Voestalpines Edelstahlwerk wackelt

Vorstandschef Eder: Entscheidung erst im September - Strom wird teuer - 300 Mill. Euro Investitionen

Voestalpines Edelstahlwerk wackelt

Schon seit einem Jahr überlegt Voestalpine-Chef Wolfgang Eder, ob er das neue Edelstahlwerk bauen soll. Zu unsicher sind die Rahmenbedingungen für das 300 Mill. Euro teure Projekt. Jetzt soll die Entscheidung erst im September fallen.cru Düsseldorf – Der österreichische Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine will über den geplanten Bau eines neuen Edelstahlwerks in Kapfenberg in der Steiermark erst im September endgültig entscheiden. Das kündigte Vorstandschef Wolfgang Eder bei der Bilanzpressekonferenz in Wien an.Das Projekt umfasst Investitionen von 270 Mill. bis 300 Mill. Euro und wäre der erste Neubau in der von Überkapazitäten belasteten Edelstahlbranche in Europa seit Jahrzehnten. Nach Angaben von Eder soll in den kommenden Monaten zunächst die Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen in Österreich und in Europa weiter beobachtet werden, allen voran in der Energie- und Klimapolitik samt Emissionshandel – und darüber hinaus auch die Strompreisentwicklung.”Im Moment sind die Vorzeichen nicht besonders ermutigend”, sagte Eder in Anspielung auf die drohende Stromzonentrennung zwischen Deutschland und Österreich. Dafür hatten die europäischen Stromregulierungsbehörden kürzlich grünes Licht gegeben. Die Auswirkungen für die Konsumenten könnten drastisch sein: “Im Energiebereich müssen wir davon ausgehen, dass wir eine zweistellige Erhöhung des Strompreises haben werden.” Vorsichtiger AusblickDer 65 Jahre alte Manager, der seit 13 Jahren an der Spitze des Konzerns steht, hielt sich wegen der politischen Unsicherheiten durch die aktuelle US-Politik mit einem konkreten Geschäftsausblick zurück. “Es stellt sich die Frage, was sind mögliche Auswirkungen politischer Entscheidungen auf die Wirtschaft”, sagte der Chef des Linzer Konzerns.Zum einen könnte es Einschränkungen in Bezug auf Importe geben. Davon seien Geschäfte der Voestalpine mit rund 400 Mill. Euro Umsatz betroffen. Zum anderen gebe es offene Fragen, wann die angekündigte Änderung der Steuergesetze erfolge oder ob die geplanten Investitionen in die Infrastruktur kommen.Voestalpine macht die Hälfte vom Umsatz mit Flachstahl, Werkzeugstahl, Komponenten und Metallumformung für die Autoindustrie. Die Nachfrage vieler Kunden sei zu Beginn des neuen Geschäftsjahres deutlich größer gewesen als vor einem Jahr. “Auf Basis der aus dem Konjunkturverlauf resultierenden Ergebnisse ist für die erste Jahreshälfte eine starke, deutlich über den Vergleichswerten des Vorjahres liegende Umsatz- und Ergebnisentwicklung zu erwarten”, erklärte Eder, ohne genauer zu werden. Eine konkrete Einschätzung des Konjunkturverlaufes in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres, das im März 2018 endet, werde allerdings erst nach dem Sommer möglich sein.Im laufenden Jahr würden außerdem einige Großinvestitionen erstmals umsatz- und ergebniswirksam – darunter etwa die 1 Mrd. Dollar teure Direktreduktionsanlage im texanischen Corpus Christi für die Produktion von Eisenschwamm, einem Vorprodukt der Stahlherstellung. Zudem seien die Stahl- und Stahlverarbeitungskapazitäten in den Werken bis zum Ende des Geschäftsjahres weitgehend ausgelastet. Eder geht davon aus, dass sich der Einfluss von eventuellen US-Handelsbarrieren sowie der Druck von Dumping-Importen auf Voestalpine in Grenzen hält.Zwar sank der Jahresüberschuss um 13 % auf 527 Mill. Euro, jedoch war dies allein auf positive Sondereffekte aus dem Vorjahr zurückführen. Dank eines starken vierten Quartals steigerte Voestalpine das um die Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) um 7 % auf 1,5 Mrd. Euro, der bereinigte Jahresüberschuss nahm um 6 % auf 539 Mill. Euro zu. Die Aktionäre sollen daher eine um 4,8 % höhere Dividende von 1,10 Euro je Aktie bekommen. Aktienkurs knickt einDer Kurs der Voestalpine-Aktie reagierte auf den zwar positiven, aber unkonkreten Ausblick mit einem Minus von zeitweise 1,2 % auf 39,70 Euro. Der Börsenwert des Stahlkonzerns, der die europäische Branche in Sachen Profitabilität anführt, hat sich aber auch so noch seit 2012 verdoppelt auf 7 Mrd. Euro.