Volkswagen macht Druck bei Ladeinfrastruktur
ste Hamburg – Um der Elektromobilität zu einem schnellen Durchbruch zu verhelfen, will der Volkswagen-Konzern rund 250 Mill. Euro in den Ausbau der Ladeinfrastruktur an Standorten in Europa investieren. Bis 2025 sollen insgesamt 36 000 Ladepunkte aufgebaut werden – davon 11 000 durch die Kernmarke VW Pkw, die im kommenden Jahr mit dem ID.3 das erste rein batterieelektrische Fahrzeug auf den Markt bringen will. Zugleich dringt der weltgrößte Autobauer aus Wolfsburg für den Ausbau der Infrastruktur auf ein stärkeres Engagement der Politik. “Entscheidender Faktor”Bei einer Veranstaltung in Berlin betonte Thomas Ulbrich, im Vorstand der Marke Volkswagen für Elektromobilität zuständig, Deutschland brauche jetzt schnell einen Masterplan Elektromobilität. Der Autobauer verwies darauf, dass der Koalitionsvertrag der Bundesregierung bis 2020 allein in Deutschland mehr als 100 000 zusätzliche öffentliche Ladepunkte vorsehe. Davon existiere bislang nur ein Bruchteil. Die Politik müsse zügig die notwendigen Rahmenbedingungen für einen schnellen Ausbau der Infrastruktur schaffen, etwa durch Anpassungen im Miet- und Baurecht oder durch Ausweitung der Fördermaßnahmen für Ladeinfrastruktur in Parkhäusern und an öffentlichen Stellplätzen. Die Ladeinfrastruktur, so Ulbrich, werde immer mehr zum entscheidenden Faktor für den schnellen Durchbruch der E-Mobilität in Deutschland. Die Bundesregierung berät derzeit über eine von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) angekündigte zusätzliche Milliarde Euro zur Förderung von Ladestationen.Ende vergangener Woche hatte der Verband der Automobilindustrie (VDA) gefordert, dass spätestens ab Mitte 2020 “die gesamtheitlichen Rahmenbedingungen geschaffen sein” müssten, um einen bedarfsgerechten Ausbau der Infrastruktur zu erreichen. Dazu seien unterschiedliche finanzielle Maßnahmen und ordnungspolitische Regelungen erforderlich – so etwa ein koordiniertes übergreifendes Vorgehen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene. Den derzeitigen Bestand von 17 400 öffentlich zugänglichen Ladepunkten in Deutschland bezeichnete der VDA als “absolut unzureichend”. Ende vergangenen Jahres habe es in China bereits rund 330 000 öffentlich zugängliche Ladepunkte gegeben.Bei VW schätzt man, dass künftig rund 70 % aller Ladevorgänge am Arbeitsplatz oder zu Hause ablaufen werden. Rund ein Viertel aller Ladevorgänge sei an öffentlichen Ladesäulen zu erwarten. Die Marke VW Pkw will deutschlandweit rund 4 000 Ladepunkte an VW-Standorten für Mitarbeiter aufbauen, von denen viele frei zugänglich sein sollen.Der VDA verweist auf Berechnungen der 2018 ins Leben gerufenen Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität, die aktuell von 7 bis 10,5 Millionen E-Autos im Jahr 2030 ausgehe. Auf Grundlage heutiger Vorgaben der europäischen AFID-Richtlinie (Alternative Fuels Infrastructure Directive) seien bis dahin im öffentlichen Bereich 700 000 bis 1 Million Normalladepunkte sowie zusätzlich 70 000 bis 100 000 Schnellladepunkte notwendig. Für den privaten Bereich ergebe sich 2030 ein Bedarf von 8 bis 11 Millionen Ladepunkten.Für das Laden auf langen Strecken haben sich die Hersteller BMW, Daimler, Ford sowie der VW-Konzern mit Audi und Porsche in dem Ende 2017 gegründeten Gemeinschaftsunternehmen Ionity zusammengeschlossen. Bis 2020 sollen europaweit 400 Schnellladestationen mit bis zu 2 400 Ladepunkten an Fernstraßen und Autobahnen entstehen. Ende Mai gab Ionity die Eröffnung der 100. Ladestation bekannt – ein High-Power-Charging-Standort nahe Oslo mit der derzeit höchstmöglichen Ladeleistung von 350 Kilowatt. Weitere 51 befinden sich aktuell in der Bauphase.