Volkswagen kündigt Strategie-Update im Sommer an
Um den Wandel in Richtung E-Mobilität, autonomes Fahren und neue Mobilitätsdienste zu forcieren und Schwächen zu überwinden, will Volkswagen seine 2016 aufgelegte Strategie in diesem Jahr aktualisieren. Konzernführung und Arbeitnehmervertretung ringen um Maßnahmen.ste Wolfsburg – Um schneller zu werden und Defizite anzupacken, arbeitet der Volkswagen-Konzern unter Führung des seit April 2018 amtierenden Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess an einer Weiterentwicklung seiner im Juni 2016 verkündeten Konzernstrategie “Together – Strategie 2025”. In der Jahrespressekonferenz kündigte Diess einen “Strategietag” für den Sommer an. Die Weiterentwicklung der von Vorgänger Matthias Müller nach Bekanntwerden des Dieselabgasskandals im September 2015 präsentierten Ausrichtung soll “mit konkreteren Zielen, verbindlichen Kennzahlen und dem Anspruch, unsere Strategie an das steigende Veränderungstempo anzupassen”, unterfüttert werden. Vor der Vorlage der Jahresbilanz hatten Äußerungen von Wolfgang Porsche, mit denen der Volkswagen-Miteigner dem Betriebsrat eine Mitverantwortung für verkrustete Strukturen zugeschoben und mehr Flexibilität und Produktivität gefordert hatte, sowie Aussagen von Betriebsratschef Bernd Osterloh das Ringen um weitere Effizienzverbesserungen erneut deutlich werden lassen.Vorstandschef Diess dringt in Anbetracht einer Abkühlung im wichtigsten Automarkt China, drohender Strafzölle aus den USA, der Folgen der Dieselkrise und der Umstellung auf den Abgasprüfstandard WLTP auf mehr Tempo beim Umbruch in Richtung Elektromobilität, autonomes Fahren und neue Mobilitätsdienste. Der weltgrößte Fahrzeugbauer muss enorme geplante Investitionen schultern – bis 2023 sind 44 Mrd. Euro für Zukunftstechnologien vorgesehen, davon gut 30 Mrd. Euro für Elektromobilität. CO2-neutral bis 2050Diess kündigte an, bis 2028 fast 70 neue Elektro-Modelle auf den Markt zu bringen. Im Zuge der im Herbst 2017 vorgestellten “Roadmap E” hatten die Wolfsburger rund 50 reine Elektromodelle bis 2025 in Aussicht gestellt. Die Zahl der für die nächste Dekade projektierten E-Fahrzeuge, die auf den Elektro-Plattformen des Konzerns gefertigt werden sollen, steige von 15 auf 22 Millionen, sagte der Vorstandschef nun. Diess erklärte, bis 2050 wolle der Konzern vollkommen CO2-neutral werden – von der Flotte über die Produktion bis zur Verwaltung. Der Vorstand habe nach Maßgabe des Pariser Klimaschutzabkommens ein umfassendes Programm zur Dekarbonisierung verabschiedet. “Bis 2025 wollen wir den CO2-Fußabdruck unserer Flotte über den gesamten Lebenszyklus um 30 % reduzieren im Vergleich zu 2015.” Auf Basis des Jahres 2010 wolle man den CO2-Ausstoß der eigenen Werke halbieren.Der VW-Chef betonte weiter, um die strengen EU-Vorgaben zu erfüllen, spiele der Elektroantrieb eine Schlüsselrolle. Er sei auf absehbare Zeit die beste und effizienteste Möglichkeit für weniger CO2 im Straßenverkehr. In der nächsten Dekade gebe es keine Alternative zur E-Mobilität – gleichwohl werde man sich von anderen Technologien wie der Brennstoffzelle nicht verabschieden. Diess forderte in der Diskussion, die in Deutschland “wankelmütig” sei, eine Festlegung auf einen Systemwechsel. Technologieoffenheit sei jetzt die falsche Parole und führe nur dazu, den Systemwandel weiter in die Zukunft zu verlegen. Ringen mit BetriebsratDer Übergang von Verbrenner- zu Elektroantrieben wird bei Volkswagen zu weiterem Stellenabbau führen. Ein E-Auto lasse sich mit 30 % weniger Aufwand herstellen, so Diess. Man erwarte aber weiterhin, ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen. Nach Spekulationen über einen Abbau von 5 000 bis 7 000 Arbeitsplätzen in indirekten Funktionen wie der Verwaltung versprach Diess, konstruktive Lösungen mit Betriebsratschef Osterloh zu finden.Der VW-Konzern, den erneut negative Sondereinflüsse von 3,2 Mrd. Euro als Folge der Dieselabgaskrise sowie Belastungen von rund 1 Mrd. Euro im Zuge der Umstellung auf den Abgasprüfstandard WLTP trafen, verbuchte 2018 neue Bestwerte bei Umsatz und operativem Ergebnis vor Sondereinflüssen. Als einer der wenigen Autohersteller habe VW die Jahresprognosen erfüllt, betonte Diess.Der Konzern, der noch in diesem Jahr über eine Partnerschaft mit anderen Herstellern für selbstfahrende Autos entscheiden will, strebt auch 2019 ein Umsatzwachstum von bis zu 5 % und eine operative Rendite von 6,5 bis 7,5 (2018: 7,3) % an. Die Kapitalrendite im Konzernbereich Automobile, die künftig die wichtigste betriebswirtschaftliche Steuergröße vor der Umsatzrendite sein soll und die 2018 mit 11 (i.V. 12,1) % über dem Mindestverzinsungsziel von 9 % lag, soll 2019 leicht über dem Vorjahreswert liegen. Gemäß der aktuellen Strategie 2025 wird ein nachhaltiger Wert von über 15 % angestrebt.