Volkswagen stellt neuen Mobilitätsdienstleister vor

Autobauer strebt mit 13. Konzernmarke Milliardenumsatz bis 2025 an - Moia soll an die Weltspitze

Volkswagen stellt neuen Mobilitätsdienstleister vor

ste Hamburg – Volkswagen will langfristig zu den führenden drei Mobilitätsdienstleistern der Welt gehören. Dieses Ziel peilt der von der Dieselabgasaffäre erschütterte Wolfsburger Autobauer mit einer neuen, der 13. Konzernmarke an: Moia. “Mit Moia wollen wir neue Formen von Mobilität besser verstehen lernen, zukünftig noch attraktiver gestalten, in einem viel umfassenderen Sinne als heute sowie maßgeschneidert für vielfältigste Bedürfnisse anbieten”, erklärte VW-Konzernchef Matthias Müller bei der Präsentation des neuen Unternehmens auf der “Tech Crunch Disrupt” in London.Das neue Unternehmen für Mobilitätsdienste ist neben der Neuausrichtung des Kerngeschäfts auf das Zeitalter der Elektromobilität wesentlicher Teil der im Juni verkündeten neuen Konzernstrategie. Mit Carsharing-Angeboten, der Vermittlung von Fahrdiensten und anderen digitalen und vernetzten Mobilitätslösungen für Privat- und Geschäftskunden streben die Wolfsburger bis 2025 einen Milliardenumsatz an. In dem Markt, dem Branchenexperten ein starkes Wachstum in den kommenden Jahren voraussagen, werden sich die Autohersteller mit Konzernen aus der IT- und Internetindustrie wie Google, Apple und Uber messen. Umsatzrenditen von 9 % mit Carsharing-Dienstleistungen etwa werden innerhalb einer Dekade für möglich gehalten.Neben dem Umbau des Kerngeschäfts will Volkswagen mit dem neuen Geschäftsfeld Mobilitätslösungen die Basis für künftiges Wachstum schaffen. Für beide Aufgaben plant der Konzern bis 2025 mit Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe. Diesen Mitteleinsatz knüpft Volkswagen an operative Verbesserungen: So soll die operative Umsatzrendite gemäß der “Strategie 2025” in den nächsten zehn Jahren schrittweise auf 7 bis 8 % steigen, die Kernmarke VW Pkw soll 6 % erreichen. Fern von der ZentraleRenditeziele für das neue Unternehmen Moia nannte Volkswagen gestern nicht. Unabhängig von anderen Konzerngesellschaften soll die Firma sein. Dies will Volkswagen auch mit dem Sitz von Moia in Berlin dokumentieren – in ausreichender Entfernung zur Konzernzentrale in Wolfsburg oder zu den Marken Audi und Porsche in Ingolstadt und Stuttgart. Berlin sei der perfekte Standort, denn hier seien die kreativen Köpfe und Start-ups für den Aufbau der Gesellschaft vertreten, betonte der künftige Vorsitzende der Geschäftsführung Ole Harms, der Moia zusammen mit dem für das Finanzressort zuständigen Frank Dilger und dem von der Daimler-Mobilitätstochter Moovel abgeworbenen Chief Operating Officer (COO) Robert Henrich ab Anfang Januar führen wird. “Wir wollen mit Moia beweisen, dass innovative Mobilitätslösungen auch außerhalb des Silicon Valleys möglich sind.” “Buy & Build”Nach der Startphase mit rund 50 Mitarbeitern soll Moia schon Ende kommenden Jahres etwa 200 Leute beschäftigen. Die Firma soll nach der Devise “Buy & Build” durch Zukäufe und durch im Unternehmen selbst aufgebaute Bereiche wachsen. Das größte Potenzial für Moia wird zunächst im Geschäft der Fahrtenvermittlung via App (“Ride Hailing”) gesehen – hier tritt Volkswagen unter anderem gegen den kalifornischen Taxidienstleister Uber an. Den Nukleus für den Ausbau des Geschäfts schuf Volkswagen in diesem Frühjahr mit einer Beteiligung über 300 Mill. Dollar an dem On-Demand-Fahrtenvermittler Gett aus Israel.Anfang Juni kündigte der Dax-Konzern den Markteintritt von Gett auch in Deutschland an. Gett ist bislang weltweit in rund 100 Städten präsent. In London, wo Volkswagen jetzt die neue Konzernmarke Moia vorstellte, nutzen rund die Hälfte der Black Cabs Gett-Dienstleistungen. Der VW-Konzern will – anders als Uber – Mobilitätsdienstleistungen in enger Abstimmung mit Kommunen und Regulierungsbehörden anbieten.Für künftige europäische Moia-Projekte sollen auch Erfahrungen einer Mobilitätspartnerschaft genutzt werden, die Volkswagen im Spätsommer für drei Jahre in Deutschland mit der Stadt Hamburg vereinbarte. Hamburg bewirbt sich um die Ausrichtung des weltweit größten Kongresses zu intelligenten Transportsystemen und -diensten (ITS) im Jahr 2021 und will sich als Modellstadt für zukunftsweisende Verkehrskonzepte profilieren. Im “Pooling” zur Effizienzsteigerung des Individual- und öffentlichen Verkehrs sieht Volkswagen ein zweites großes Geschäftsfeld für Moia.—– Wertberichtigt Seite 6