Von der Ransomware zur E-Sabotage
Von der Ransomware zur E-Sabotage
Digitalchef der Schwarz-Gruppe warnt vor Behandlung von Cybersecurity als reines IT-Thema
fed Frankfurt
Der Chief Digital Officer der Schwarz-Gruppe, Rolf Schumann, hat Führungskräfte in Vorständen und Aufsichtsräten von Unternehmen davor gewarnt, das Thema Cybersicherheit als reines IT-Thema zu behandeln. Genau das geschehe noch in vielen Industrieunternehmen, berichtete der Co-Vorstandschef von Schwarz Digits, also des Dienstleisters der Schwarz-Gruppe, der Services rund um Cloud, Cybersicherheit und E-Commerce anbietet. Die meisten Banken hingegen hätten aufgrund strenger aufsichtsrechtlicher Anforderungen bereits stärker durchdrungen, dass Cybersecurity eine umfangreiche Managementaufgabe darstelle.
Was Ghost-KI-Agenten alles anstellen können
Anlässlich des FEA Summit, also der Jahreskonferenz der Financial Expert Association, des Interessensverbands der Finanzexperten und Aufsichtsräte in Deutschland, wies Schumann darauf hin, dass sich die Formate der Cyberangriffe veränderten. Die Fälle von Schadsoftware (Ransomware), die den Zugriff auf Daten oder Systeme sperrt, um dann von den attackierten Unternehmen Lösegeld für die Entschlüsselung zu fordern, nähmen ab. Dafür treten verstärkt Formen der E-Sabotage auf, beispielweise durch absichtliche Herabsetzung der Schweißtemperaturen eines Schweißroboters oder Manipulationen an der Eichung einer Abfüllanlage. In solchen Fällen seien Unternehmen gefordert, nach der forensischen Untersuchung festzulegen, ob Produkte zurückgerufen werden. Auch sei die Fantasie groß, sich vorzustellen, was alles Ghost-KI-Agenten anstellen könnten, etwa mit Blick auf die Umleitung von Lieferungen.
Es sei zwar wichtig, die Digitalisierung voranzutreiben. Aber insbesondere mit Zunahme der digitalen Vernetzung müssten Firmen alle Risiken im Blick behalten und sicherstellen, dass sie die volle Kontrolle über die Prozesse behielten, so Schumann.
Schwarz setzt fest auf den Standort Deutschland
Angesprochen auf die digitale Transformation hierzulande unterstrich der CDO der Schwarz-Gruppe, dass das Unternehmen weiterhin fest auf den Standort Deutschland setze. Schwarz habe in der Vergangenheit Milliarden in Deutschland investiert und habe das auch weiterhin vor, etwa in ein Rechenzentrum auf dem Kraftwerksgelände in Lübbenau im Spreewald. Solche Investitionen könnten sich auch ohne Investitionen durchaus rechnen. Allerdings sei wichtig, dass es dann ausreichend Aufträge gebe. Dazu sollten Regierung, Unternehmen und Forschungsinstitute beitragen, indem sie ihre Aufträge an Rechenzentren vergeben, die in Deutschland ansiedelten. Schließlich gehe es auch um Souveränität – und damit auch um Werte. Schwarz sei es wichtig, den Kunden glaubhaft versichern zu können, dass ihre Daten nicht dazu genutzt werden, Künstliche Intelligenz in den Vereinigten Staaten zu trainieren, die daraus individualisierte Werbeaussendungen an Kunden formuliere.