Voestalpine gibt Gewinnziel auf

Operatives Ergebnis deutlich unter Vorjahr - Kernmarkt Europa unter Druck - Schulden steigen

Voestalpine gibt Gewinnziel auf

Der Anfang Juli angetretene neue Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner hat wahrlich keinen leichten Start. Nach einer längeren Wachstumsphase des Unternehmens schwächelt die Stahlkonjunktur. Der Thyssenkrupp-Konkurrent kassiert seine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr und muss seine deutlich gestiegene Verschuldung abbauen. ak Düsseldorf – Voestalpine zieht nach einem deutlichen Ergebniseinbruch im ersten Halbjahr die Konsequenzen und verabschiedet sich vom bisherigen Ziel für das Geschäftsjahr. Ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf Vorjahresniveau hält der neue Konzernchef Herbert Eibensteiner nicht mehr für erreichbar. Vielmehr geht der Vorstand jetzt von etwa 1,3 Mrd. Euro aus, was einem Minus von rund 17 % entsprechen würde.Österreichs größter Stahlkonzern leidet wie die Wettbewerber unter hohen Rohstoffkosten bei sinkenden Stahlpreisen, den Handelsstreitigkeiten und der Schwäche der Automobilindustrie. Der Vorstand beklagte, dass der für Voestalpine wichtigste Markt Europa derzeit am deutlichsten an Geschwindigkeit verliere, was die wirtschaftliche Dynamik angeht. “Die Zeichen aus der Automobilindustrie deuten nicht auf eine rasche Erholung hin”, sagte Eibensteiner in einer Telefonkonferenz. Positiv hoben sich im ersten Halbjahr lediglich die Luftfahrtindustrie und die Eisenbahninfrastruktur von der negativen Entwicklung ab.”In den nächsten Monaten werden daher die Auswirkungen der geänderten globalen ökonomischen Rahmenbedingungen auf die langfristige Positionierung von allen wesentlichen Geschäftsbereichen untersucht”, kündigte die Voestalpine-Führung im Zwischenbericht an. Auf Nachfrage blieb Eibensteiner vage, ließ jedoch durchblicken, dass es nicht um einen grundsätzlichen Schwenk in der Strategie gehe, sondern eher kleinere Anpassungen.Im Vergleich zu den Wettbewerbern in Europa sieht sich Voestalpine in Sachen Ebitda-Marge immer noch solide aufgestellt. Sie fiel im ersten Halbjahr um 2,7 Prozentpunkte auf 10,2 %. Den stärksten Ergebnisrückgang verzeichnete die Sparte Metal Forming, da sie durch hohe Anlaufkosten für das neue Automotive-Werk in Cartersville im US-Staat Georgia belastet wurde. Hier sei schon einiges umgesetzt, um die Produktivität zu erhöhen, aber noch seien zahlreiche Optimierungsschritte nötig, um die Planungsziele zu erfüllen, heiß es im Zwischenbericht. Die geringsten Ergebniseinbußen zeigte die Metal Engineering Division, die etwa die Hälfte ihres Geschäfts mit der Eisenbahnindustrie macht, die weiter stark nachfragte. Der größten Sparte Stahl machten die hohen Eisenerzpreise zu schaffen. Der mengenmäßige Rückgang fiel im Jahresvergleich trotz gedämpfter Nachfrage nicht so stark aus, da im Vorjahr die Basis wegen der Großreparatur eines Hochofens schon niedrig gewesen war.Die Verschuldung des Konzerns ist in die Höhe geschnellt. Das liegt vor allem an bilanztechnischen Faktoren. Voestalpine hat auf den neuen Standard IFRS 16 umgestellt, was durch die Einbeziehung von Leasing-Verbindlichkeiten zu 437 Mill. Euro mehr Schulden führte. Außerdem löste der Konzern eine Hybridanleihe über 500 Mill. Euro ab, die bisher zum Eigenkapital gezählt wurde, und emittierte dafür einen normalen Bond. Bis zum Jahresende will Finanzchef Robert Ottel die Verschuldung deutlich reduzieren. Marktwert fälltDie Voestalpine-Aktie, die seit Anfang 2018 mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren hat, gab am Mittwoch um bis zu 3 % nach. Der Konzern, dessen größte Aktionärin mit knapp 15 % die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich ist, ist an der Börse derzeit nur noch rund 4,3 Mrd. Euro wert.