Vodafone zeigt Milliardenverlust

Indien schlägt ins Kontor - Serviceumsatz und operatives Ergebnis wachsen auf vergleichbarer Ebene

Vodafone zeigt Milliardenverlust

Der Abschied von Vodafone India und Wertberichtigungen haben Vodafone im Ende September abgelaufenen Halbjahr unter dem Strich ein Minus in Milliardenhöhe beschert. Allerdings zeigte der Telekom-Rivale auf vergleichbarer Basis sowohl beim Service-Umsatz als auch beim operativen Ergebnis Wachstum. hip London – Vodafone hat für das Ende September abgelaufene Halbjahr einen Milliardenverlust ausgewiesen. Vor allem der lange Abschied von Vodafone India aus der Bilanz schlug ins Kontor (vgl. BZ vom 21.3.2017). Wie Europas größter Mobilfunkbetreiber gestern mitteilte, hatten Wertberichtigungen von 3,5 Mrd. Euro auf das Geschäft in Spanien und Rumänien sowie Vodafone Idea das operative Ergebnis unter die Nulllinie gedrückt. Für den imposanten Nettoverlust von 7,97 Mrd. Euro, der den Aktionären zuzurechnen ist, sorgte ein Veräußerungsverlust von 3,4 Mrd. Euro aus der Fusion von Vodafone India mit Idea Cellular und andere Faktoren wie höhere Finanzierungskosten.Der neue CEO Nick Reid kündigte an, auf die Kostenbremse zu treten. Im Geschäftsjahr 2021 sollen die operativen Kosten in Europa um 1,2 Mrd. Euro niedriger liegen. Er strebe eine radikale Vereinfachung des Geschäfts an, sagte er in London. Das gelte für die Preisgestaltung, Produkte und Dienstleistungen sowie für die internen Prozesse des Unternehmens. Das Management hat eine Kostenbasis von insgesamt 8 Mrd. Euro ausgemacht, die durch die “digitale Transformation” des Konzerns gesenkt werden könne – etwa durch Automatisierung von Callcenter-Tätigkeiten oder Nutzung digitaler Vertriebskanäle. Reichlich Papiergeraschel im Zusammenhang mit der Einführung von IFRS 15 zum 1. April erschwert den Vergleich der Geschäftszahlen mit denen des Vorjahreszeitraums. Finanzchefin Margherita Della Valle verwies auf die bereinigten Werte. Demnach ist der Service-Umsatz trotz intensiven Wettbewerbsdrucks in Italien und Spanien um 0,8 % gewachsen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Amortisation (Ebitda) verbesserte sich um 2,9 % und das bereinigte Ebit um 8,6 %. “Virtuelle Tower Co”Reid will die rund 58 000 Funkmasten des Konzerns in einer “virtuellen Tower Co” zusammenfassen, was von manchen am Markt als erster Schritt zum Abverkauf der Infrastruktur interpretiert wurde. “Bei einer Verschuldung von derzeit mehr als 30 Mrd. Euro ist alles willkommen, was die Belastung mindert”, sagte George Salmon, Analyst bei Hargreaves Lansdown. Man prüfe derzeit “eine breite Auswahl von Optionen”, sagte Della Valle. Reid versuchte, das M&A-Fieber etwas zu dämpfen: “Es ist wirklich wichtig, dass wir die strategische Kontrolle über die Assets behalten”, sagte der Nachfolger von Vittorio Colao. Die Aktie stieg in London um 8,7 % auf 156,84 Pence.”Es gibt zwei Gründe, warum diese Zahlen gut am Markt ankommen”, sagte Salmon. “Weil die operativen Kosten das dritte Jahr in Folge gesenkt wurden, ist das Ergebnis etwas besser ausgefallen als zuvor erwartet und die Gruppe konnte einen geringfügig besseren Ausblick auf das Gesamtjahr geben.” Das habe Ängste vor einer Kürzung oder Streichung der Dividende besänftigt. Zudem hätten die Anleger die Bemühungen um eine Vereinfachung des Geschäfts begrüßt. Und ein Verkauf des Funkturmgeschäfts könne Milliarden in die Unternehmenskasse spülen. Für Reid ist ein expandierendes Ebitda der wichtigste Treiber des Schuldenabbaus. Er verwies zudem auf mögliche Teilverkäufe. Zuletzt hatte sich Vodafone vom Geschäft in Katar getrennt. Vodafone Neuseeland will Reid gerne an die Börse bringen.Das Unternehmen will seine Nettoverschuldung zwischen dem 2,5- und 3,0-fachen Ebitda halten. Della Valle zeigte sich zuversichtlich, dass ein wachsendes operatives Ergebnis die Nettoverschuldung Schritt für Schritt ans untere Ende dieser Spanne führen wird. Allerdings stehen schon bald wieder Frequenzauktionen an. Dann könnten erneut Investitionen auf dem Ergebnis lasten, etwa für den 5G-Netzausbau. “Wir beobachten kein Wettrüsten der Netzbetreiber, um 5G in halsbrecherischer Geschwindigkeit an den Start zu bringen”, beruhigte Reis. Im Vergleich zu China, wo die Branche wegen der Überlastung der bestehenden Netze gezwungen sei, 5G schnell einzuführen, sei das Tempo in Europa etwas moderater.