Stahl

Voestalpine wird nach Rekordjahr vorsichtiger

Nach operativen Rekordergebnissen wird Voestalpine im laufenden Turnus nicht an Zahlen des vorherigen Geschäftsjahrs anknüpfen können. Dennoch bläst das Management alles andere als Trübsal.

Voestalpine wird nach Rekordjahr vorsichtiger

Voestalpine wird nach Rekordjahr vorsichtiger

Ebitda könnte um bis zu ein Drittel sinken – Aktionäre erhalten mehr Dividende

ak Köln

Nach einem Rekordjahr in Sachen Umsatz und operatives Ergebnis wird der Stahlproduzent Voestalpine vorsichtiger. „Wir erwarten eine Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik“, sagte Vorstandschef Herbert Eibensteiner bei der Bilanzvorlage. Die Prognose für das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) fällt verhalten aus: Es soll im laufenden Geschäftsjahr zwischen 1,7 und 1,9 Mrd. Euro landen – ein deutlicher Rückgang zu den 2,5 Mrd. Euro, die Voestalpine für den vergangenen Turnus ausweist. Der Rekordwert war vor allem geprägt durch ein außerordentlich starkes erstes Halbjahr der Steel Division, die zwischen April und September 2022 rund ein Drittel des gesamten Konzern-Ebitda erwirtschaftete. Mit der Normalisierung der Situation begründete der Voestalpine-Vorstand denn auch die abgespeckten Erwartungen für das laufende Jahr.

Für eine konjunkturelle Eintrübung – Voestalpine rechnet damit für ihr Geschäft vor allem in den Branchen Konsumgüter, Bau und Maschinenbau – sieht sich Österreichs größter Stahlkonzern gut gerüstet: „Wir sind strategisch und finanziell gut aufgestellt“, sagte Ebensteiner. Der langjährige CFO Robert Ottel untermauerte das mit einer Reihe von Kennzahlen. Voestalpine sei es im vergangenen Jahr gelungen, den Großteil der Preissteigerungen weiterzugeben, wie zum Beispiel die Explosion der Strom- und Gaspreise. Der Aufwand stieg dafür um 75% auf 1,5 Mrd. Euro. Trotz Mengenrückgangs konnte Voestalpine deshalb den Umsatz um 22% auf 18,2 Mrd. Euro steigern, rechnet aber damit, dieses Niveau im laufenden Turnus nicht ganz halten zu können.

Die Zinswende führte auch zu einer steigenden Zinsbelastung von 70 auf 130 Mill. Euro, obwohl die Nettoverschuldung auf den niedrigsten Wert seit mehr als 15 Jahren gesunken ist. Die Aktionäre sollen an der guten Entwicklung der Zahlen partizipieren, die Dividende steigt um ein Viertel auf 1,50 Euro.

In den vergangenen Monaten hat Voestalpine zudem wichtige Investitionsweichen für die Zukunft gestellt: Nach vierjähriger Bauzeit läuft die Inbetriebnahme des nach Voestalpine-Angaben weltweit modernsten Edelstahlwerkes in Kapfenberg. 205.000 Tonnen Spezialstähle für Luftfahrt-, Öl- und Gas-, Automobil- und Werkzeugbauindustrie sollen dort künftig produziert werden.

Förderantrag für grünen Stahl

Im März hatte der Aufsichtsrat außerdem eine Großinvestition von 1,5 Mrd. Euro in die grüne Stahlproduktion genehmigt. Für seinen Umstieg von seinen CO2-lastigen Hochöfen auf Elektroöfen hofft der Linzer Stahlkonzern auf Fördergelder in Höhe eines hohen zweistelligen Millionenbetrags. Noch im Juni will Voestalpine alle Anträge in Österreich einreichen, die Entscheidung soll im Herbst fallen.

Die Voestalpine, Österreichs größter CO2-Emittent, will bis spätestens 2050 klimaneutral produzieren. Derzeit betreibt der Konzern fünf Hochöfen in Österreich, drei in Linz und zwei in Donawitz. Ab 2024 soll in Linz und Donawitz mit dem Bau je eines Elektrolichtbogenofens begonnen werden. Damit will das Unternehmen seinen Kohlendioxid-Ausstoß ab 2027 bis zu 30% senken.

Voestalpine
Konzernzahlen* nach IFRS
in Mill. Euro2022/232021/22
Umsatz18.22514.923
Ebitda2.5452.291
Ebit1.6241.454
Ergebnis nach Steuern aus fortgeführten Aktivitäten1.0851.072
Ergebnis nach Steuern aus nicht fortgeführten Aktivitäten93258
Konzernergebnis1.1791.330
Ergebnis je Aktie (Euro)6,017,28
Dividende (Euro)1,501,20
Roce (%)15,515,5
Nettofinanzschulden1.6612.291
Eigenkapital7.7697.069
*) Geschäftsjahr zum 31.3.
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