Volkswagen durchkämmt das Portfolio
ste Hamburg – Der VW-Konzern sieht sich nicht unter zeitlichem oder wirtschaftlichem Druck, sich vor dem Hintergrund der Belastungen durch die Dieselabgasaffäre von Konzernteilen zu trennen, um die Neuausrichtung zum Mobilitätsdienstleister zu finanzieren. Es sei offen, von welchem Anteil des Konzernumsatzes von zuletzt 217 Mrd. Euro man sich durch den Verkauf von Randgeschäften trennen werde. Die Wolfsburger relativierten am Freitag einen zuvor erschienenen Bericht des “Wall Street Journal”.In diesem Bericht wurde Vorstandschef Matthias Müller mit der Aussage wiedergegeben, das Unternehmen sei aufgeschlossen für Gespräche, und ein neues Team arbeite am Verkauf von Konzernteilen, die nicht mehr als Kerngeschäft betrachtet würden. Diese Bereiche stünden für 20 % des Umsatzes – mehr als 40 Mrd. Euro. Ein Unternehmenssprecher sagte, Müller habe nur von einer Faustregel für große Unternehmen gesprochen, bei denen das Verhältnis der Kern- zu den Randgeschäften bei etwa 80 : 20 liege. Bei VW liege der Anteil des Kerngeschäfts eher etwas höher. Es handele sich um eine allgemeine Äußerung Müllers, die nicht auf konkrete Verkaufspläne bezogen sei.Bei der Vorstellung der Strategie 2025 im Juni 2016 hatte der Konzernchef neben Effizienzsteigerungen eine Bereinigung des Konzernportfolios in Aussicht gestellt. Die Neuausrichtung zum Mobilitätsdienstleister will sich der Mehrmarkenkonzern bis 2025 einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten lassen. Die operative Ertragskraft des Konzerns sei hoch, “aber das reicht nicht, um alles sicher zu finanzieren”, begründete Müller damals die Überprüfung der Konzernteile (vgl. BZ vom 17. 6. 2016). Insgesamt schaue man sich rund 600 Beteiligungen an. Entscheidungen seien nicht gefallen, so der VW-Sprecher.Im März 2016, vor Verkündung der neuen Konzernstrategie, hatte VW den Verkauf seines Anteils am Leasingmarktführer Leaseplan besiegelt, was 2,2 Mrd. Euro einbrachte. In diesem Sommer gab es Spekulationen über einen Verkauf der Motorradmarke Ducati sowie Gerüchte über eine Veräußerung des Getriebeherstellers Renk. Beide Fälle hatten Widerstand von Arbeitnehmervertretern hervorgerufen.Die Liste der Asset-Verkäufe sei nicht zu den Akten gelegt worden, sagte Müller nun. “Aber wir lassen uns von keinem diktieren, welche Entscheidungen wir treffen sollen.” Berichte über einen möglichen Zusammenschluss mit FiatChrysler bezeichnete er als “Spekulation”. Man führe routinemäßig informelle Gespräche mit vielen Herstellern. Es sei aber unwahrscheinlich, dass VW bald an einer Fusion von Volumenherstellern beteiligt sein werde.In den nächsten Jahren will Volkswagen jeweils etwa 10 Mrd. Euro für die Entwicklung der E-Mobilität und für Verbrennungsmotoren ausgeben. Die neuesten Dieselmotoren seien sauber, das Stickoxid-Problem sei mit ihnen gelöst, sagte VW-Entwicklungschef Ulrich Eichhorn der Agentur dpa-afx.