbereich, die mit dem potenziellen Kauf von Ideal vergleichbar seien, das Zehn- bis Elffache des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bezahlt. Göring bezeichnete diese Multiples am Rande der Pressekonferenz als “viel zu hoch” und schloss eine solche Bewertung für Ideal aus. Die Entscheidungsträger bei Villeroy & Boch seien “konservative Traditionalisten”, die eher auf eine Akquisition verzichteten, als einen überhöhten Preis zu zahlen.Zu den Beratern von Villeroy & Boch gehören laut Göring KPMG, PwC, J.P. Morgan und Freshfields. Auch McKinsey habe vorübergehend in Diensten des Konzerns gestanden.