Vodafone bietet Minderheitsaktionären Nachschlag

Telekom-Rivale zahlt 103 Euro je Aktie von Kabel Deutschland - Paul Singer nimmt Angebot an

Vodafone bietet Minderheitsaktionären Nachschlag

hip London – Vodafone hat sich mit den widerborstigen Minderheitsaktionären von Kabel Deutschland auf den Kauf ihrer Anteile für 103 Euro je Aktie geeinigt. Wie der Telekom-Rivale mitteilt, nahmen D.E. Shaw, Paul Singers Hedgefonds Elliott Advisers und UBS O’Connor das Angebot unwiderruflich an. Sie verfügen zusammen über 17,1 % des Aktienkapitals. Vodafone legt dafür 1,56 Mrd. Euro auf den Tisch und verfügt im Anschluss über 93,8 %. Nehmen alle Minderheitsaktionäre die Offerte an, werden 2,12 Mrd. Euro fällig. Die Nettoverschuldung von Vodafone würde sich dadurch von 44,0 Mrd. auf 46,1 Mrd. Euro erhöhen. Bislang gab es nur 92 EuroDer größte europäische Mobilfunkbetreiber hatte Kabel Deutschland 2013 übernommen und einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag abgeschlossen, der im April 2014 wirksam wurde. Seitdem zahlte das Unternehmen den Anteilseignern des Kabelnetzbetreibers jährlich einen Ausgleich von 3,17 Euro je Aktie und bot ihnen eine Put-Option. Sie hatten die Möglichkeit, ihre Anteile zu einem festgesetzten Preis an Vodafone zu verkaufen, der sich jährlich erhöhte. Zuerst lag dieser Preis bei 84,53 Euro. Bis Ende September stieg er auf 92 Euro. Elliott hatte versucht, einen höheren Preis gerichtlich durchzusetzen. Das Münchner Landgericht wies die Klage im November 2019 ab (vgl. BZ vom 28.11.2019). Die Kläger hatten moniert, dass Vodafone in ihren Planungen zu wenig optimistisch gewesen sei – und daher den Wert der Kabel-Deutschland-Aktien und des jährlichen Ausgleichs zu niedrig angesetzt hatte. Die Richter dagegen wiesen darauf hin, dass Zukunftsplanungen grundsätzlich schwer überprüfbar sind. “Wenn das Gericht von der Plausibilität der Planannahmen überzeugt ist, darf es diese nicht durch andere, möglicherweise auch plausible Planannahmen ersetzen.” Einige Kläger legten Rechtsmittel ein. Die juristischen Auseinandersetzungen können sich über viele Jahre erstrecken.Das Geschäftsmodell der Shareholder-Aktivisten wie Singer, Bill Ackman (Pershing Square), Carl Icahn (Cevian) oder Dan Loeb (Third Point) ist einfach: Man erwirbt eine Minderheitsbeteiligung und stellt gewagte Forderungen. Oft sind sie sich mit Großaktionären einig, die sich aber lieber bedeckt halten. In Deutschland forderte Elliott bei Scout24 den Verkauf von Autoscout24 und damit die Zerlegung des Konzerns sowie schuldenfinanzierte Aktienrückkäufe in Milliardenhöhe. Auch bei Gea, Stada, Thyssenkrupp und Uniper machte Elliott bereits Druck. An langwierigen Gerichtsverfahren haben Aktivisten meist kein großes Interesse. Charme eines SparvertragsDie Kabel-Deutschland-Aktie war im Dezember bis auf 111 Euro gestiegen. Unter den Aktionären befinden sich Bloomberg-Daten zufolge Acatis, Norges Bank und Axa. Sie müssen nun entscheiden, ob sie sich mit 103 Euro zufriedengeben oder für den Fall eines Squeeze-outs auf eine noch höhere Abfindung hoffen. Die Aktie notierte zuletzt bei 104 Euro. Bis die Minderheiten komplett vom Hauptaktionär hinausgedrängt werden, haben die Papiere von Squeeze-out-Kandidaten den Charme eines Sparvertrags – im aktuellen Zinsumfeld ist so eine jährliche Ausgleichszahlung durchaus attraktiv.Vodafone gab im November nach einem unerwartet guten Quartal ein überraschend präzises Gewinnziel für das Ende März auslaufende Geschäftsjahr aus. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) soll demnach zwischen 14,4 Mrd. und 14,6 Mrd. Euro hereinkommen. Zuvor hatte das Management unter Verweis auf die Pandemie keine konkreten Zahlen genannt. In Deutschland hielt das Unternehmen im laufenden Jahr den Service-Umsatz stabil und konnte zuletzt sowohl bei der Entwicklung des durchschnittlichen Umsatzes pro Nutzer im Mobilfunkgeschäft als auch bei der Verhinderung der Kundenabwanderung punkten. Anfang kommenden Jahres will Vodafone das europäische Mobilfunkmastengeschäft unter dem Namen Vantage Towers an die Börse bringen.